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US-Arbeitsmarktdaten stützen USD - Neues aus China - Beordnung GR ohne Belang

12.03.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (08.00 Uhr) bei 1.3110, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3086 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 107.80, während EUR-CHF bei 1.2060 oszilliert.

Am Freitag setzte der US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat Februar positive Akzente für den USD. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 8,3%. Die Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs lieferte mit 227.000 neu geschaffenen Stellen (Prognose 210.000) eine positive Überraschung, die jedoch von den Revisionen der beiden Vormonate noch getoppt wurden. Der Januarwert wurde von 243.000 auf 284.000 und der Dezemberwert von 203.000 auf 223.000 angepasst. Damit war das Ergebnis der letzten drei Monate um 78.000 Jobs besser als vom Konsensus unterstellt.

Der US-Arbeitsmarkt kommt langsam in Tritt. Der beigefügte Chart verdeutlicht aber unverändert, dass losgelöst von der positivern Tendenz kein Raum für Euphorie ist. Nachfolgender Chart zeigt die Entwicklung der Beschäftigung in den USA außerhalb des Agrarsektors. Das Beschäftigungsniveau liegt gerade mal auf dem Niveau von Frühjahr 2009.

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Leider kommt auch wieder Wasser in den US-Wein. Es zeigt sich, dass eine positive Tendenz der US-Wirtschaft auch immer mindestens eine negative Komponente hat. Das Handelsbilanzdefizit steigt. Es ist Ausdruck eines massiven strukturellen Problems, das weiterhin nicht adressiert wird. Das aktuelle Defizit hat das höchste Niveau seit Oktober 2008 markiert!

Per Berichtsmonat Januar kam es zu einem unerwartet hohen Defizit in einem Volumen von 52,6 Mrd. USD. Die Prognose lag bei "nur“ -49,0 Mrd. USD. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -48,8 auf -50,4 Mrd. USD revidiert. Positiv bleibt anzumerken, dass sowohl Importe als auch Exporte zulegten und damit Ausdruck wirtschaftlicher Expansion sind.

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Wir konstatieren, dass weder das US-Haushaltsdefizit (siehe heute US-Federal Budget) noch das Thema US-Handelsbilanzdefizit von den Märkten angemessen diskontiert wird. Das stellt eine offene Flanke der USA-Apologeten dar …. zumal gerade diese Klientel die Defizite der Reformländer so prominent mit unangemessener Spekulation begleitete. Geistige Konsequenz ist ein "Spiel“, das offensichtlich in London und NY als auch in Teilen Kontinentaleuropas wenig ausgeprägt ist …. oder handelt es sich hier um gelebte Politik zu Gunsten der Hegemonialinteressen der USA und der Finanzplätze NY und London mit ihrer Determinierungsmacht?

Wenden wir uns dem nächsten bedeutenden Thema zu. Die chinesische Handelsbilanz lieferte per Februar ein Handelsbilanzdefizit in Höhe von -31,48 Mrd. USD. Damit kam es zu dem höchsten Defizit seit 1989.

Importe legten im Jahresvergleich um 39,6% zu, während Exporte lediglich um 18,4% anzogen. Der Finanzmarkt hat aus diesem Ereignis ein für die Aktienmärkte belastendes Thema in Fernost konstruiert. Das erscheint sehr oberflächlich zu sein.

Wenden wir uns den Details und einer angemessenen Analyse zu. Fakt ist, dass China angekündigt hat, das Geschäftsmodell in Richtung einer stärkeren Binnenwirtschaft umzubauen. Das wurde von der Weltgemeinschaft und insbesondere den USA gefordert, um die Leistungsbilanzüberschüsse Chinas und den unangemessenen Devisenreservenaufbau zu stoppen. Genau das passiert derzeit in sukzessiver Manier. Das ist systemisch positiv zu bewerten.

Dass Finanzmärkte diese Zahl, die in der Tat massiv von einem Überschuss im Januar in Höhe von 27,3 Mrd. USD auf ein Defizit in Höhe von -31,5 Mrd. drehte, als Ausdruck eines Risikos interpretierten ist vor dem Hintergrund der Entwicklung der Importe und Exporte mehr als unverständlich. Exporte legten im Jahresvergleich um 18,4% zu, nachdem im Januar ein Rückgang um -0,3% zu verzeichnen war und Importe nahmen um 39,6% nach zuvor -15,3% zu. Aus den aktuellen Daten einen Krisenpotpourri abzuleiten, fällt schwer. Ganz im Gegenteil ist der Anstieg der chinesischen Importe Ausdruck für nachhaltige globale Nachfragesteigerung bei immer noch wachsenden Exporten Chinas. Das ist nahezu perfekt …

Das Niveau der internationalen Analyse ist mittlerweile ernüchternd. Mehr gibt es hier nicht zu sagen. Darüber hinaus gibt es dank des "Lunar New Year“ immer Verwerfungen in der Januar/Februar Phase. Ergo ist bei der Interpretation/Extrapolation dieses Wechsels von Überschuss zu Defizit Vorsicht geboten.

Im Gegensatz zu der Bewertung unserer "Freunde“ an den Märkten, sind diese Daten hinsichtlich der Stabilität der Weltwirtschaft und der weiteren nachhaltigen Konjunkturentwicklung positiv zu diskontieren.

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Griechenland ist beordnet. Es handelt sich laut ISDA um ein "Credit Event“. Die Agenturen machen das, was sie tun müssen. Überraschendes wurde in den letzten 24 Handelsstunden nicht geliefert bis auf ein Thema:

(Reuters) Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Griechenland nach dem Schuldenschnitt für private Investoren einen Kredit über 28 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Darlehen soll über einen Zeitraum von vier Jahren gewährt werden und ist Teil des zweiten Rettungspaketes für das hoch verschuldete Land. IWF-Chefin Christine Lagarde erklärte am Freitagabend, sie wolle einen entsprechenden Vorschlag dem Direktorium des Fonds in der kommenden Woche vorlegen. Private Investoren wie Banken oder Versicherungen hatten sich bereiterklärt, auf mehr als 100 Milliarden Euro ihrer Forderungen zu verzichten und damit das zweite Rettungspaket ermöglicht.

Griechenland kann so die Staatspleite vorerst abwenden. Lagarde sagte, Umfang und Laufzeit des Kredites seien Zeichen dafür, dass der IWF in Griechenland engagiert bleibe, dessen Probleme nur langfristig gelöst werden könnten. Bislang war unklar, in welchem Umfang sich der Fonds an dem neuen Programm beteiligt, das einen Umfang von 130 Milliarden Euro haben soll. Beim ersten Hilfspaket war der IWF mit einem Drittel dabei. Die 28 Milliarden Euro für das zweite Paket sind mehr als viele erwartet hatten. Exakt, das ist positiv und es wird ignoriert. Danke …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3330 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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