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Spanien ole’! - US-Daten sagen mehr, als auf ersten Blick vermutet!

16.03.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.3090, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3016 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 109.30, während EUR-CHF bei 1.2070 oszilliert.

Schlechte Auktionsergebnisse am Kapitalmarkt seitens der europäischen Reformländer waren im letzten Jahr regelmäßig Katalysatoren erhöhter Risikoaversion und Auslöser von Verkaufswellen bei der europäischen Gemeinschaftswährung.

Vor diesem Hintergrund ist es mehr als erstaunlich, dass die aktuellen Auktionserfolge seitens Italiens und Spaniens, die in dieser Form nicht ansatzweise vom Finanzmarkt erwartet wurden, überhaupt keine Diskontierung erfahren.

Nach nicht einmal drei Monaten hat Spanien 45% des Gesamtvolumens der Mittelaufnahme per 2012 in bestechend erfolgreicher Form abgearbeitet. Was für ein unverantwortliches "Ballyhoo" gab es im letzten Jahr ob des Platzierungsvolumens.

Wir sind einmal mehr "tief beeindruckt" von der asymmetrischen Wahrnehmung der Erfolge der Eurozone und der Reaktion kontinentaleuropäischer Medien, Analysten und Volkswirte in diesem Zusammenhang und sikutieren intern den Begriff Verantwortung.

Wer ist eigentlich Erfüllungsgehilfe von wem … Wir führen die Diskussion intern und greifen gerne auf externe Hilfestellung zurück, die bitte an meine Mailadresse zu richten ist!

Madrid, 15. Mrz (Reuters) - Spanien hat sich bei Investoren Geld zu günstigeren Zinsen als zuletzt geliehen. Die Auktion von Anleihen mit Laufzeiten bis 2015 und 2016 spülten am Donnerstag fast zwei Milliarden Euro in die Kassen. Die Renditen lagen mit 2,440 und 3,374 Prozent unter den zuletzt am Kapitalmarkt geforderten Sätzen. Das Land begab zudem Anleihen mit einer Laufzeit bis 2018 im Volumen von einer weiteren Milliarde Euro.

Bereits am Mittwoch hatte sich Italien am Geldmarkt sechs Milliarden Euro geliehen und dabei die niedrigsten Renditen für dreijährige Papiere seit Oktober 2010 geboten. Spanien hatte zuletzt in Brüssel ein höhere Defizitziel für dieses Jahr durchgesetzt. Die EU-Finanzminister erlaubten der Regierung in Madrid für 2012 ein Haushaltsloch von 5,3 Prozent. Im Gegenzug muss Spanien seinen Sparkurs noch verschärfen. Bislang war mit den europäischen Partnern ein Ziel von 4,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verabredet. Die Regierung räumte aber vor kurzem ein, dass sie das nicht schaffen wird

Derzeit erfreuen wir uns immer wieder an Wirtschaftsdaten aus den USA, die in der Grundtendenz zumeist überraschende positive Akzente setzen.

Einer der wesentlichen Hintergründe für die positive Entwicklung in den USA ist darin zu sehen, dass die freien Kapazitäten in der Weltwirtschaft begrenzt sind. Insbesondere die Schwellenländer haben im Gegensatz zu den letzten 20 Jahren keine massiven freien Kapazitäten. Das leicht erschließbare Überangebot an den Produktionsfaktoren Boden und Arbeit aus diesen Regionen, das wesentlich für die disinflationäre Entwicklung in der westlichen Welt verantwortlich zeichnete, ist erschöpft.

Die Attacken aus London und New York auf die Eurozone haben den Investitionsstandort der europäischen Reformländer stark in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge spielen die USA, die in der Wahrnehmung der internationalen Wirtschaft keine politischen und existentiellen Probleme aufweisen (faktisch sieht es ganz anders aus, u a. konsumtive Neuverschuldung bei keiner Reformfähigkeit) die primäre Rolle.

Die USA haben freie Kapazitäten (Kapazitätsauslastung bei 78,5%), sie bieten westliche rechtliche Standards (naja, kann man auch diskutieren ...). Mit anderen Worten ist die aus London und NY verstärkt forcierte Eurodefizitkrise (die Problemländer mussten reformieren, keine Frage …) eben auch ein unterstützender Katalysator für die US-Wirtschaft.

Die Tatsache, dass die Reformländer der Eurozone ihr Attraktivität durch die Reformen als Standort deutlich erhöht haben, fällt bei dem "Homo Panicus“ der internationalen Realwirtschaft, der an der Hand des "Homo Politicus“ aus London und NY geführt wird, derzeit unter den Tisch.

Für kluge und antizyklisch denkende Mitglieder der Gemeinde der Realwirtschaft, die es angeblich auch geben soll, bietet diese offensichtliche Ineffizienz attraktive Möglichkeiten, oder?


Kommen wir zu den Veröffentlichungen des gestrigen Tages:

Die US-Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 10. März 2012 von zuvor 365.000 (revidiert von 362.000) auf 351.000. Die Prognose lag bei 356.000. Der Chart belegt die positive Entwicklung der letzten Monate. Fakt ist dass das Volumen vergleichbar ist mit der ersten Hälfte 2008. Das Fahrwasser des US-Arbeitsmarkts wird nach langer stürmischer Phase ruhiger.

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Der "Bloomberg Consumer Comfort Index“, der wöchentlich erhoben wird (früher "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index“), legte in der Berichtswoche per 11. März von zuvor -36,7 auf -33,7 Punkte zu und markierte damit das höchste Niveau seit etwa vier Jahren. Das ist positiv. Der Blick auf den Chart verdeutlicht jedoch, dass der Indexwert immer noch weit von einer ausgeglichenen Situation entfernt ist. Mithin gibt es keinen Raum für Euphorie.

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Der "NY Empire State Manufacturing Index” setzte per März überraschend positive Akzente. Der Index legte von 19,5 auf 20,2 Punkte zu und übertraf damit die Prognose von 17,5 Zählern deutlich. Werte über 0 implizieren Wachstum.

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Auch der "Philadelphia Fed Survey” lieferte per März eine Fortsetzung der positiven Tendenz. Der Index legte von 10,2 auf 12,5 Punkte zu (Prognose 12,0 Zähler). Auch hier sind Indexwerte größer als 0 Ausdruck von Wachstum.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3330 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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