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Unterstützung bei 1.3250 - 80 hält - Trichet: Eine Pleite Griechenlands ist ...

09.04.2010  |  Folker Hellmeyer
Unterstützung bei 1.3250 - 80 hält - Trichet: Eine Pleite Griechenlands ist kein Thema

EUR/USD eröffnet heute bei 1.3345 (07.35 Uhr), nachdem im gestrigen europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3283 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 93.55. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 124.85, während EUR-CHF bei 1.4330 oszilliert.

Beginnen wir mit dem für den Devisenmarkt sensibelsten Thema, den Einlassungen Trichets zu dem Themenkomplex Griechenland.

EZB-Präsident Trichet betonte, daß die Finanzmärkte nicht alle verfügbaren Informationen bezüglich Griechenlands berücksichtigen. Dem stimmen wir umfänglichst zu.
  • Aktuell wendet Griechenland circa 30% der Steuereinnahmen für die Zinslasten auf die Staatsschuld auf. Damit kommt Griechenland gerade mit "Müh und Not" in die Gefahrenzone hinsichtlich eines potentiellen Staatsbankrotts. Erst über 40% greift laut anekdotischer Evidenz der letzten 60 Jahre diese unvermeidliche Konsequenz. Da Griechenland jedoch markante Sparpakete umsetzt, sinkt die Wahrscheinlichkeit in erheblichem Maße, daß Griechenland in ernst zu nehmender Art und Weise in die Nähe dieses Risikos kommt.

  • Noch wesentlicher ist es zu erkennen, daß die Zunahme der Budgetdefizite einen primär zyklischen Hintergrund hatte. Mit der Erholung der Weltwirtschaft werden sich hier mit Zeitverzögerung unweigerlich Entspannungen ergeben.

Es ist grundsätzlich ungleich sinnvoller, daß die Nationen, die das Thema Haushaltskonsolidierung nicht auf ihrer politischen Agenda haben und neben Griechenland die größten Sünder sind, der Schärfe der internationalen Spekulation unterworfen werden, um dort die notwendige Konsolidierung einzuleiten. Wir reden hier über die USA und Großbritannien.

Genau die Kapitalsammelstellen aus den USA und Großbritannien (mit Unterstützung einiger kontinentaleuropäischer Finanzunternehmen …) sind die wesentlichen Protagonisten, die derzeit für die Attacken auf die Eurozone verantwortlich zeichnen. "Food for thought!" - Soll hier nur von den eigentlichen Sündern abgelenkt werden?

Ansätze inkonsequenter Marktanalyse sind hier deutlich erkennbar - ähnliche Ansätze waren übrigens Grundlage der US-Subprimekrise und der nachgelagerten globalen Finanzkrise ... Hier gilt es Anfängen zu wehren. Die Eurozone ist mit 6% Neuverschuldung im Verhältnis zum BIP im letzten Jahr 2009 auf G-3 Ebene Stabilitätsweltmeister (USA 12%, Japan 9%, UK 13%) und adressiert das Problem mit strukturellen Maßnahmen. Das sind die Fakten.

Die Finanzhasardeure aus den USA und UK kommen in dieser Debatte bisher ungeschoren davon und profitieren sogar. Das ist förmlich absurd! Hier wird aus "weiß" "schwarz" gemacht! Trichet lieferte ansonsten die zu erwartenden Einlassungen. Wir verweisen auf die nahezu ausufernde Rubrik "Letzte Nachrichten" als auch auf unser gestriges Statement im Forex Report.

Unsere kritische Haltung hinsichtlich der zögerlichen Zinsanpassungspolitik der EZB bleibt bestehen. Der konjunkturelle Aufschwung der Eurozone wurde erst nicht erkannt, dann mit größter Skepsis begleitet und nun unterschätzt! Prognosen sind halt nicht einfach …

Wenden wir uns kurz und prägnant den gestern veröffentlichten Wirtschaftsdaten der Eurozone zu.

Die Einzelhandelsumsätze enttäuschten per Februar mit einem Rückgang um -0,6% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um - 1,1% nach zuvor -0,6% ein. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von -0,7%. Wir erlauben uns, darauf hinzuweisen, daß sich Verbrauchsgewohnheiten zu Lasten den Einzelhandels verändern.

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Die deutsche Industrieproduktion soll, wir betonen "soll", per Februar im Monatsvergleich unverändert ausgefallen sein. Erwartet war ein Anstieg um 0,6%. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von +0,6% auf +0,1% revidiert.

Ich freue mich sehr, daß mich gestern Anrufe aus der deutschen Wirtschaft von international und national erheblichen Unternehmen erreichten, die diese Daten schlicht weg und einfach in Frage stellten, da sie nicht ansatzweise in die Erfahrungswerte der letzten Monate dieser breit aufgestellten Unternehmen passen. An dieser Stelle erst einmal vielen Dank für dieses Feedback!

Im Jahresvergleich stellte sich auf Basis obiger Daten ein Anstieg um 5,4% nach zuvor +2,1% ein. Als Fazit läßt sich festhalten, daß wir hier im Norden Understatement mögen. Das gilt aber nicht für die deutsche Statistik! Dort mögen wir Realitätssinn!

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Die US-Arbeitslosenerstanträge legten per Berichtswoche 3. April unerwartet deutlich von zuvor 439.000 auf 460.000 zu. Die Prognose lag bei 435.000. Diese wöchentlichen Veränderungen sind zum Teil stochastisch. Fakt ist, daß in der Tendenz im Mehrwochenvergleich Stabilisierungstendenzen am US-Arbeitsmarkt zunehmen. Diesbezüglich sind wir nicht bereit diesen Wochenwert zu überbewerten.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3250-80 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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