Gerüchte über die Freigabe der strategischen Ölreserven
16.03.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölpreis ist gestern Nachmittag zeitweise um 2 USD gefallen. Die USA und Großbritannien haben sich Medienberichten zufolge angeblich darauf verständigt, die strategischen Ölreserven freizugeben. Über Zeitpunkt und Ausmaß soll noch entschieden werden. Die US-Regierung hat die Meldung zwar kurz danach dementiert und der Ölpreis konnte daraufhin einen Teil des Verlustes wieder wettmachen. Dennoch dürften die Gerüchte im Markt bleiben und einen weiteren Ölpreisanstieg begrenzen.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass es sich diesmal im Gegensatz zum letzen Jahr nicht um eine koordinierte Maßnahme handeln würde, da sich andere Verbrauchsländer diesem Schritt bislang nicht anschließen wollen. Insbesondere in Europa, wo laut IEA eine Angebotsknappheit an Rohöl und Ölprodukten bestehen soll, gibt es Vorbehalte. Entsprechend schwerer dürfte es werden, wie 2011 die gewünschte Wirkung auf die Preise zu erzielen. Damals wurden in den Sommermonaten insgesamt 60 Mio. Barrel an Rohöl und Ölprodukten freigegeben, davon die Hälfte in den USA. Nach der Bekanntgabe im Juni fiel der Ölpreis innerhalb von zwei Wochen um 15 USD.
Dieser Preisrückgang erwies sich aber nicht als dauerhaft. Erst mit dem Hochkochen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone und dem Anstieg der Risikoaversion geriet der Ölpreis im Herbst nachhaltig unter Druck. Solange die allgemeine Marktstimmung positiv bleibt, ist ein stärkerer Preisrückgang somit nicht zu erwarten.
Edelmetalle
Gold kann sich zwar von seinen jüngst verzeichneten Tiefständen etwas erholen, handelt mit gut 1.650 USD je Feinunze aber nach wie vor nur unweit eines 2-Monatstiefs. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Gold in Euro gerechnet. In der europäischen Gemeinschaftswährung notiert das gelbe Edelmetall mit knapp 1.270 EUR je Feinunze lediglich rund 15 EUR über seinem vorgestern markierten 10-Wochentief. Indien, der bis vor kurzem weltweit größte Goldkonsument, hat heute Morgen angekündigt, die Importsteuern auf Gold zu erhöhen. Diese sollen für Goldbarren und -münzen auf 4% sowie für Golderze und -konzentrate auf 2% verdoppelt werden. Laut Aussagen des indischen Finanzministers hat das Wachstum der Goldimporte zur Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits beigetragen.
Obwohl allgemein erwartet wird, dass sich die Erhöhung der Importsteuern in steigenden lokalen Goldpreisen widerspiegelt, gehen die großen Goldhändler des Landes nicht von einer wesentlich geringeren Nachfrage bzw. niedrigeren Importen aus. Allerdings wird befürchtet, dass es zu verstärkten Schmuggelaktivitäten kommen könnte. Rein psychologisch betrachtet dürfte diese Nachricht einen Belastungsfaktor für den Goldpreis darstellen und könnte im aktuellen Marktumfeld mit dazu beitragen, dass Gold kurzfristig betrachtet nicht wesentlich steigt.
Industriemetalle
Gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) befand sich der globale Nickelmarkt im Januar den siebten Monat in Folge im Überschuss. Das Angebot in Höhe von 139,6 Tsd. Tonnen überstieg die Nachfrage um 7,1 Tsd. Tonnen. Die kontinuierlichen Überschüsse dürften auf die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte zurückzuführen sein. In den vergangenen Monaten wurde allein die Produktion bei drei Großprojekten ("Barro Alto", "Onca Puma", "Raventhorpe") aufgenommen. Dies, gepaart mit dem Start weiterer Großprojekte in den kommenden Monaten bzw. Jahren (z.B. "Ambatovy", "Koniambo"), dürfte mittelfristig nichts an der überversorgten Situation am globalen Nickelmarkt ändern. Im Gegenteil: Das Research-Institut Brook Hunt erwartet für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 25 Tsd. Tonnen, im nächsten Jahr soll sich dieser sogar auf 74 Tsd. Tonnen belaufen.
Wir erwarten daher auf absehbare Zeit keinen deutlichen Anstieg des Nickelpreises. Dieser dürfte nur im Zuge möglicher Probleme bei der Inbetriebnahme der Projekte unterstützt sein. Ein konträres Bild ergibt sich am Kupfermarkt: Der größte börsennotierte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, hat aufgrund des mittlerweile beendeten Streiks in der Grasberg-Mine in Indonesien sein Produktionsziel für das erste Quartal um rund 80 Mio. Pfund Kupfer reduziert. Die Mine soll zudem erst im zweiten Quartal wieder ihr volles Produktionsvolumen erreichen. Der globale Kupfermarkt bleibt demnach äußerst angespannt, was den Preis unterstützen sollte.
Agrarrohstoffe
Die Getreide- und Sojabohnenpreise stiegen im gestrigen Handel an der CBOT allgemein stark an. Grund hierfür könnte das Allzeithoch der Maispreise in China sein, was Spekulationen auf steigende chinesische Maisimporte antreibt. Die Maispreise im chinesischen Dalian liegen derzeit 50% über den Weltmarktpreisen, was den Anreiz zu Importen erhöht. Auch lässt sich eine starke Nachfrage aus China nach US-Sojabohnen feststellen, wie die erneut robusten US-Exportzahlen für Sojabohnen in der letzten Woche zeigten. Diese lagen mit knapp 1,4 Mio. Tonnen zum dritten Mal in den letzten vier Wochen deutlich oberhalb von 1 Mio. Tonnen. Drei Viertel der Verkäufe gingen dabei nach China. Das durch die Trockenheit bedingte niedrigere Angebot von Mais und Sojabohnen aus Südamerika wirkt dabei zusätzlich unterstützend auf die US-Preise für Getreide und Sojabohnen.
Die Regenfälle in Westafrika könnten zu einer höheren Zwischenernte in der wichtigsten Anbauregion für Kakao führen, was die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Marktüberschuss im laufenden Erntejahr steigen lässt. Letzten Monat wurde von der Internationalen Kakaoorganisation für das laufende Erntejahr noch ein Defizit von 71 Tsd. Tonnen prognostiziert. Der Preis für Kakao gab daraufhin gestern an der ICE um 4% auf ein 1-Monatstief von weniger als 2.200 USD je Tonne nach.
Der Ölpreis ist gestern Nachmittag zeitweise um 2 USD gefallen. Die USA und Großbritannien haben sich Medienberichten zufolge angeblich darauf verständigt, die strategischen Ölreserven freizugeben. Über Zeitpunkt und Ausmaß soll noch entschieden werden. Die US-Regierung hat die Meldung zwar kurz danach dementiert und der Ölpreis konnte daraufhin einen Teil des Verlustes wieder wettmachen. Dennoch dürften die Gerüchte im Markt bleiben und einen weiteren Ölpreisanstieg begrenzen.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass es sich diesmal im Gegensatz zum letzen Jahr nicht um eine koordinierte Maßnahme handeln würde, da sich andere Verbrauchsländer diesem Schritt bislang nicht anschließen wollen. Insbesondere in Europa, wo laut IEA eine Angebotsknappheit an Rohöl und Ölprodukten bestehen soll, gibt es Vorbehalte. Entsprechend schwerer dürfte es werden, wie 2011 die gewünschte Wirkung auf die Preise zu erzielen. Damals wurden in den Sommermonaten insgesamt 60 Mio. Barrel an Rohöl und Ölprodukten freigegeben, davon die Hälfte in den USA. Nach der Bekanntgabe im Juni fiel der Ölpreis innerhalb von zwei Wochen um 15 USD.
Dieser Preisrückgang erwies sich aber nicht als dauerhaft. Erst mit dem Hochkochen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone und dem Anstieg der Risikoaversion geriet der Ölpreis im Herbst nachhaltig unter Druck. Solange die allgemeine Marktstimmung positiv bleibt, ist ein stärkerer Preisrückgang somit nicht zu erwarten.
Edelmetalle
Gold kann sich zwar von seinen jüngst verzeichneten Tiefständen etwas erholen, handelt mit gut 1.650 USD je Feinunze aber nach wie vor nur unweit eines 2-Monatstiefs. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Gold in Euro gerechnet. In der europäischen Gemeinschaftswährung notiert das gelbe Edelmetall mit knapp 1.270 EUR je Feinunze lediglich rund 15 EUR über seinem vorgestern markierten 10-Wochentief. Indien, der bis vor kurzem weltweit größte Goldkonsument, hat heute Morgen angekündigt, die Importsteuern auf Gold zu erhöhen. Diese sollen für Goldbarren und -münzen auf 4% sowie für Golderze und -konzentrate auf 2% verdoppelt werden. Laut Aussagen des indischen Finanzministers hat das Wachstum der Goldimporte zur Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits beigetragen.
Obwohl allgemein erwartet wird, dass sich die Erhöhung der Importsteuern in steigenden lokalen Goldpreisen widerspiegelt, gehen die großen Goldhändler des Landes nicht von einer wesentlich geringeren Nachfrage bzw. niedrigeren Importen aus. Allerdings wird befürchtet, dass es zu verstärkten Schmuggelaktivitäten kommen könnte. Rein psychologisch betrachtet dürfte diese Nachricht einen Belastungsfaktor für den Goldpreis darstellen und könnte im aktuellen Marktumfeld mit dazu beitragen, dass Gold kurzfristig betrachtet nicht wesentlich steigt.
Industriemetalle
Gemäß Daten der International Nickel Study Group (INSG) befand sich der globale Nickelmarkt im Januar den siebten Monat in Folge im Überschuss. Das Angebot in Höhe von 139,6 Tsd. Tonnen überstieg die Nachfrage um 7,1 Tsd. Tonnen. Die kontinuierlichen Überschüsse dürften auf die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte zurückzuführen sein. In den vergangenen Monaten wurde allein die Produktion bei drei Großprojekten ("Barro Alto", "Onca Puma", "Raventhorpe") aufgenommen. Dies, gepaart mit dem Start weiterer Großprojekte in den kommenden Monaten bzw. Jahren (z.B. "Ambatovy", "Koniambo"), dürfte mittelfristig nichts an der überversorgten Situation am globalen Nickelmarkt ändern. Im Gegenteil: Das Research-Institut Brook Hunt erwartet für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 25 Tsd. Tonnen, im nächsten Jahr soll sich dieser sogar auf 74 Tsd. Tonnen belaufen.
Wir erwarten daher auf absehbare Zeit keinen deutlichen Anstieg des Nickelpreises. Dieser dürfte nur im Zuge möglicher Probleme bei der Inbetriebnahme der Projekte unterstützt sein. Ein konträres Bild ergibt sich am Kupfermarkt: Der größte börsennotierte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, hat aufgrund des mittlerweile beendeten Streiks in der Grasberg-Mine in Indonesien sein Produktionsziel für das erste Quartal um rund 80 Mio. Pfund Kupfer reduziert. Die Mine soll zudem erst im zweiten Quartal wieder ihr volles Produktionsvolumen erreichen. Der globale Kupfermarkt bleibt demnach äußerst angespannt, was den Preis unterstützen sollte.
Agrarrohstoffe
Die Getreide- und Sojabohnenpreise stiegen im gestrigen Handel an der CBOT allgemein stark an. Grund hierfür könnte das Allzeithoch der Maispreise in China sein, was Spekulationen auf steigende chinesische Maisimporte antreibt. Die Maispreise im chinesischen Dalian liegen derzeit 50% über den Weltmarktpreisen, was den Anreiz zu Importen erhöht. Auch lässt sich eine starke Nachfrage aus China nach US-Sojabohnen feststellen, wie die erneut robusten US-Exportzahlen für Sojabohnen in der letzten Woche zeigten. Diese lagen mit knapp 1,4 Mio. Tonnen zum dritten Mal in den letzten vier Wochen deutlich oberhalb von 1 Mio. Tonnen. Drei Viertel der Verkäufe gingen dabei nach China. Das durch die Trockenheit bedingte niedrigere Angebot von Mais und Sojabohnen aus Südamerika wirkt dabei zusätzlich unterstützend auf die US-Preise für Getreide und Sojabohnen.
Die Regenfälle in Westafrika könnten zu einer höheren Zwischenernte in der wichtigsten Anbauregion für Kakao führen, was die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Marktüberschuss im laufenden Erntejahr steigen lässt. Letzten Monat wurde von der Internationalen Kakaoorganisation für das laufende Erntejahr noch ein Defizit von 71 Tsd. Tonnen prognostiziert. Der Preis für Kakao gab daraufhin gestern an der ICE um 4% auf ein 1-Monatstief von weniger als 2.200 USD je Tonne nach.