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IFO-Index konterkariert Aussage des Markit PMI - Bundesregierung auf gutem Weg …

27.03.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.50 Uhr) bei 1.3350, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3193 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 110.60, während EUR-CHF bei 1.2060 oszilliert.

Wir haben uns gestern mit der Divergenz zwischen deutschem IFO-Index und dem von „Markit“ erstellten Einkaufsmanagerindex für Deutschland auseinandergesetzt. Wir haben darauf verwiesen, dass die Befragungstiefe des IFO-Index für sich spricht.

Wir weisen darauf hin, dass die Veröffentlichung der "Flash"-Schätzung seitens "Markit" für Deutschland und die Eurozone Ausgangspunkt verstärkter Risikoaversion mit der Folge eines schwächeren Euros, verschärften Refinanzierungsbedingungen für die Reformländer und schwächere Aktienmärkte war.

Der deutsche IFO-Index legte per März das fünfte Mal in Folge von 109,7 (revidiert von 109,6) auf 109,8 Punkte zu. Die Bewertung der aktuellen Lage verharrte bei 117,4 Punkten, während der Index der Konjunkturerwartungen von 102,4 (revidiert von 102,3) auf 102,7 Punkte zulegte.

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Diese Daten des IFO-Index stehen im diametralen Widerspruch zu den Daten von "Markit", die für den Berichtsmonat März einen Rückgang von 50,2 auf 48,1 Punkte angaben. Der IFO-Index bewegt sich in den oberen 15% der historischen Bandbreite und der "Markit" Index impliziert Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität mit Indexwerten unterhalb der Marke von 50 Punkten.

Wir haben gestern darauf verwiesen, dass anekdotische Evidenz aus Gesprächen mit Unternehmen die Bewertung des IFO Index umfänglich unterstützt. Wir diskutieren intern die Problemstellung, welche Wirtschaftsdaten Information und welche Desinformation darstellen …

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Mehr gibt es hier nicht zu sagen!

Die Bewertung des Problemfelds Eurozone wird entspannter. Auch dieser Umstand setzt die unverändert nachhaltigen "Shortpositionen" gegen die Eurozone unter Druck. EZB-Präsident Mario Draghi sieht deutliche Zeichen für eine Stabilisierung des Bankensystems und eine Besserung der Lage an vielen Finanzmärkten. "Die Bedingungen am Refinanzierungsmarkt für die Banken haben sich verbessert - wenn auch noch immer auf niedrigem Niveau", sagte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montagabend in Berlin.

So hätten die Banken in der Euro-Zone alleine in diesem Jahr unbesicherte vorrangige Bankanleihen zu einem deutlich höheren Wert am Markt unterbringen können als in der gesamten zweiten Jahreshälfte 2011. Grund, die Hände in den Schoß zu legen, gebe es freilich noch nicht, weder für die Finanzwirtschaft noch für die Politik auf europäischer Ebene oder in der Krisenstaaten. Dieser Sichtweise stimmen wir umfänglich zu.

Befürchtungen, die von der EZB gegen die Krise eingesetzte massive Ausweitung der Geldmenge könne auf mittlere Sicht die Inflation anheizen, trat Draghi erneut massiv entgegen. "Die zu beobachtenden Stabilisierungstendenzen bei Kreditvergabe und Wachstum signalisieren keinen zunehmenden Inflationsdruck auf mittlere Sicht." Hier sind wir jedoch durchaus skeptischer. Das Thema Inflation wird sehr viel prominenter als derzeit im Konsensus erwartet.

Die deutsche Bundesregierung öffnet sich dem Thema der Erhöhung des Schutzschirmes. Das Volumen der Brandmauer wird voraussichtlich von 500 Mrd. auf 700 Mrd. ansteigen. Es ist erfreulich, dass die Bundesregierung diese Richtung einschlägt. Die EZB hat diesen Weg empfohlen.

Je höher eine Brandmauer ist, desto geringer ist das Risiko einer sachlich nicht angemessener Spekulation, wie sie in den letzten 24 Monaten obwaltete und dabei deutliche Ansätze einer machtpolitischen Tendenz offenbarte. Mit anderen Worten verhindert die Höhe der Brandmauer im aktuellen Fall eine potentielle Inanspruchnahme. Fakt ist, dass der Großteil der strukturellen Haushaltsdefizite in den Problemländern bereinigt ist. Diesen Status gilt es, vor unangemessenen Attacken zu sichern!

Europa, die Eurozone ist auf einem guten Weg ... und die Eurozone ist ein elementares Teil des deutschen Geschäftsmodells. 70% der Exporte des deutschen Mittelstands gehen in die Eurozone. Mit den Reformen in den Problemländern ist damit auch das mittel- bis langfristige Wachstumspotential für den deutschen Absatz gestärkt worden. So etwas verdient Solidarität.

Ben Bernanke meldete sich gestern auch noch zu Wort. Seine Einlassungen implizierten eine Fortsetzung der akkomodativen Politik der Federal Reserve.

Der "Chicago Fed National Activity Index", ein Sammelindex aus 85 US-Einzelindikatoren, sank per Februar von zuvor +0,33 (revidiert von +0,22) auf -0,09 Punkte. Der Index, der Auskunft über anhängige Hausverkäufe gibt, lieferte per Berichtsmonat Februar einen Rückgang von zuvor 97,0 auf 96,5 Punkte (2001 = 100). Mithin konnten die US-Daten gestern nicht nachhaltig überzeugen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias .

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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