EU-Gipfel ohne positive Impulse für EUR-USD - Mittelstand optimistischer!
02.03.2012 | Folker Hellmeyer
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Die "Aktion“ vom Dienstag wirkt nach. Das Momentum zu Gunsten des Euros gegenüber dem USD und GBP ist zunächst kurzfristig gebrochen. Identisches gilt für den Anstieg von Gold und Silber.
Der Aktienmarkt hält sich dagegen wacker. Das hat auch gute Gründe. Die Wirtschaft läuft besser, als ihr Ruf es offenbart. Nachdem gestern die Verbände der Chemie und des Maschinenbaus mit sehr verhaltenen Prognose für 2012 aufwarteten, ergibt sich bei den Unternehmen des Mittelstands eine andere Sichtweise. Die Verbände mögen hier "politisch“ agieren bezüglich anstehender Lohnrunden.
Laut dem KfW-IFO-Mittelstandsbarometer schätzt der deutsche Mittelstand die Situation optimistischer ein. Der Index legte auf das höchste Niveau seit Juli 2011 zu. Im Unterschied zu Januar hätten sich die Erwartungen kräftig aufgehellt und die Lagebeurteilungen verbesserten sich spürbar.
Eine stabile bis freundliche Konjunkturlage darf als Ausdruck eines Rückgangs systemischer Risiken interpretiert werden. Aus dieser Konstellation sollte der Euro grundsätzlich profitieren. Eine positive Tendenz in der globalen Konjunktur unterstützt die Reformprozesse der Eurozone. Diese fundamentale Wahrheit wird derzeit vom Markt nicht diskontiert.
Der EU-Gipfel setzte für den Euro keine nachhaltigen positiven Impulse. Das ist durchaus erstaunlich. Alle Themen, die dort behandelt werden, sind Ausdruck verstärkten Willens und größerer Homogenität, die Krise nachhaltiger zu beordnen. Die frühzeitigere Einzahlung der Eigenkapitalmittel des ESM als auch die Debatte über eine Aufstockung des ESM durch ungenutzte EFSF-Mittel trotz derzeit nachlassenden spekulativen Drucks weisen in diese Richtung.
Die sich abzeichnende Bereitschaft Deutschlands, bezüglich einer Aufstockung des ESM die harte Haltung aufzugeben, darf als weiterer positiver Katalysator interpretiert werden. Die Details des aktuellen "Status Quo“ des EU-Gipfels sind in der Rubrik "Letzte Nachrichten“ in den Reutermeldungen nachzulesen.
Die Wirtschaftsdaten geben überwiegend keinen Grund zu nachhaltiger Sorge. Es gab aber auch unerwartete Enttäuschungen: Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone stellte sich den Erwartungen entsprechend auf 49,0 Punkte nach zuvor 48,8 Zählern. Der Index bewegt sich damit weiter unterhalb der zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidenden Marke von 50 Punkten. Andererseits ist die Schlagdistanz zu dieser 50-Punkte Marke erreicht.
Dagegen enttäuschte der Arbeitsmarkt der Eurozone. Hier kam es zu einer Zunahme der Quote von zuvor 10,4% auf einen neuen historischen Höchstwert von 10,7%. Die Prognose lag bei unverändert 10,4%. Die Reformländer leiden konjunkturell. Dieses Leiden ist eine Anpassung der Geschäftsmodelle mit zukünftig höherem Potentialwachstum.
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Die US-Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 25. Februar von revidiert 353.000 (zuvor 351.000) auf 351.000. Damit wird das mäßige Niveau bestätigt, das Ausdruck zunehmender Beschäftigung in den USA ist.
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Persönliche Einkommen legten in den USA per Januar im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 0,4%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,6% nach zuvor 4,6%. Der private Konsum enttäuschte dagegen in der realen Version mit einem unveränderten Ergebnis. Analysten hatten eine Zunahme um 0,3% erwartet. Andererseits wurde der Vormonatswert von -0,1% auf 0,0% revidiert. Damit nivelliert sich die negative Bewertung ein wenig. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg in Höhe von 3,8% nach zuvor 4,0%. Die Sparquote stellt sich per Berichtsmonat Januar auf 4,6% nach zuvor 4,7%.
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Die US-Bauausgaben per Januar sanken unerwartet im Monatsvergleich um -0,1%. Die Prognose war bei +1,0% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von +1,5% auf +1,4% revidiert. Damit stellte sich eine deutliche Verfehlung gegenüber der Konsensusprognose ein. Der Blick auf den Chart offenbart, dass über die letzten 12 Monate überwiegend ein freundliches Bild dominierte. Ergo ist der aktuelle Rückgang nicht mit Trendqualitäten versehen.
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Der “ISM-Manufacturing Index” konnte die Erwartungen eines Anstiegs nicht erfüllen. Der Index sank unerwartet von zuvor 54,1 auf 52,4 Punkte. Analysten hatten einen Anstieg auf 54,5 Punkte unterstellt. Auch die Subindices zeigten sich schwächer. So ging der Auftragsindex von 57,6 auf 54,9 Punkte zurück. Der Produktionsindex verlor geringfügig von 55,7 auf 55,3 Zähler und der Beschäftigungsindex sank von 54,3 auf 53,2 Punkte.
Im Hinblick auf die regionalen Indices stellt das Ergebnis des ISM ein "Rätsel“ dar, da die regionalen Indices überwiegend positive Überraschungen boten. Ergo ist dieser Rückgang des ISM-Index mit Vorbehalt zu diskontieren.
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Positive Akzente setzte dagegen der US-Automobilabsatz. Per Februar wurden in der annualisierten Fassung 15,1 Mio. Kraftfahrzeuge nach zuvor 14,1 Millionen abgesetzt. Die Prognose lag bei 14,0 Millionen. Damit wurde das höchste Absatzniveau seit Frühjahr 2008 verzeichnet.
Der Blick auf den Chart der letzten 12 Monate verdeutlicht die positive Tendenz im Automobilabsatz.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3120 - 1.3150 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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