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Preisschwäche bei den Edelmetallen setzt sich fort

06.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte sich gestern gegen den allgemeinen Trend fallender Rohstoffpreise behaupten und leicht auf 123,8 USD je Barrel steigen. Die von der Iran-Krise ausgehenden Angebotsrisiken sorgen weiterhin für Unterstützung. Der israelische Ministerpräsident Netanjahu hat bei einem Treffen mit US-Präsident Obama seine harte Haltung gegenüber dem Iran unterstrichen. Das Risiko eines Militärschlages gegen die iranischen Atomanlagen besteht somit fort.

Zusätzlich unterstützend wirken die Käufe der Finanzanleger. Die gestern von der ICE veröffentlichten Daten zur Marktpositionierung zeigten einen erneuten Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brentöl. Diese wurden in der Woche zum 28. Februar um 15,3 Tsd. auf 122,3 Tsd. Kontrakte erhöht und markierten damit den bisher höchsten Wert seit Beginn der Datenreihe im Juni 2011. In den vergangenen fünf Wochen sind die Netto-Long-Positionen um knapp 50% gestiegen. Damit haben die Finanzanleger maßgeblich zum Preisanstieg bei Brent beigetragen.

Der Irak hat seine Ölproduktion eigenen Angaben zufolge auf mehr als 3 Mio. Barrel pro Tag erhöht. Dies wäre das höchste Produktionsniveau seit mehr als 30 Jahren. Zudem soll in den kommenden Tagen ein neues Exportterminal eröffnet werden, wodurch die Exportkapazitäten um 300 Tsd. Barrel pro Tag steigen. Das zusätzliche Angebot aus dem Irak dürfte es den Importländern wie China und Indien erleichtern, die fehlenden Mengen aus dem Iran auszugleichen. Mit der Annäherung der irakischen Ölproduktion an die des Iran rückt zudem eine Rückkehr des Irak in das Quotensystem der OPEC wieder in den Bereich des Möglichen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist am Morgen unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze gefallen und neigt weiter zur Schwäche. Der gestrige Tag machte deutlich, dass nach wie vor ein Gleichlauf zwischen Gold und riskanten Anlagen wie Aktien und Industrierohstoffen besteht. Dies dürfte auf Verkäufe von kurzfristig orientierten Anlegern am Futuresmarkt zurückzuführen sein, welche vermutlich Long-Positionen auflösen. Noch stärker als Gold ist gestern Silber in den Abwärtsstrudel geraten. Das weiße Metall verlor mehr als 2% auf 34 USD je Feinunze und setzt seine Abwärtsbewegung am Morgen fort. Auch hier dürfte der Druck vor allem vom Futuresmarkt ausgehen. Nachdem die spekulativen Netto-Long-Positionen in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit 11 Monaten gestiegen sind, besteht hier Korrekturpotenzial.

Der Platinpreis ist seit gestern um 65 USD auf 1.630 USD je Feinunze gefallen. Neben dem allgemeinen Preisrückgang bei den Edelmetallen drückt die Wiederaufnahme der Produktion in der weltgrößten Platinmine Rustenburg in Südafrika auf den Preis. Durch den Streik konnten in den vergangenen Wochen 120 Tsd. Unzen an Platinmetallen weniger produziert werden, was den Platinpreis seit Jahresbeginn um mehr als 25% steigen und zwischenzeitlich fast zu Gold aufschließen ließ. Mittlerweile liegt der Platinpreis wieder 60 USD unter dem Goldpreis.

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Industriemetalle

Die Abwärtsrevision der chinesischen Wachstumsprognose hat den Index der Londoner Metallbörse LMEX gestern um knapp 1,4% nachgeben lassen. Nickel war mit einem Minus von 2% nach Zinn der zweitgrößte Verlierer. Nickel ist somit unter die 100-Tage Linie gerutscht und kostet mit knapp 19.000 USD je Tonne so wenig wie zuletzt Anfang Januar. Ausschlaggebend ist die sich abzeichnende Entspannung am globalen Nickelmarkt, nachdem dieser noch im letzten Jahr ein leichtes Defizit aufgewiesen hatte.

Wir haben bereits mehrfach auf die deutliche Angebotsausweitung infolge neuer Projekte hingewiesen. Skepsis kommt nun aber auch wegen der Verbrauchstendenzen auf: denn vor allem in der chinesischen Edelstahlindustrie zeigen sich Schwächetendenzen. Nicht zuletzt in Folge der geringeren Profitabilität sprechen Händler von sich abzeichnenden Produktionskürzungen von bis zu 10%. Auch die an der LME registierten Nickelbestände deuten auf ein Überangebot hin: seit Mitte November sind diese um gut 15 Tsd. Tonnen bzw. gut 18% gestiegen.

Wenig verheißungsvoll werden aber auch die Perspektiven für die chinesische Stahlindustrie ingesamt eingeschätzt. Der Vorsitzender der Shougang Group, eines der größten Stahlkonzerne in China, rechnet im laufenden Jahr lediglich mit einem Produktionszuwachs von 4%, nach 9,3% laut IISI in 2011. Chinas Einkaufsmanagerindex in der Stahlindustrie bestätigt die Schwäche: er war im Februar auf 42,8 gesunken, nach einem Wert von 47.9 im Januar.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis stieg gestern um 4 US-Cent und erhöhte sich dabei um den maximalen erlaubten Tagesbetrag ("limit up"), nachdem Indien den Export von Baumwolle mit sofortiger Wirkung gestoppt hatte. Seit Bekanntgabe der Entscheidung ist der Baumwollpreis um rund 6% gestiegen und notiert heute Morgen bei knapp 94 US-Cent je Pfund. Indien ist der zweitgrößte Produzent und Exporteur von Baumwolle. Durch den Exportstopp dürfte sich die Nachfrage nach Baumwolle aus den USA und Australien erhöhen. Eine Rückkehr zu dem vor exakt einem Jahr verzeichneten Rekordpreisniveau von 220 US-Cents je Pfund ist angesichts des reichlichen Angebots allerdings nicht zu erwarten. Nach einem prognostizierten Angebotsüberschuss von 3 Mio. Tonnen sollen die weltweiten Baumwolllagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres mit 13,23 Mio. Tonnen auf einem komfortablen Niveau liegen.

Die US-Maisernte wird laut einem gestern veröffentlichten Bericht des Food and Agricultural Policy Research Center FAPRI, eines Think Tanks der University of Missouri, ein Rekordhoch erreichen, was die Lagerbestände erhöhen und den Maispreis unter Druck bringen könnte. Das FAPRI erwartet eine US-Maisernte von 13,9 Mrd. Scheffel. Diese Schätzung liegt allerdings noch unter der Prognose des USDA, welches Ende Februar eine Ernteschätzung von 14,27 Mrd. Scheffel bekanntgab.




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