Welche Form wird der Schuldenschnitt haben?
05.03.2012 | Folker Hellmeyer
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Der Finanzmarkt schaut weiterhin auf Griechenland. Es stellt sich die Frage nach der Form des Schuldenschnitts. Reicht die private Teilnahme aus oder müssen die "CACs" in Anwendung kommen, um das angestrebte Volumen des Schuldenschnitts zu gewährleisten?
Diese Fragestellung ist von hoher Bedeutung. Sofern die private Teilnahme ausreichend wäre, würde der "Hotspot" Griechenland deutlich abkühlen. Das wäre hilfreich für die globale Wirtschaft. Risikoaversion wäre voraussichtlich deutlich rückläufig. Die übrigen Reformländer der Eurozone würden aus dem negativen Fokus herauskommen. Die Investitionsbereitschaft in das Geschäftsmodell der Eurozone würde mittelfristig zunehmen und damit den erfolgreichen Reformprozess unterstützen.
Müssten dagegen die Zwangsmaßnahmen der "CACs" eingesetzt werden, ergäbe sich zunächst eine negativere Situation. Risikoaversion wäre deutlich renitenter. Der gesamte Reformprozess würde nicht erleichtert, sondern er würde temporär erschwert. Die globale Wirtschaft würde zunächst unter ihrem Potential verharren.
Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Gemengelage und bedienen uns der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenige Tage vor Ablauf der Tauschfrist ist der Erfolg des historischen Schuldenschnitts in Griechenland weiter ungewiss. Der Internationale Bankenverband (IIF) äußerte sich zwar am Wochenende zuversichtlich, dass eine ausreichende Zahl von Banken, Versicherern und Hedgefonds freiwillig auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichten wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) geht dagegen einem Magazinbericht zufolge davon aus, dass die Teilnahme zu gering bleibt und deshalb erzwungen werden muss. Dies dürfte die Fälligkeit von Kreditausfallversicherungen in Milliardenhöhe nach sich ziehen.“ Letzteres Szenario gilt es zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund wird bis zum Ende der Woche Unsicherheit dominieren. Unsicherheit ist der Katalysator erhöhter Risikoaversion. In der Folge dürften Risikoaktiva und der Euro in der Tendenz unter Druck stehen.
Am Freitag wurden die Erzeugerpreise der Eurozone per Berichtsmonat Januar veröffentlicht. Es kam im Monatsvergleich zu einem Anstieg um 0,7%. Die Prognose war bei 0,5% angesiedelt. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 3,7%. Erwartet waren lediglich 3,5% nach zuvor 4,3%.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.3120 - 1.3150 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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