Suche
 
Folgen Sie uns auf:

EUR-USD freundlicher - Lipsky mit mutiger Bewertung der USA …

15.03.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.3740 (07.40 Uhr), nachdem am Freitag im europäischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3795 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.60. In der Folge notiert EUR/JPY bei 124.45, während EUR/CHF bei 1.4560 oszilliert.

Heute beginnen wir mit der Industrieproduktion in der Eurozone, um Herrn Lipsky vom IWF zu verdeutlichen, wie wirklich gute Konjunkturdaten aussehen.

Per Januar verzeichnete die Industrieproduktion der Eurozone mit +1,7% im Monatsvergleich den höchsten Anstieg seit mehr als 20 Jahren! Die Prognose war bei "nur" +0,7% angesiedelt.

Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von zuvor -1,7% massivst auf +0,6% revidiert. Diese Revision liegt bei nahezu unfaßbaren 2,3%. Diese Revision wirft mehr Fragen auf, als daß Antworten geliefert werden! Fakt ist, daß die Produktionszahlen der letzten beiden Monate um 3,3% besser als vom Markt antizipiert waren. Das ist beinahe sensationell!

Im Jahresvergleich ergab sich in der Folge unerwartet der ein Anstieg um 1,4% nach zuvor -4,1% (zuvor -5,0%). Hier stellte sich der erste Anstieg im Jahresvergleich seit Frühjahr 2008 ein! Der Chart bietet ein eindrucksvolles Bild einer markanten Erholung seit den Tiefstwerten per April 2009 bei -21%. Das ist doch mal ein Bild, das die Erwähnung von Herrn Lipsky finden sollte, oder?

Open in new window


Kommen wir damit zu Datenpotpourri aus den USA.

Die Einzelhandelsumsätze legten in den USA per Februar im Monatsvergleich um 0,3% zu. Die Prognose war bei -0,2% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von +0,5% auf +0,1% revidiert. Ergo war das Zweimonatsergebnis um 0,1% besser als vom Markt antizipiert. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zunahme (nicht inflationsbereinigt) um 3,9% nach zuvor 4,1% ein (ohne KFZ und Energie +2,0% nach +1,7%).

Open in new window


Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank unerwartet per März laut vorläufigem Wert von zuvor 73,6 auf 72,5 Punkte. Die Prognose lag bei unverändert 73,6 Zählern. Die Bewertung der aktuellen Lage fiel mit 80,8 nach zuvor 81,8 Punkten etwas nüchterner aus. Die Einschätzung der zukünftigen Situation sank von 68,4 auf 67,2 Zähler.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht das unverändert niedrige Niveau des Verbrauchervertrauens, das keine verstärkte Konsumlaune impliziert.

Open in new window


Die US-Lagerbestände enttäuschten per Berichtsmonat Januar mit einem unveränderten Ergebnis im Monatsvergleich. Analysten hatten einen Anstieg um 0,2% erwartet. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von -0,2% auf -0,3% revidiert. Aus diesen Daten läßt sich Konjunkturskepsis ableiten, auf keinen Fall US-Konjunkturzuversicht nach der Lesart "IWF-Lipsky".

Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz sank von zuvor 1,26 auf 1,25 Monatsumsätze. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 1,46 Monatsumsätzen. Eine Zunahme der Lagerbestände wird vor diesem Hintergrund mittel- langfristig grundsätzlich wahrscheinlicher.

Die widerwillige Anpassung, die hier in den USA ablesbar ist, impliziert, daß die USA in dem internationalen Konjunkturzug nicht die Lokomotive, nicht den Tender oder die ersten Waggons stellen, sondern den letzten Waggon. Das laute Rufen des Herrn Lipsky hat vor diesem Hintergrund belastbarer statistischer Daten einen faden Beigeschmack.

Wenn Herr Obama die Notwendigkeit aggressiver fortgesetzter Budgetdefizite bis 2020 thematisiert und Herr Bernanke, die Notwendigkeit weiterhin niedrigster Zinsen zur Subventionierung der US-Wirtschaft ankündigt, sind genau diese Umstände Ausdruck der prekären Situation der US-Wirtschaft, die sich mit der Bewertung Lipskys nicht in Einklang bringen lassen.

Eliten sollten schlußendlich belastbare Statements abgeben. Das ist das Minimum, das wir in der Öffentlichkeit erwarten dürfen! In den letzten Jahren gab es von diesen Seiten zu viel "Smoke and Mirrors"!

Open in new window


Wir freuen uns, daß chinesische Eliten zumindest in wesentlichen Aspekten Realitätssinn beweisen. Chinas Premier Wen sagte am Wochenende, daß der Yuan angemessen bewertet sei. Darüber läßt sich fraglos diskutieren.

Wesentlicher ist aber folgende Feststellung. Wen zeigt sich besorgt über die Sicherheit von USAnlagen und forderte die US-Regierung auf, konkrete Maßnahmen umzusetzen, um die Zuversicht in die Glaubwürdigkeit der US-Anlagen für die Investoren zu erhalten.

Das klingt doch gleich ganz anders als die Einlassungen des Herrn Lipsky. Der Verweis auf das Buch "Endlich Klartext" mit den Kapiteln zum US-zentrischen Finanzsystem (Seiten 91 - 135) darf bezüglich notwendigen Basiswissens hier nicht fehlen.

Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen der heutigen Veröffentlichungen auseinandersetzen. Dem „NAHB“ Housing Market Index“ kommt besondere Bedeutung zu.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach wie vor den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3430-1.3450 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"