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Hüte dich vor den Iden des März …

15.03.2012  |  Eugen Weinberg
Heute sind die Iden des März, welche seit der Ermordung von Gaius Julius Cäsar am 15. März des Jahres 44 vor Christus bevorstehendes Unheil ankündigen. Droht dies angesichts der derzeit vorherrschenden Euphorie auch den Finanz- und Rohstoffmärkten?


Energie

Die Rohölpreise haben gestern leicht nachgegeben. Bemerkenswert ist dabei, dass die Preise nicht von den steigenden Aktienmärkten profitieren konnten. Von einem Ende der seit Monaten positiven Korrelation zwischen Rohöl und Aktien zu sprechen, erachten wir dennoch als verfrüht. Denn es gab überlagernde Faktoren. Zu nennen ist der festere US-Dollar. Die Ölpreise wurden zudem vom Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 1,8 Mio. Barrel belastet. Dies war der vierte Anstieg in Folge und der siebente in den vergangen acht Wochen.

Besonders kräftig fiel der Lageraufbau mit 2,5 Mio. Barrel in Cushing aus. Zum im Frühjahr 2011 verzeichneten Rekordniveau fehlen damit nur noch gut 3 Mio. Barrel. Das Überangebot an Rohöl im Mittleren Westen dürfte weiter auf den WTI-Preis drücken und zu einer Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen. Diese beträgt mittlerweile bereits wieder knapp 20 US-Dollar.

Die Internationale Energieagentur erwartet weiterhin einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 800 Tsd. Barrel pro Tag. Die Prognose für das Nicht-OPEC-Angebot wurde dagegen um 200 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Der Bedarf an OPEC-Öl für dieses Jahr steigt daraufhin auf 30,1 Mio. Barrel pro Tag, liegt aber noch immer deutlich niedriger als die derzeitige OPEC-Produktion von 31,4 Mio. Barrel pro Tag. Der Ölmarkt bleibt damit deutlich überversorgt.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern den zweiten Tag in Folge deutlich gefallen, weil kurzfristig orientierte Finanzanleger verstärkt in Aktien umschichten und Long-Positionen in Gold reduzieren. Mit 1.635 USD je Feinunze wurde zwischenzeitlich ein 2-Monatstief erreicht. Durch das Unterschreiten wichtiger Unterstützungsmarken könnte es seitens der Finanzanleger zu weiteren Verkäufen kommen. Wir erachten diese Entwicklung als positiv für den Goldpreis, weil durch den Ausstieg der "schwachen Hände" die Basis für den nächsten Preisanstieg gelegt wird.

Die langfristig orientierten Anleger sind Gold bis zuletzt treu geblieben. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs liegen mit 77,475 Mio. Unzen bzw. 2409,5 Tonnen weiterhin auf einem Rekordniveau. Hohes Interesse bestätigen auch Daten der US-Münzanstalt. Demzufolge wurden in diesem Monat bereits 23,5 Tsd. Unzen an American Eagle Goldmünzen verkauft. Das ist mehr als im gesamten Monat Februar. Auch aus Asien wird von einem steigenden physischen Kaufinteresse berichtet. Angesichts der langfristigen Inflationsrisiken, welche mit der extrem lockeren Geldpolitik der Zentralbanken einhergeht, dürften die langfristig orientierten Anleger in Gold investiert bleiben und die derzeitige Preisschwäche eher zum Aufbau ihrer Goldbestände nutzen, so dass wir die derzeitige Preisschwäche nur als vorübergehend erachten.

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Industriemetalle

Auch wenn die meisten Marktbilanzen für die Rohstoffmärkte nur mit Vorsicht zu genießen sind, nutzt man diese in Abwesenheit anderer "harter Fakten". Die Entscheidung allein anhand der Tatsache zu treffen, ob sich ein Markt im Überschuss oder Defizit befindet, ist allerdings nicht ratsam. Zum einen unterscheiden sich die Datenreihen der verschiedenen Anbieter teilweise dramatisch. Zum anderen ist u.E. nicht die Angebots-/Nachfragesituation selbst, sondern die Dynamik der Prognosen im Verlauf des Jahres für die Preisentwicklung ausschlaggebend. Man könnte dieses Verhalten mit der alten Börsenweisheit "buy the rumor, sell the fact" beschreiben.

Wenn die Marktdaten gemeldet werden, ist es bereits ein Faktum, das einige Monate zurück liegt und über die künftige Entwicklung wenig Aussagekraft hat. Auch deshalb würden wir nicht die Einschätzung des WBMS, dass der Primärkupfermarkt im Januar einen Produktionsüberschuss von 85,5 Tsd. Tonnen verzeichnet hat, überbewerten. Zum einen führen wir dies auf das Neujahresfest in China zurück. Zum anderen gehen die LME-Lagerbestände seit Monaten zurück und befinden sich unweit der Tiefstände seit Ende 2008.

Auffällig in den gestrigen Statistiken von WBMS und der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) war vor allem die starke Bleinachfrage in diesem Winter. Nach Einschätzung des WBMS ist die Bleinachfrage in China und den USA im Januar um 24% bzw. 25% gestiegen. Trotz der massiven Minenproduktionsausweitung hat der globale Bleimarkt damit sogar ein Defizit verzeichnet. Zwar ist seitdem der vorläufige Lagerabbau an der LME wieder zum Stillstand gekommen und die Bestände sind eher wieder gestiegen. Allerdings dürften die gute Autokonjunktur und die hohe Nachfrage nach Ersatzbatterien den Bleipreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Indien könnte nach Aussagen des Ernährungsministeriums im April bis zu 1 Mio. Tonnen Zucker exportieren, nachdem im weltweit zweitgrößten Zuckerproduzenten- und größten Konsumentenland in der laufenden Saison bereits der Export von 2 Mio. Tonnen genehmigt wurde. Nach den Schätzungen des Ministeriums wird Indien in der Saison 2011/12 wahrscheinlich knapp über 25 Mio. Tonnen Zucker produzieren, was die inländische Nachfrage von rund 22 Mio. Tonnen deutlich übersteigen würde und somit zusätzliche Exporte ermöglicht.

Hohe inländische Preise und niedrige Reserven werden nach Aussagen von Marktbeobachtern und Industrievertretern zu höheren chinesischen Importen von US-Mais führen. Das USDA bestätigte am Dienstag den Verkauf von 240 Tsd. Tonnen Mais an einen unbekannten Käufer. Es wird von Händlern vermutet, dass dieser aus China kommt. China ist seit 2009 ein Netto-Importeur von Mais und wird dieses Erntejahr voraussichtlich 4 Mio. Tonnen Mais aus den USA importieren, nach 1 Mio. Tonnen in den vergangenen beiden Jahren. Dies könnte zu einem weiteren Abschmelzen der bereits sehr niedrigen US-Maisvorräte führen.




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