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Umkipppunkt bei Null

13.04.2010  |  Jim Willie CB
US-Wirtschaft hat sich aufgespaltet: Einerseits rückt die Preisinflation auf der Kostenseite voran, andererseits schadet die Preisdeflation den Vermögensanlagen. So entsteht ein hässlicher Sturm, der wohl nicht zum Abklingen gebracht werden kann. Wenn Hochdruckzonen auf Tiefdruckzonen prallen, kommt es zu Hurrikanen und Tornados. Empfindet man eine Preisinflation bei fast 0% oder niedrigen 2% insgesamt als ein gutes Zeichen, so blendet man die Kräfte, die die nationale Wirtschaft zerteilen, komplett aus. Ökonomen nehmen lieber eine übergeordnete Gesamtbetrachtung vor; bei ihrer Betrachtung entgehen ihnen jedoch zwei wichtige Bestandteile, die unterschiedlichen Kräften ausgesetzt sind. Der Finanzsektor hat groteske Ausmaße angenommen - er ist extrem geworden. Seit den 1980er Jahren haben sich die Finanzanlagen im Vergleich zum BIP weltweit verdreifacht. Allein in diesem Jahrzehnt hat sich der Umfang an Credit Default Swaps (anlagebesicherte Anleiheversicherungen) in einem Zeitraum von vier Jahren verfünffacht. Innerhalb dieser vier Jahre hat sich auch der Basiswert von Aktienderivaten (Aktienindex-Kontrakte) verfünffacht. Die eingesetzten Finanzhebel sind ebenfalls gestiegen. Es herrschen gravierende Mängel im vorherrschenden wirtschaftlichen Führungsstil, die die Nation auf Abwege bringen und von einem Desaster zum anderen führen. Der Krisenzustand ist in der Tat zur Norm geworden.


Neue Schulden zeigen nicht die gewünschten Wirkungen

Die Maestros glauben, man schöpft neues Geld oder neue Schulden (der Unterschied ist kaum auszumachen) und schwuppdiwupp die Wirtschaft zieht wieder an. Die neue Geldproduktionslinie ist von der realen, fassbaren Wirtschaft abgekoppelt. Die Banker können also staatliche Liquiditätseinrichtungen anzapfen und ihre kreditnehmenden Kunden ignorieren. Die Kompetenzträger in den Banken sträuben sich gegen die Lösung - aus dem einfachen Grund, weil viele aus ihrem Sektor zu Grunde gehen und totalen Machtverlust erleiden würden. Die US Federal Reserve überwacht seit Jahren die riesigen Gelddruckprojekte, die in den vergangenen zwei Jahren einen fortdauernden Höhepunkt erreicht haben. Ein weiteres Anschwellen steht an. Ein Umkipppunkt ist erreicht, wenn alle US-Defizite, alle Begebungen von US-Staatsanleihen und alle Bankenpleiten zu einer wirtschaftlichen Erholung führen und es dann auf internationaler Ebene zu einem Stimmungswandel gegenüber dem US-Dollar kommt. Weltakteure werden aussteigen, denn an den US-Märkten darf nicht aufgeräumt und liquidiert werden - sie dürfen nicht in den Genuss einer frischen Brise kommen, die dem Kapitalismus so eigen ist. Finanzmärkte innerhalb der gesamten US-Wirtschaft sind im Grunde eingefroren. Bei den vermeintlichen Nutznießern der Re-Inflationierungsstrategie via US-Notenbank und den US-Wirtschaftsteilnehmern ist Abwarten angesagt. Im Verlaufe dessen verschlechtert sich die Lage der US-Wirtschaft.

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Durchdenken Sie die schockierende Grafik oben. Die reale Wirkung neuer Schulden auf die US-Wirtschaft ist tatsächlich negativ. Sollten nun ein 0%- Leitzins sowie ein Staatsdefizit von 1,5 Billionen $ den Bobachter immer noch nicht von einer gescheiterten Politik, gescheiterten Lösungsansätzen und dem Zusammenbruch der systemischen Strukturstützen überzeugen, so müsste dieser Chart helfen. Die Wirkung eines neuen US-Schuldendollars auf die Wirtschaftsaktivität liegt in Wirklichkeit bei MINUS 45 Cents. Und tritt starkes Abwärtsmomentum auf, wird diesem natürlich entsprechend entgegengewirkt werden. Die Schuldenmotoren sind völlig kaputt, das Sättigungsniveau ist erreicht. Ironischer- und tragischerweise wird die amerikanische Führung mit einem noch härteren Tritt auf die monetären Pedale antworten und somit nur noch schlechtere Ergebnisse erreichen. Wo ist eigentlich Paul Samuelson - jetzt, da seine fehlerhafte Geldmengentheorie diskreditiert wurde? Ihm sollte der Nobelpreis entzogen werden und durch einige tausend astreiner Zwangsvollstreckungsbescheide ersetzt werden.


Inflation vs. Deflation am Umkipppunkt

James Rickards ist Direktor der Informationsabteilung bei Omnis, einer privaten Analystengruppe. Rickards ist meiner Ansicht nach ein Superstar-Analyst, der schon in vergangenen Hat Trick Letters zitiert wurde. Vor nicht allzu langer Zeit erörterte er die Frage, ob eine Abwertung des US-Dollars um 30% bis 50% nicht aufgrund der extremen Staatsdefizite und der weitreichenden zukünftigen Verpflichtungen gerechtfertig sei. Jetzt behauptet er, die US-Wirtschaft habe sich aufgespaltet: Einerseits rücke die Preisinflation auf der Kostenseite voran, andererseits schade die Preisdeflation den Vermögensanlagen. So entsteht ein hässlicher Sturm, der wohl eher nicht zum Abklingen gebracht werden kann. Empfindet man eine Preisinflation bei fast 0% oder niedrigen 2% insgesamt als gutes Zeichen, so blendet man die Kräfte, die die nationale Wirtschaft zerteilen, komplett aus. Ihre strukturellen Defekte werden nicht repariert. Solche Überblicke zeigen übrigens auch die spektakulären Defizite der US-Ökonomen, die es nicht schaffen, sinnvolle Lösungsansätze vorzuschlagen wie zum Beispiel eine Steuer zur Schaffung von Arbeitsplätzen, die Rückholung der nach Asien verlegten Arbeitsplätze oder wie die Beseitigung aller Kreditderivate. Unsere Nation bestreitet eine Banken- und Wirtschaftpolitik zu Gunsten des Syndikats - auf deren Geheiß.




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