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Nachlassende Angebotssorgen belasten Ölpreise

22.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist am Morgen unter die Marke von 124 USD je Barrel gefallen. Schwächere Konjunkturdaten aus China schüren Nachfragesorgen im zweitgrößten Ölverbrauchsland. Gleichzeitig scheinen die Sorgen vor Angebotsengpässen nach den jüngsten Kommentaren aus Saudi-Arabien (siehe TagesInfo von gestern) nachzulassen. Zudem scheint mittlerweile auch Frankreich über die Freigabe der strategischen Ölreserven nachzudenken. Der französische Industrieminister bezeichnete dies als "eine Option".

Bislang haben nur die USA und Großbritannien die Bereitschaft dazu erklärt. Der Ölpreis sollte sich in Anbetracht dessen mit weiteren Gewinnen schwer tun, so dass Preise deutlich über 125 USD je Barrel ohne eine weitere Eskalation der Iran-Krise unwahrscheinlich sind. Medienberichten zufolge wird Japan seine Öleinfuhren aus dem Iran im April um 70% gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt auf weniger als 100 Tsd. Barrel pro Tag reduzieren. Im laufenden Monat wurden die Importe bereits auf 180 Tsd. Barrel pro Tag reduziert, weniger als die Hälfte der Importmenge des Vorjahres.

Die Länder haben bis Ende Juni Zeit, ihre Ölimporte aus dem Iran deutlich zu reduzieren, um Sanktionen der USA zu umgehen. Zudem ist es aufgrund des Ölembargos der EU schwierig geworden, die Öllieferungen aus dem Iran gegen Schaden versichern zu lassen. Ein deutlicher Preisrückgang ist vor diesem Hinterund ebenfalls unwahrscheinlich, so dass die Marke von 120 USD je Barrel vorerst nicht unterschritten werden dürfte.


Edelmetalle

Gestern gab es erneut Gerüchte, dass eine westliche Zentralbank ihre Goldreserven aufgestockt hat bzw. dies vorhaben könnte. Der britische Schatzkanzler Osborne sagte während einer Rede, dass Großbritannien die Gelegenheit nutzen und seine Goldreserven wieder aufbauen werde, die auf ein historisch niedriges Niveau gefallen seien. Der Wert der aktuellen britischen Goldreserven sei zudem auf 11 Mrd. GBP gestiegen. Die Wertsteigerung der Goldreserven ist allerdings ausschließlich auf Preiseffekte zurückzuführen.

Gemäß Daten des World Gold Council (WGC) hortete Großbritannien per Januar 310,3 Tonnen Gold. Legt man einen Goldpreis von 1.100 GBP je Feinunze zugrunde, ergibt sich der Wert von 11 Mrd. GBP, den Osborne erwähnte. Aus den Statistiken des WGC geht zudem hervor, dass das Vereinigte Königreich im letzten Jahr kein Gold gekauft hat. Der Markt zeigte sich von den Aussagen Osbornes denn auch unbeeindruckt und schien diesen keinen Glauben zu schenken - zu recht, wie sich kurze Zeit später herausstellen sollte.

Das britische Finanzministerium relativierte wenig später Osbornes Aussagen und vermeldete, dass es keine Pläne zur Aufstockung der Goldreserven geben würde. Bereits Ende Februar sorgte eine Meldung des IWF für Verwirrung, wonach Schweden im Januar große Mengen an Gold gekauft hätte. Diese wurde umgehend von der schwedischen Zentralbank dementiert und vom IWF später korrigiert. Bislang haben "nur" Zentralbanken aus Schwellenländern ihre Goldreserven aufgestockt. Für die Zukunft können wir uns jedoch durchaus vorstellen, dass auch westliche Zentralbanken Gold kaufen.


Industriemetalle

Daten des International Stainless Steel Forum (ISSF) zufolge ist die globale Edelstahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 3,3% auf ein Rekordhoch von 32,1 Mio. Tonnen gestiegen. Maßgeblichen Anteil daran hatte China, wo die Produktion um 11,9% auf 12,6 Mio. Tonnen ausgeweitet wurde. Da in China deutlich über Bedarf produziert wird, hat das Reich der Mitte im vergangenen Jahr 953 Tsd. Tonnen Edelstahl netto exportiert. China hat sich seit Mitte 2010 zum Netto-Exporteur gewandelt und dürfte auch in Zukunft zur Ausweitung des Überangebots auf globaler Ebene beitragen.

Weltweit betrachtet hat die Wachstumsdynamik der Edelstahlproduktion allerdings deutlich nachgelassen, da 2010 noch Wachstumsraten von 25% verzeichnet wurden. In Anbetracht der hohen Angebotsüberschüsse dürfte sich die Dynamik weiter abschwächen. Dies könnte negative Auswirkungen auf die Nickelnachfrage haben.

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Die Edelstahlindustrie ist mit Abstand der größte Konsument von Nickel, wo Nickel als Bestandteil zur Verhinderung von Rostbildung eingesetzt wird. Die hohe Edelstahlproduktion hat dazu geführt, dass gemäß Daten von WBMS die globale Nickelnachfrage 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 18,5% auf 1,79 Mio. Tonnen gestiegen und der Nickelmarkt in ein Angebotsdefizit gerutscht ist. Da mittlerweile die Nickelproduktion deutlich ausgeweitet wurde und noch wird, ist ab diesem Jahr wieder mit Überschüssen zu rechnen, die deutlichen Preissteigerungen entgegenstehen sollten.


Agrarrohstoffe

Nachdem durch Frost bereits einige Felder zerstört wurden, könnten in Europa nun aufgrund von Trockenheit weitere Ernteeinbußen bei Weizen und Ölsaaten drohen. Das französische Landwirtschaftsberatungsunternehmen Offre et Demande Agricole reduzierte seine Prognose für die Weichweizenernte in der EU bereits um 5 Mio. Tonnen auf 127 bis 128 Mio. Tonnen. Die EU-Kommission prognostizierte im letzten Monat noch eine Steigerung der diesjährigen EU-Weichweizenernte um 2,5% auf 133 Mio. Tonnen. In den Ländern der EU 27 werden etwa 20% des weltweiten Weichweizens angebaut.

Für Deutschland, wo die Anbaubedingungen mit denen im Nordosten Frankreichs vergleichbar sind, ergibt sich für die Weizenernte ebenso wie in Frankreich ein pessimistisches Bild. So wird in Deutschland der von Offre et Demande geschätzte Ernteeinbruch 2 Mio. Tonnen betragen, in Frankreich soll der Frost 2,5 Mio. Tonnen zerstört haben. Deutschland ist nach Frankreich der zweitgrößte Weizenproduzent in der EU. Nach Aussage des Deutschen Bauernverbandes müssen die deutschen Bauern wegen der schweren Frostschäden in einigen Regionen nun möglicherweise einen Teil der Winterernte umpflügen und die Flächen mit Sommergetreide bestellen. Bereits letztes Jahr wurde durch Trockenheit im Frühling die Produktivität beeinträchtigt. Die daraus resultierenden Ernteschäden fielen aber geringer aus als zunächst befürchtet.




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