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EUR/USD ohne Dynamik, Bias zurück auf "Neutral" - Griechenland "Story without...

23.03.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD ohne Dynamik, Bias zurück auf "Neutral" - Griechenland "Story without an end!"

EUR/USD eröffnet heute bei 1.3530 (07.35 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3464 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.35. In der Folge notiert EUR/JPY bei 122.25, während EUR/CHF bei 1.4360 oszilliert.

Es ist schon bemerkenswert, mit wieviel Macht das Problemfeld Griechenland von dem Finanzmarkt unter Führung der Finanzzentren London und New York mittlerweile das x-te Mal am Devisenmarkt neu diskontiert wird. Ermüdungserscheinungen sind noch nicht erkennbar. Täglich grüßt das Murmeltier …

Wenden wir uns kurz den Fakten zu:
  • Griechenland steht nicht vor einem imminenten Kollaps, sondern bewegt sich mit einer Verwendung von circa 30% der Steuereinnahmen für die öffentlichen Zinslasten am "Eingangstor" zu der Gefahrenzone für Staatsbankrotte. Erst über 40% ist ein Staatsbankrott laut anekdotischer Evidenz in der Nachkriegsgeschichte in höchstem Maße wahrscheinlich (D bei 10%, USA bei 15%).

  • Die Zunahme der Budgetdefizite hatte im letzten Jahr für die globale Gemeinde und Griechenland einen primär zyklischen Hintergrund. Die aktuelle Erholung der Weltwirtschaft hat hier einen grundsätzlich heilenden Effekt.

  • Griechenland wurde durch die EU bezüglich einer durch Zyklik verschärften Defizitsituation zu strukturellen Heilungsmaßnahmen durch rigide Sparprogramme, u.a. Umsatzsteuererhöhung, gezwungen. Strukturelle Maßnahmen wurden oder werden auch in Spanien, Portugal und Irland umgesetzt. Dieser Umstand aus einem zyklischen Problem resultierend ist nahezu als sensationell einzustufen.

  • Die EU hat für den Fall einer Verschärfung der griechischen Finanzlage grundsätzlich Beistand gewährt.

  • Es wurde bisher auch auf Veranlassung Deutschlands vermieden, ein dezidiertes Hilfsprogramm aufzustellen, um es Griechenland nicht in zu einfacher Form zu ermöglichen, sich nach der verantwortungslosen und egozentrischen "Pinocchiopolitik" erneut an der "Fruchtbar" der Eurozone zu bedienen.

Die Fakten verdeutlichen, daß ein Bankrott Griechenlands nicht kurzfristig auf der Agenda steht. Griechenland wird das Programm der Stabilisierung und Heilung der Budgetlage voraussichtlich
alleine bewältigen können.

Im vor dem aktuellen Hintergrund unwahrscheinlichen Extremfall einer Verschärfung der Situation halten die Solidaritätsleinen der EU, aber nicht zu Sonderkonditionen.

Diesbezüglich ist die Einlassung von EZB-Präsident Trichet zu begrüßen. EZB-Präsident Trichet hat sich in die Debatte um Hilfsmaßnahmen für Griechenland bezüglich des anstehenden EUGipfels eingeschaltet und sich gegen Niedrigzinskredite für Griechenland ausgesprochen. Es sollte kein Element mit den Charakteristika einer Subvention oder Konzession in einem möglichen Hilfspaket für Griechenland beinhaltet sein.

Das ist der aktuelle Status!

Nach den Erfahrungen um Lehman wäre das Zulassen eines Scheiterns Griechenlands fraglos nicht klug. Es wäre förmlich dumm, wenn man bedenkt, daß Island, das Baltikum und Ungarn aus dem "Lehman-Aspekt" heraus die volle Solidarität der internationalen Vollkaskogemeinde erfuhren und erfahren. Alle Stabilisierungserfolge der letzten 2 Jahre würden mit einem Bankrott Griechenlands (ohne Grund … 30% …) zur Disposition gestellt werden.

Dennoch facht die Debatte über ein oder kein Hilfsprogramm für Griechenland an dem kommenden EU-Gipfel am 25./26. März die Spekulation gegen Griechenland an. Ob das vor dem dargestellten Hintergrund als intelligente Marktreaktion interpretiert werden kann, überlasse ich dem geneigten Leser.

Fakt ist, daß In den letzten vier Handelstagen die Risikoaufschläge für 10-jährige Griechenanleihen um 60 Basispunkte auf 6,44% zulegten und damit das höchste Renditeniveau seit dem 25. Februar erreichten. Bezüglich der Fakten ist das zumindest "sportlich"!

Fakt ist gleichzeitig, daß weder unsere Freunde in New York noch unsere Freunde in London gegen ihre ausufernden Budgetdefizite (USA größer als 12% per 2009, UK bei 13%) vorgehen, Von strukturellen Gegenmaßnahmen kann dort im Gegensatz zu der Eurozone nicht ansatzweise die Rede sein. Offensichtlich pflegt der internationale Finanzmarkt eine nicht unerhebliche asymmetrische Wahrnehmung im Thema Neutralisierung und Bewertung von Budgetdefiziten!

Gestern stand der "Chicago Fed National Activity Index" per Februar zur Veröffentlichung an. Dieser aus 85 Einzelindikatoren der US-Wirtschaft bestehende Sammelindex sank deutlich von zuvor -0,04 auf -0,64 Punkte und bot damit eine herbe Enttäuschung für die USD-Bullen. Der aussagefähigere 3-Monatsdurchschnitt verlor von -0,13 auf -0,39 Zähler.

Wir führen den Rückgang per Februar in Teilen auf die harten Winterbedingungen zurück. Gleichwohl impliziert das Indexniveau zwischen -0,70 bis 0,00 Punkte bestenfalls unterproportionales Wachstum.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3400-1.3430 oder ein Überschreiten der Widerstandszone bei 1.3800 - 1.3830 eröffnet neue nachhaltige Potentiale.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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