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Bernanke sorgt für gute Stimmung

27.03.2012  |  Eugen Weinberg
Der Fed-Vorsitzende Bernanke sprach gestern in einer Rede von der Notwendigkeit zur Beibehaltung der ultralockeren Geldpolitik. Die damit einhergehende Hoffnung auf eine nochmalige quantitative Lockerung ("QE3") gab auch den Rohstoffpreisen Auftrieb. Die Marktreaktion machte abermals deutlich, wie stark die Rohstoffpreise von Hoffnungen auf weitere Liquiditätsspritzen getrieben werden können. Dass Bernanke die jüngste Verbesserung am Arbeitsmarkt herunterspielte und von einer anhaltend schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sprach, trat dagegen in den Hintergrund. Entsprechend könnten schwächere US-Konjunkturdaten sogar positiv für die Rohstoffpreise sein.


Energie

Der Brentölpreis konnte zwar ebenfalls von den Bernanke-Äußerungen profitieren und bis knapp 126 USD je Barrel steigen. Verglichen mit den meisten anderen Rohstoffen fielen die Gewinne allerdings unterdurchschnittlich aus. Der US-Benzinpreis ist dagegen auf 3,42 USD je Gallone gestiegen, den höchsten Stand seit 11 Monaten. Die ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank hat somit einen stärkeren Einfluss auf die Benzinpreise als die Spekulanten, welche in letzter Zeit durch die US-Politik für den Preisanstieg verantwortlich gemacht wurden.

Bei Brent kam es in der Woche zum 20. März bei den spekulativen Finanzanlegern erstmals seit acht Wochen zu einem leichten Abbau der Netto-Long-Positionen. Dies deutet auf eine wachsende Skepsis der Finanzanleger hinsichtlich der weiteren Preisaussichten hin. Der Ölpreis dürfte sich weiter schwer tun, die Marke von 126 USD je Barrel zu überwinden. Damit wächst auch das Korrekturpotenzial, falls sich die Finanzanleger dazu veranlasst sehen, Gewinne mitzunehmen. Ein deutlicher Preisrückgang ist angesichts der Angebotsrisiken aber unwahrscheinlich.


Edelmetalle

Gold legte im Zuge der Bernanke-Äußerungen zeitweise um 2,3% bzw. fast 40 USD auf über 1.690 USD je Feinunze zu. Das gelbe Edelmetall handelt auch heute Morgen nur unweit dieses 2-Wochenhochs. Damit ist auch die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD wieder in greifbare Nähe gerückt. Die Aussicht auf weitere Liquiditätsspritzen durch die US-Notenbank ist eindeutig positiv für Gold. Denn dadurch verliert der US-Dollar an Attraktivität. Zudem bleiben die Realzinsen negativ. Die Kommentare von Bernanke wurden gleich von mehreren Anlegergruppen zu Goldkäufen genutzt.

So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Zuflüsse von 6 Tonnen. ETF-Anleger gelten als langfristig orientierte Investoren. Daneben kam es offenbar bei den kurzfristig orientierten spekulativen Finanzanlegern zu Eindeckungen von Short-Positionen, die den Preisanstieg noch verstärkt haben. Auch charttechnisch betrachtet hat sich die Situation bei Gold wieder verbessert, da gestern die 200-Tage-Linie zurückerobert wurde. Dies könnte zu Anschlusskäufen führen. Wir erwarten im Jahresverlauf weiter steigende Goldpreise.


Industriemetalle

Besser als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten in Europa - in Deutschland zeigte sich der Ifo-Index überraschend stark - und die Rede von Bernanke führten gestern zu einem deutlichen Anstieg des Risikoappetits der Marktteilnehmer. Unter den Industriemetallen war Kupfer mit einem Plus von knapp 2% der größte Gewinner. Das rote Metall handelt heute Morgen auf einem Wochenhoch von rund 8.550 USD je Tonne.

Vale, der weltweit größte Eisenerzproduzent aus Brasilien, hat sich auf einer Minenkonferenz vorsichtig optimistisch über die Zukunftsaussichten von Eisenerz in den nächsten Jahren geäußert und erwartet vor allem aus China eine starke Nachfrage. Auch wenn sich die Dynamik der Stahlproduktion abschwächen sollte, werde die Nachfrage aufgrund der hohen absoluten Produktionskapazitäten robust bleiben. Vale geht nicht davon aus, dass es zu einem "hard landing" in China kommt, sondern erwartet ein "soft landing".

Darüber hinaus dürften Einschätzungen von Vale zufolge auch Indien und andere Schwellenländer zu einer hohen Nachfrage nach Eisenerz beitragen. Die Aussagen von Vale stehen weitgehend im Einklang mit denen von BHP Billiton und Rio Tinto letzte Woche. Der Markt hatte sich da allerdings nur auf die negativen kurzfristigen Aspekte konzentriert, wodurch es zu umfangreichen Verkäufen an den Rohstoffmärkten kam. Der Eisenerzpreis ist gestern auf ein 4-Monatshoch von 145,5 USD je Tonne gestiegen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Sojabohnen stieg nach anhaltenden Spekulationen, dass der wetterbedingte Ernterückgang in Südamerika zu einer steigenden Nachfrage nach US-Sojabohnen führen wird, erneut auf ein 6-Monatshoch. Die weltweite Sojabohnenproduktion könnte laut des auf Ölsaaten spezialisierten Agraranalysedienstes Oil World in der am 1. Oktober begonnenen Saison, um 8,1% auf 242,9 Mio. Tonnen fallen. Die niedrigeren Ernteprognosen in Südamerika dürften weiterhin unterstützend auf den US-Sojabohnenpreis wirken und einen Anreiz zur Erhöhung der Anbauflächen für Sojabohnen bieten. Das USDA gibt die erste offizielle Flächenschätzung am Freitag bekannt.

Die indische Regierung hat gestern erneut 1 Mio. Tonnen verarbeiteten Zucker zum Export freigegeben, womit die Gesamtexportmenge auf 3 Mio. Tonnen steigt. Die indischen Zuckermühlen erwarten in 2011/12 eine Zuckerproduktion Indiens von 26 Mio. Tonnen, wobei der inländische Vebrauch um die 22 Mio. Tonnen betragen wird. Die Entscheidung der indischen Regierung, zusätzlichen Zucker zu exportieren, war von der Industrie und den Marktteilnehmern daher erwartet worden. Die zusätzlichen Exporte dürften zum globalen Überangebot beitragen und Druck auf die Weltmarktpreise ausüben. Gestern fiel der Preis für Rohzucker daraufhin um 3,3% auf 24,78 US-Cent pro Pfund.

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