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Viele Daten und erneut Griechenland im Fokus …

06.04.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.3425 (07.20 Uhr), nachdem im heutigen frühen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3417 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 94.00. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 126.25, während EUR-CHF bei 1.4325 oszilliert.

Laut "Market News International" arbeitet die griechische Regierung an einer Anpassung des Hilfspakets, das letzten Monat auf dem EU-Gipfel verabschiedet wurde, um die Inkludierung des IWF zu umgehen.

Die der griechischen Regierung vom IWF übermittelten Bedingungen wären so einschneidend, daß politische und soziale Unruhen nicht ausgeschlossen werden könnten.

Wir haben an dieser Stelle im letzten Monat unser Unbehagen über ein Inkludierung des IWF verdeutlicht.

Der Erfahrungsschatz bezüglich der Hilfestellung des IWF aus früheren Zeiten hat bei den Ländern, die den IWF in Anspruch genommen haben, dazu geführt, diese Erfahrung nach Möglichkeit nicht ein zweites Mal zu suchen, da nach Ansicht vieler Ökonomen zu viel ökonomisches Porzellan ohne Grund zerschlagen wurde.

Wir haben darauf verwiesen, daß der IWF Teil des US-zentrischen Finanzsystems und damit des US-Machtsystems ist. Ob es sinnvoll ist, diesen Arm der USA in der Eurozone walten zu lassen, wurde hier gleichfalls in Frage gestellt.

Bevor wir uns mit diesem Thema weiter beschäftigen werden, ist zu prüfen, wie gut die Informationen sind, die von dem Provider "Market News International" zur Verfügung gestellt wurden. "Enten" werden insbesondere gerne in liquiditätsarmen Handelszeiten (USA und Asien) in Umlauf gesetzt.

Fakt ist, daß dieses Thema heute im asiatischen und frühen europäischen Geschäft belastend auf den Euro wirkte. Fakt ist, daß damit dieses Thema das x-te Mal am Markt diskontiert wird. Unsere Überzeugung, daß ein systemisches Risiko von Griechenland nicht ausgehen wird, gilt unverändert …

Werfen wir einen kurzen Blick auf die Entwicklung des Welthandels und erfreuen uns am nachfolgenden Chart, der Ausdruck einer markanten Erholung ist.

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Kommen wir damit zum Datenpotpourri seit letzten Donnerstag. Im Hinblick auf die Fülle gehen wir nur bei ausgewählten Daten ins Detail.
  • Die US-Arbeitslosenerstanträge sanken per 27. März 2010 von zuvor 445.000 insignifikant auf 439.000 (Prognose 440.000).

  • Der "Challenger Report", der Auskunft über angekündigte Massenentlassungen gibt, verzeichnete per März angekündigte Jobverluste in Höhe von 67.600 nach zuvor 42.100 per Februar. Im Monatsvergleich kam es zu einer Zunahme um 60,6%, während sich im Jahresvergleich ein Rückgang um -55,0% nach zuvor -77,4% ergab.

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  • Der Automobilabsatz legte in den USA per März von zuvor 10,4 Mio. auf 11,8 Mio. Fahrzeuge in der annualisierten Darstellung stärker als erwartet zu.

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  • Die US-Bauausgaben sanken dagegen erneut. Per Februar kam es im Monatsvergleich zu einem Rückgang um 1,3% nach zuvor -1,4% (revidiert von -0,6%).

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  • Der ISM-Manufacturing Index legte von zuvor 56,5 auf nun 59,6 Punkte zu. Damit markiert dieser Index das höchste Niveau seit 2004. Der Teil der US-Wirtschaft, der mit der globalen Wirtschaft verzahnt ist (siehe Chart Welthandel), reüssiert nachhaltig.

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  • Der US-Arbeitsmarktbericht lieferte mit 162.000 neu geschaffenen Stellen zunächst eine frohe Botschaft. 48.000 neue Jobs wurden durch die neuerliche Volksbefragung generiert. Das verwässert im Hinblick auf die Nachhaltigkeit. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 9,7%. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit erhöhte sich von 33,1 auf 33,3 Stunden. Der durchschnittliche Lohn sank um 0,1%. Das Bild der Stabilisierung setzt sich am US-Arbeitsmarkt fort. Diese Zahl ermutigt, sie ist kein Grund zur Euphorie.

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  • Der ISM-Dienstleistungsindex setzte per März mit 55,4 nach zuvor 53,0 Punkten deutlich positive Akzente. Der Index erreichte das höchste Niveau seit September 2007.

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Wir freuen uns, daß die Belebungssignale aus der US-Wirtschaft grundsätzlich zunehmen. Wir verweisen aber auch darauf, daß dafür ein hoher Preis über fortgesetzte Budgetdefizite gezahlt wird.

Die Neuverschuldung der öffentlichen Hand nahm per Ende März im ersten Halbjahr des laufenden Fiskaljahres laut der US-Treasury um 863,3 Mrd. USD zu. Dieser Wert entspricht circa 6% der Wirtschaftsleistung der USA eines Jahres. Annualisiert impliziert das für das im September endende Fiskaljahr eine Neuverschuldung im Dunstkreis von 12% des BIP, die im Gegensatz zu der Eurozone nicht ansatzweise adressiert wird.

Im Vergleich der Regionen darf das Qualitätsmerkmal des Wachstums nicht außer Acht gelassen werden. Hier schneiden die USA äußerst schlecht ab. Die Planung fortgesetzter massiver Budgetdefizite geht bis 2020, also weitere 10 Jahre. Vor diesem Hintergrund werden die aktuellen 115% Griechenlands locker und vor allen Dingen zügig angepeilt werden, da ende diesen Jahres bereits der Wert von 94% erreicht sein wird … "Food for thought!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3250-80 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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