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Ölpreis steigt zwischenzeitlich auf 3½-Jahreshoch

02.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern Abend um 5 USD nach oben gesprungen und hat zwischenzeitlich mit 128,4 USD je Barrel das höchste Niveau seit Juli 2008 erreicht. Auslöser war ein iranischer Medienbericht, wonach es zu einer Explosion an einer Ölpipeline in Saudi-Arabien gekommen sein soll. Diese Meldung wurde von Saudi-Arabien dementiert, woraufhin der Ölpreis einen Teil seiner Gewinne wieder abgegeben hat.

Die Hälfte des Preisanstiegs ist aber auch nach dem Dementi aus Saudi-Arabien bestehen geblieben. Selbst wenn die auslösende Meldung aus dem Iran kam und daher vermutlich bewusst gestreut wurde, wird vom Markt offensichtlich ein höheres Risiko von Angebotsausfällen gesehen. Diese Preisreaktion zeigt eine selektive Informationswahrnehmung unter den Marktteilnehmern, was das Kennzeichen von spekulativen Übertreibungsphasen ist.

Laut US-Energieminister Chu würden die Ölproduzenten über hinreichend freie Produktionskapazitäten verfügen, um einen Wegfall der iranischen Ölexporte auszugleichen. Das ist sicherlich zutreffend, da die freien Kapazitäten in etwa dem gesamten iranischen Exportvolumen entsprechen. Allerdings wären die freien Kapazitäten dann vollständig abgeschmolzen, was zu einem deutlichen Ölpreisanstieg führen würde. Nicht nur die OPEC steigert derzeit angesichts der hohen Preise die Ölproduktion. Die Ölproduktion in Russland betrug im Februar 10,36 Mio. Barrel pro Tag und liegt damit weiterhin auf dem höchsten Stand seit dem Ende der Sowjetunion.

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Edelmetalle

Die Mitte der Woche stark gebeutelten Edelmetallpreise konnten sich gestern von ihren Tiefständen etwas erholen. Gold und Silber legten moderat um 1,3% und 2,3% auf rund 1.720 USD bzw. über 35 USD je Feinunze zu. Unterstützt wurden sie dabei von ETF-Zuflüssen: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs erreichten mit 2.404 Tonnen ein Rekordhoch. Dies entspricht gut 85% bzw. mehr als 10 Monate der jährlichen Goldminenproduktion.

Die Bestände der Silber-ETFs liegen mit 17.732 Tonnen auf dem höchsten Stand seit Anfang Mai 2011. Platin hat die Marke von 1.700 USD je Feinunze wieder zurückerobert, Palladium handelt nach wie vor über 700 USD je Feinunze. Auch hier tragen ETF-Zuflüsse zu höheren Preisen bei. Die Bestände der Platin-ETFs haben sich im Februar um 5,3% bzw. 70 Tsd. Unzen, die der Palladium-ETFs sogar um 8,4% bzw. gut 143 Tsd. Unzen erhöht.

Hinzu kommen überraschend robuste Autoabsatzzahlen in den USA: Die saisonal bereinigte annualisierte Verkaufsrate ist im Februar auf 15,03 Mio. Fahrzeuge gestiegen, den höchsten Wert seit vier Jahren. Platin wird in der Produktion von Diesel-Katalysatoren verwendet, Palladium in der Herstellung von Benzin-Katalysatoren benötigt. Darüber hinaus unterstützen die Produktionsprobleme in Südafrika den Platinpreis. Impala Platinum berichtete gestern, dass das Unternehmen aufgrund des Streiks in der Rustenburg-Mine bislang Produktionsausfälle von 100 Tsd. Unzen Platin zu verzeichnen hatte.


Industriemetalle

Die Metallpreise trotzten gestern dem ISM-Index in den USA - dieser sank im Februar überraschend - und stiegen im Einklang mit den Energieträgern und Edelmetallen ebenfalls an. Der Aufwärtstrend wird heute Morgen allerdings durch einen festeren US-Dollar gebremst.

Einschätzungen des chinesischen Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie zufolge wird sich das jährliche Wachstum der chinesischen Stahlnachfrage in diesem Jahr auf +6,1% abschwächen. Aufgrund der langsamen Erholung der Weltwirtschaft und der Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums soll die Stahlnachfrage "nur" auf 690 Mio. Tonnen steigen. Da die Stahlproduktion im Reich der Mitte aber um 6,8% auf 730 Mio. Tonnen zulegen soll, bestehen weiterhin hohe Angebotsüberschüsse, die deutlichen Preissteigerungen im Weg stehen dürften. Erst für das zweite Halbjahr rechnet das Ministerium mit einer Erholung der inländischen Stahlpreise.

Die zur Stahlproduktion benötigten Importe von Eisenerz dürften laut Ministeriumsangaben in diesem Jahr zwar an Dynamik verlieren, mit 730 Mio. Tonnen sollen sie aber dennoch ein neues Rekordniveau erreichen. Dies sollte im Jahresverlauf den Eisenerzpreis unterstützen, der gestern auf ein 3-Wochenhoch von 143,2 USD je Tonne gestiegen ist. Zugleich sollte sich dies positiv auf die Frachtraten auswirken.


Agrarrohstoffe

Eine wachsende chinesische Nachfrage nach Sojabohnen aus den USA und Trockenheit in Südamerika, welche zu Ernteeinbußen führen könnte, lässt den Sojabohnenpreis die dritte Woche in Folge steigen. Die US-Sojabohnenexporte betrugen laut einem gestern veröffentlichten Bericht des USDA in der Woche bis zum 23. Februar 976 Tsd. Tonnen. Davon gingen 69% nach China. Die rückläufige Produktion von Sojabohnen aus Südamerika, in Brasilien wird vom USDA ein Ernterückgang um 7% auf 70 Mio. Tonnen erwartet, soll die US-Exporte laut USDA um 22% auf ein Rekordhoch von 42,2 Mio. Tonnen in dem am 1. September beginnenden Marketingjahr 2012/13 steigen lassen.

Der Baumwollpreis ist gestern auf ein 2-Monatstief von 87,4 US-Cents je Pfund gefallen, nachdem das International Cotton Advisory Committee (ICAC) seine neuen Prognosen für das Erntejahr 2012/13 veröffentlicht hat. Die weltweite Baumwollproduktion soll demnach 25,73 Mio. Tonnen betragen. Die bisherige Prognose lag bei 24,94 Mio. Tonnen. Die Nachfrage soll mit 24,28 Mio. Tonnen dagegen etwas niedriger ausfallen als bislang erwartet. Die Lagerbestände zum Ende des Erntejahres werden laut ICAC mit 14,54 Mio. Tonnen die bisherige Schätzung um 1,5 Mio. Tonnen übertreffen. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll auf den höchsten Stand seit Ende der 90er Jahre steigen. Diese Aussichten sollten bereits hinreichend in der Terminkurve reflektiert sein, welche bis Jahresende keine nennenswerte Preiserholung impliziert.




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