US-Erdgaspreis fällt auf 10-Jahrestief
13.03.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise zeigen nach der kurzen Verschnaufpause erneut Stärke. Stimuliert durch die kräftigen chinesischen Importdaten für Februar etabliert sich Brent über 125 USD je Barrel. Allerdings mehren sich die Sorgen über die nachfragedämpfenden Effekte der hohen Preise. Selbst der Ölminister des OPEC-Mitglieds Angola zeigte sich gestern in einem Interview besorgt über die möglichen konjunkturellen Konsequenzen. In China beispielsweise könnten in dieser Woche die Benzin- und Dieselpreise erhöht werden.
Die Regierung passt die Preise in der Regel an, wenn die Rohölpreise über einen gewissen Zeitraum gestiegen sind. Allerdings erfolgte die Anpassung zuletzt angesichts der ohnehin hohen Inflation verzögert. Für Entlastung am Markt spricht aber auch die positive Angebotsentwicklung: nicht nur dass die erwarteten Ölexporte des Irak mit 2,3 Mio. Barrel pro Tag im April auf ein neues Nachkriegshoch klettern könnten, auch in der Nordsee dürfte Schätzungen zufolge die tägliche Produktion im April auf 2,26 Mio. Barrel pro Tag anziehen. Das dürfte vor allem die angespannte Lage im europäischen Markt entlasten.
Der US-Erdgaspreis dagegen bleibt unter Druck. Henry Hub fiel gestern auf 2,2 USD je mmBtu, den niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Die geringere Profitabilität hat zu massiven Kürzungen bei den Bohraktivitäten geführt: die Anzahl der Gasbohrungen in den USA ist seit Ende Oktober 2011 um knapp 30% gefallen und ist mit 670 fast ebenso niedrig wie in der Rezession 2009. Da angesichts einer verbesserten Effizienz der Bohrungen die Produktionsentwicklung diese Einschnitte nicht entsprechend widerspiegelt, fehlt es den Preisen bislang an Unterstützung. Die massive Verschlechterng des Preisverhältnisses von Gas zu Öl hat auch zu einer starken Verschiebung der Bohraktivitäten von Gas zu Öl geführt (Grafik des Tages).
Edelmetalle
Gold verhält sich weiter eher mehr wie eine riskante Anlageklasse als ein sicherer Hafen und bewegt sich im Einklang mit den Rohstoffen. Seit Anfang des Monats handelt das gelbe Edelmetall mittlerweile um die Marke von 1.700 USD je Feinunze. Die heutige Sitzung der US-Notenbank Fed dürfte nur wenig neue Impulse für den Goldpreis bringen, auch wenn der Leitzins auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beibehalten wird.
Der Silberpreis hat in diesem Jahr bislang um 20% zugelegt und handelt heute Morgen bei 33,5 USD je Feinunze. Das Silver Institute führt diesen Preisanstieg in einer Pressemitteilung vor allem auf die hohe Investmentnachfrage zurück. Erwähnt wird neben den ETFs auch die Nachfrage nach physischen Silberbarren. Darüber hinaus trugen spekulative Finanzanleger zum Preisanstieg bei, was sich in den Netto-Long-Positionen in der CFTC-Statistik widerspiegelte.
Neben der lebhaften Investmentnachfrage soll aber auch die Industrienachfrage zum vom Silver Institute erwarteten Preisanstieg in diesem Jahr beitragen, die bereits 2011 ein Rekordhoch erreicht haben soll. Das bisherige Rekordhoch lag bei knapp 493 Mio. Unzen im Jahr 2008. Das Institut hat zudem seine Einschätzung bestätigt, dass die Industrienachfrage von 2010 bis 2015 um 36% auf 666 Mio. Unzen steigen wird.
Industriemetalle
Gemäß Daten des chinesischen Eisen- und Stahlverbands hat China im Februar 49,19 Mio. Tonnen Stahl produziert, was einer Tagesproduktion von 1,696 Mio. Tonnen entspricht. Damit hat das Reich der Mitte den vierten Monat in Folge weniger als 1,7 Mio. Tonnen Stahl pro Tag hergestellt. Dies bedeutet zugleich, dass fast 30% der zum Jahresende 2011 vorhandenen Kapazitäten von 2,329 Mio. Tonnen pro Tag aktuell stillstehen. Die Stahlproduzenten haben somit weiter auf die schleppende Nachfrage und die geringe Profitabilität in der chinesischen Stahlindustrie reagiert.
Da die Nachfrage und die Preise auch im zweiten Quartal nicht wesentlich steigen dürften, dürfte auch die Stahlproduktion in den nächsten Monaten kaum ausgeweitet werden. Dennoch importiert China weiterhin hohe Mengen an Eisenerz. So wurden im Februar 64,98 Mio. Tonnen Eisenerz ins Land eingeführt, der zweithöchste Wert auf Monatsbasis überhaupt. Und auch die inländische Eisenerzproduktion ist im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5% auf 81,57 Mio. Tonnen gestiegen. Dies hat allerdings dazu geführt, dass die Lagerbestände in den Häfen des Landes gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike auf fast 98 Mio. Tonnen angeschwollen sind.
Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz - der als Referenzpreis verwendet wird - zeigt sich noch sehr robust und ist auf ein 5-Wochenhoch von 143,3 USD je Tonne gestiegen. Sollte der Importsog Chinas aber nachlassen, dürfte der Preis unter Druck kommen.
Agrarrohstoffe
Die derzeitige Unsicherheit im Baumwollmarkt bleibt durch die irritierenden Entscheidungen der indischen Regierung weiter bestehen. Zunächst wurde von der indischen Regierung bekannt gegeben, dass Indien seinen vor einer Woche beschlossenen Baumwollexportstopp nun wieder rückgängig machen wird, nachdem diese Entscheidung vom indischen Landwirtschaftsminister und von China, dem größten Nachfrager nach indischer Baumwolle, heftig kritisiert worden war. Gestern verkündete der Handelsminister allerdings, dass nur bereits registrierte Exporte verschifft werden dürfen, während bis auf weiteres keine neuen Exportgenehmigungen ausgestellt werden.
Es ist allerdings fraglich, ob diese Entscheidung angesichts der Kritik und der internen Überschüsse dauerhaften Charakter haben wird. Aufgrund der hohen Exporttätigkeit Indiens sah sich zuletzt auch das USDA veranlasst, seine Prognose für die indischen Exporte in der laufenden Saison von 6,25 Mio. Ballen auf 7,75 Mio. Ballen anzuheben. Angesichts der weltweiten Überschüsse konnten die indischen Beschlüsse den Baumwollpreis nur kurzfristig nach oben treiben.
Das USDA erhöhte indes seine Schätzung für die weltweite Baumwollproduktion in 2011/12 leicht von 123,34 Mio. auf 123,64 Mio. Ballen und reduzierte gleichzeitig die weltweite Nachfrage von 109,71 Mio. auf 108,72 Mio. Ballen. Die Lagerstände sollen von 60,77 Mio. auf 62,32 Mio. Ballen steigen.
Die Ölpreise zeigen nach der kurzen Verschnaufpause erneut Stärke. Stimuliert durch die kräftigen chinesischen Importdaten für Februar etabliert sich Brent über 125 USD je Barrel. Allerdings mehren sich die Sorgen über die nachfragedämpfenden Effekte der hohen Preise. Selbst der Ölminister des OPEC-Mitglieds Angola zeigte sich gestern in einem Interview besorgt über die möglichen konjunkturellen Konsequenzen. In China beispielsweise könnten in dieser Woche die Benzin- und Dieselpreise erhöht werden.
Die Regierung passt die Preise in der Regel an, wenn die Rohölpreise über einen gewissen Zeitraum gestiegen sind. Allerdings erfolgte die Anpassung zuletzt angesichts der ohnehin hohen Inflation verzögert. Für Entlastung am Markt spricht aber auch die positive Angebotsentwicklung: nicht nur dass die erwarteten Ölexporte des Irak mit 2,3 Mio. Barrel pro Tag im April auf ein neues Nachkriegshoch klettern könnten, auch in der Nordsee dürfte Schätzungen zufolge die tägliche Produktion im April auf 2,26 Mio. Barrel pro Tag anziehen. Das dürfte vor allem die angespannte Lage im europäischen Markt entlasten.
Der US-Erdgaspreis dagegen bleibt unter Druck. Henry Hub fiel gestern auf 2,2 USD je mmBtu, den niedrigsten Stand seit 10 Jahren. Die geringere Profitabilität hat zu massiven Kürzungen bei den Bohraktivitäten geführt: die Anzahl der Gasbohrungen in den USA ist seit Ende Oktober 2011 um knapp 30% gefallen und ist mit 670 fast ebenso niedrig wie in der Rezession 2009. Da angesichts einer verbesserten Effizienz der Bohrungen die Produktionsentwicklung diese Einschnitte nicht entsprechend widerspiegelt, fehlt es den Preisen bislang an Unterstützung. Die massive Verschlechterng des Preisverhältnisses von Gas zu Öl hat auch zu einer starken Verschiebung der Bohraktivitäten von Gas zu Öl geführt (Grafik des Tages).
Edelmetalle
Gold verhält sich weiter eher mehr wie eine riskante Anlageklasse als ein sicherer Hafen und bewegt sich im Einklang mit den Rohstoffen. Seit Anfang des Monats handelt das gelbe Edelmetall mittlerweile um die Marke von 1.700 USD je Feinunze. Die heutige Sitzung der US-Notenbank Fed dürfte nur wenig neue Impulse für den Goldpreis bringen, auch wenn der Leitzins auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau beibehalten wird.
Der Silberpreis hat in diesem Jahr bislang um 20% zugelegt und handelt heute Morgen bei 33,5 USD je Feinunze. Das Silver Institute führt diesen Preisanstieg in einer Pressemitteilung vor allem auf die hohe Investmentnachfrage zurück. Erwähnt wird neben den ETFs auch die Nachfrage nach physischen Silberbarren. Darüber hinaus trugen spekulative Finanzanleger zum Preisanstieg bei, was sich in den Netto-Long-Positionen in der CFTC-Statistik widerspiegelte.
Neben der lebhaften Investmentnachfrage soll aber auch die Industrienachfrage zum vom Silver Institute erwarteten Preisanstieg in diesem Jahr beitragen, die bereits 2011 ein Rekordhoch erreicht haben soll. Das bisherige Rekordhoch lag bei knapp 493 Mio. Unzen im Jahr 2008. Das Institut hat zudem seine Einschätzung bestätigt, dass die Industrienachfrage von 2010 bis 2015 um 36% auf 666 Mio. Unzen steigen wird.
Industriemetalle
Gemäß Daten des chinesischen Eisen- und Stahlverbands hat China im Februar 49,19 Mio. Tonnen Stahl produziert, was einer Tagesproduktion von 1,696 Mio. Tonnen entspricht. Damit hat das Reich der Mitte den vierten Monat in Folge weniger als 1,7 Mio. Tonnen Stahl pro Tag hergestellt. Dies bedeutet zugleich, dass fast 30% der zum Jahresende 2011 vorhandenen Kapazitäten von 2,329 Mio. Tonnen pro Tag aktuell stillstehen. Die Stahlproduzenten haben somit weiter auf die schleppende Nachfrage und die geringe Profitabilität in der chinesischen Stahlindustrie reagiert.
Da die Nachfrage und die Preise auch im zweiten Quartal nicht wesentlich steigen dürften, dürfte auch die Stahlproduktion in den nächsten Monaten kaum ausgeweitet werden. Dennoch importiert China weiterhin hohe Mengen an Eisenerz. So wurden im Februar 64,98 Mio. Tonnen Eisenerz ins Land eingeführt, der zweithöchste Wert auf Monatsbasis überhaupt. Und auch die inländische Eisenerzproduktion ist im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr um knapp 5% auf 81,57 Mio. Tonnen gestiegen. Dies hat allerdings dazu geführt, dass die Lagerbestände in den Häfen des Landes gemäß Daten des staatlichen Research-Instituts Antaike auf fast 98 Mio. Tonnen angeschwollen sind.
Der Preis für im chinesischen Hafen von Tianjin angelandetes Eisenerz - der als Referenzpreis verwendet wird - zeigt sich noch sehr robust und ist auf ein 5-Wochenhoch von 143,3 USD je Tonne gestiegen. Sollte der Importsog Chinas aber nachlassen, dürfte der Preis unter Druck kommen.
Agrarrohstoffe
Die derzeitige Unsicherheit im Baumwollmarkt bleibt durch die irritierenden Entscheidungen der indischen Regierung weiter bestehen. Zunächst wurde von der indischen Regierung bekannt gegeben, dass Indien seinen vor einer Woche beschlossenen Baumwollexportstopp nun wieder rückgängig machen wird, nachdem diese Entscheidung vom indischen Landwirtschaftsminister und von China, dem größten Nachfrager nach indischer Baumwolle, heftig kritisiert worden war. Gestern verkündete der Handelsminister allerdings, dass nur bereits registrierte Exporte verschifft werden dürfen, während bis auf weiteres keine neuen Exportgenehmigungen ausgestellt werden.
Es ist allerdings fraglich, ob diese Entscheidung angesichts der Kritik und der internen Überschüsse dauerhaften Charakter haben wird. Aufgrund der hohen Exporttätigkeit Indiens sah sich zuletzt auch das USDA veranlasst, seine Prognose für die indischen Exporte in der laufenden Saison von 6,25 Mio. Ballen auf 7,75 Mio. Ballen anzuheben. Angesichts der weltweiten Überschüsse konnten die indischen Beschlüsse den Baumwollpreis nur kurzfristig nach oben treiben.
Das USDA erhöhte indes seine Schätzung für die weltweite Baumwollproduktion in 2011/12 leicht von 123,34 Mio. auf 123,64 Mio. Ballen und reduzierte gleichzeitig die weltweite Nachfrage von 109,71 Mio. auf 108,72 Mio. Ballen. Die Lagerstände sollen von 60,77 Mio. auf 62,32 Mio. Ballen steigen.