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Libysche Öllieferungen übertreffen Vorkriegsniveau

20.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Libyen wird Angaben der staatlichen Ölgesellschaft NOC zufolge im April täglich knapp 1,4 Mio. Barrel Rohöl exportieren und damit sogar mehr als unmittelbar vor Beginn des Aufstandes gegen das Gaddafi-Regime im Frühjahr 2011. Die Rückkehr Libyens auf den Ölmarkt ging somit wesentlich schneller vonstatten als dies nach dem Ende des Bürgerkrieges im Herbst letzten Jahres erwartet wurde. Ein Teil der Exporte ist darauf zurückzuführen, dass sich die Wiederinbetriebnahme der der größten Raffinerie des Landes verzögert, wodurch 220 Tsd. Barrel Rohöl pro Tag zusätzlich für den Export zur Verfügung stehen.

Das zusätzliche Ölangebot aus Libyen dürfte zur Entspannung der Angebotsknappheit in Teilen Europas beitragen. Mehr als 80% der Öllieferungen aus Libyen gingen vor dem Bürgerkrieg nach Europa und hier vor allem in den Mittelmeerraum. Dadurch dürfte es für diese Länder einfacher werden, Rohöl aus dem Iran mengenmäßig zu ersetzen, was den Aufwärtsdruck auf den Brentölpreis spürbar verringern dürfte.

China hat die Tankstellenpreise für Diesel und Benzin ab heute um 600 Yuan pro Tonne (95 USD je Tonne) erhöht. Für die Raffinerien des Landes wird es somit lukrativer, Rohöl zu verarbeiten, was sich in höheren Rohölimporten niederschlagen und somit die Ölpreise unterstützen könnte. Allerdings dürfte dadurch auch die inländische Benzin- und Dieselnachfrage sinken. Die Tankstellenpreise in China liegen 20% höher als in den USA und 50% höher als vor drei Jahren. In der Folge könnte China mehr Ölprodukte exportieren und somit für Druck auf die internationalen Raffineriemargen sorgen.

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Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen weitgehend unverändert bei gut 1.650 USD je Feinunze. In Euro gerechnet fällt das gelbe Edelmetall auf ein 11-Wochentief von 1.250 EUR je Feinunze. Zum ersten Mal seit drei Wochen haben gestern die ETF-Investoren im nennenswerten Umfang Bestände verkauft. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten Abflüsse von knapp 6 Tonnen. Die als langfristig orientiert geltenden ETF-Investoren bleiben Gold gegenüber zwar trotz der gestrigen Abflüsse weiterhin loyal, solange es jedoch nicht zu Zuflüssen kommt, dürfte der Preis von dieser Seite her keine wesentlichen Impulse erfahren. Unterdessen scheint die Erhöhung der Importsteuern auf Gold in Indien immer höhere Wellen zu schlagen.

Zum ersten Mal seit sieben Jahren haben die indischen Schmuckhändler landesweit aus Protest gegen die Einführung der Steuern ihre Geschäfte geschlossen. Der "Streik", an dem sich laut Angaben des Industrieverbands mehr als 90% der 300 Tsd. Schmuckhändler im Land beteiligen, dauert mittlerweile seit vier Tagen an und soll auch noch weitergehen. Ein Treffen des Verbands mit dem indischen Finanzminister, bei dem die Rücknahme der Steuer gefordert wurde, scheint ergebnislos verlaufen zu sein. Zumindest in der nächsten Zeit dürften die Nachfrage und damit die Importe negativ betroffen sein. Dies könnte einem erneuten Preisanstieg von Gold im Wege stehen. Laut dem World Gold Council wurde Indien im letzten Quartal von China als weltweit größter Goldkonsument überholt.


Industriemetalle

BHP Billiton und Rio Tinto, zwei der weltweit größten Minenunternehmen, haben sich heute Morgen auf einer Konferenz im australischen Perth zurückhaltend über die kurzfristigen Wachstums- und damit Nachfrageperspektiven für Rohstoffe in China geäußert. Sowohl die Stahlproduktion als auch die Nachfrage nach Eisenerz wird demnach an Dynamik verlieren. Letztere soll in Zukunft "nur" noch einstellig wachsen. Diese Aussagen sind im Kontext mit der reduzierten Wachstumsprognose der chinesischen Regierung zu sehen und sollten u.E. den Markt eigentlich nicht verwundern.

Beide Unternehmen erwarten ein sog. "Soft Landing" im Reich der Mitte mit nach wie vor solidem Wachstum. Zudem wurden die langfristigen Aussichten unverändert beibehalten, was sich auch in den großen Minenprojekten widerspiegelt, die von beiden Unternehmen unvermindert vorangetrieben werden. Laut Einschätzung von BHP Billiton werden im nächsten Jahrzehnt mehr als 100 Mio. Chinesen in Städte ziehen, wodurch sich ein beispielloser Bedarf an Rohstoffen aufgrund der notwendigen Infrastrukturprojekte ergibt. BHP Billiton geht daher davon aus, dass die jährliche Stahlproduktion in China bis zum Jahr 2025 um rund 60% steigen wird. Dies geht mit einem immensen Bedarf an Eisenerz einher.

Auch außerhalb Chinas soll die Nachfrage nach Rohstoffen vor allem aufgrund der Urbanisierungstendenzen in den Schwellenländern langfristig hoch bleiben. Als einen großen Wachstumsmarkt neben China sieht BHP Billiton das Nachbarland Indien.


Agrarrohstoffe

Rekordhoch erwartete Ernten in Indien und Brasilien werden im globalen Baumwollmarkt wohl zum größten Marktüberschuss seit über zwei Jahrzehnten führen. Laut Schätzung des USDA wird die weltweite Produktion mit 26,9 Mio. Tonnen in dem im Juli endenden Erntejahr 2011/12 die globale Nachfrage um gut 3,2 Mio. Tonnen übersteigen und die weltweiten Lagerbestände zum Ende des Erntejahres um 32% gegenüber dem Vorjahr auf 13,6 Mio. Tonnen ansteigen lassen, den zweithöchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Diese Aussichten erklärt wohl auch die derzeit pessimistische Meinung der spekulativen Finanzanleger, welche laut CFTC bei Baumwolle in der Woche zum 13. März mit über 7 Tsd. Kontrakten mittlerweile die vierte Woche in Folge netto short positioniert sind. Zuletzt waren bei Baumwolle vor drei Jahren Netto-Short-Positionen zu verzeichnen.

Bei der gestern veröffentlichten Statistik der ICE für Kakao und Robusta-Kaffee konnte dagegen eine Ausweitung der Netto-Long-Positionen um 1,8 Tsd. auf rund 6,9 Tsd. Kontrakte bei Kakao und um 2,6 Tsd. auf rund 7,3 Tsd. Kontrakte bei Robusta beobachtet werden. Interessant ist die Tatsache, dass es bei Arabica hingegen seit vier Wochen zu einer Erhöhung der Netto-Short-Positionen kommt. Offenbar rechnen die spekulativen Marktteilnehmer derzeit mit einer weiteren Einengung der Preisdifferenz zwischen den beiden Kaffeesorten.



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