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Gewinnmitnahmen belasten Preise

28.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern zum wiederholten Male daran gescheitert, die Marke von 126 USD je Barrel zu überwinden und handelt am Morgen bei weniger als 125 USD je Barrel. Preisbelastend wirkte der vom American Petroleum Institute berichtete Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um 3,6 Mio. Barrel. In der Woche zuvor waren die Ölimporte aufgrund von Nebel im Houston Ship Channel beeinträchtigt, so dass es nun zu einer Gegenbewegung kommt. Dies dürfte sich auch in den offiziellen DOE-Lagerdaten heute Nachmittag zeigen. Auch hier wird mit einem Lageraufbau um 2,5 Mio. Barrel gerechnet, was die Preise weiter unter Druck setzen könnte.

Die bestehenden Angebotsrisiken dürften einem deutlichen Preisrückgang entgegenstehen. In der Nordsee dürfte es zu Beeinträchtigungen bei der Öl- und Gasproduktion kommen. Aufgrund eines Lecks an einer Gasplattform mussten auch zwei in der Nähe befindliche Ölplattformen evakuiert werden. In der betroffenen Region werden täglich 60 Tsd. Barrel Öläquivalent und 9 Millionen Kubikmeter Erdgas Tag gefördert, was 3% der britischen Erdgasproduktion entspricht.

Der britische Erdgaspreis steigt daraufhin heute um 2,4%. Zudem hat sich der Konflikt zwischen Sudan und Südsudan in den vergangenen Tagen verschärft. Eine baldige Wiederaufnahme der dortigen Ölproduktion von 350 Tsd. Barrel pro Tag ist daher unwahrscheinlich. Anfang der Woche war noch von neuen Verhandlungen die Rede.

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Edelmetalle

Nachdem Gold gestern zwischenzeitlich ein 2-Wochenhoch von 1.697 USD je Feinunze erreicht hatte, kam es im Laufe des Nachmittags zu Gewinnmitnahmen, so dass Gold heute Morgen rund 20 USD niedriger notiert. Dies könnte auch auf Nachrichten aus Indien zurückzuführen sein, wo die Goldschmuckhändler weiter gegen die Erhöhung der Einfuhrsteuern auf Gold protestieren. Der landesweite Streik, an dem sich laut Angaben des Verbands der Schmuckhändler mehr als 85% der Geschäfte beteiligen, dauert mittlerweile den zwölften Tag an.

Er soll auch solange fortgesetzt werden, bis die Steuer zurückgenommen wird. Dies wurde allerdings vom indischen Finanzminister gestern nochmals ausgeschlossen. Sollten die Goldschmuckhändler wirklich ihre Drohung wahr machen, hätte dies nicht nur negative Auswirkungen auf die indischen Goldimporte im laufenden Quartal, sondern auch in den kommenden Monaten und könnte einem deutlichen Anstieg des Goldpreises zunächst entgegenstehen.

Die türkische Notenbank hat gestern den Anteil der Mindestreserve auf Türkische Lira-Einlagen, den Banken in Gold halten dürfen, von 10% auf 20% verdoppelt. Hierdurch erhöht die Notenbank u.a. ihre Goldreserven. Privat gehaltenes Gold, welches bislang nicht "sichtbar" war, soll auf diese Weise in den offiziellen Statistiken erfasst werden. Bankenangaben zufolge halten türkische Privathaushalte Gold im Gegenwert von fast 300 Mrd. USD. Dies entspricht bei einem Preis von 1.700 USD je Feinunze rund 5.500 Tonnen. Von daher muss die Maßnahme der türkischen Notenbank nicht zwangsläufig zu höheren Goldimporten führen.


Industriemetalle

Das Auf und Ab an den Metallmärkten geht weiter. Nach den Preiszuwächsen der vergangenen Tage kommt es heute Morgen wieder zu Verkäufen. Dabei wird auch der schwächere US-Dollar ignoriert. Nickel rutscht unter die Marke von 18.000 USD je Tonne und damit auf ein 3-Monatstief. Blei handelt mit 1.960 USD je Tonne auf dem tiefsten Stand seit 2½ Monaten. Aluminium notiert weiter unter der Marke von 2.200 USD je Tonne und somit deutlich unter den Grenzkosten der Produktion.

Nach heftigen Protesten der italienischen Regierung und der Gewerkschaften verschiebt Alcoa, einer der größten Aluminiumproduzenten der Welt, die geplante Schließung seiner Aluminiumschmelze im italienischen Portovesme. Diese soll nun frühestens ab dem 1. September stillgelegt werden und auch nur dann, wenn sich bis dahin kein Käufer für die Anlage gefunden hat. Ursprünglich war die Schließung zur Jahresmitte geplant, um im Zuge der niedrigen Aluminiumpreise Kosten zu sparen und dem hohen Überangebot am Markt entgegenzuwirken.

Die Anlage in Portovesme hat eine Produktionskapazität von jährlich 150 Tsd. Tonnen. Sollte diese weiterbetrieben werden, bestehen die hohen Angebotsüberschüsse fort. Generell sind die Bemühungen der Aluminiumproduzenten zur Eindämmung des globalen Überangebots bislang als zurückhaltend zu bezeichnen und in China wurde die Produktion zuletzt sogar wieder ausgeweitet. Dies dürfte einem deutlichen Anstieg des Aluminiumpreises zunächst entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Kaffee der Sorte Arabica verzeichnete im gestrigen Handel mit einem Plus von 4,8% auf 187 US-Cent je Pfund den stärksten Anstieg seit 5 Monaten. Bei der Preiserholung dürfte es sich um eine technische Gegenbewegung nach dem überzogenen Preisrückgang zuvor gehandelt haben. Unseres Erachtens war der Preisrückgang auf ein 17-Monatstief fundamental nicht zu rechtfertigen. So berichtete das National Coffee Council in Brasilien, dass die weltweiten Lagerbestände vor Beginn der nächsten brasilianischen Ernte auf ein kritisches Niveau fallen könnten. Zudem gibt es Befürchtungen, dass ungünstige Wetterbedingungen zu Einbußen bei der diesjährigen Ernte führen könnten. In Brasilien steht die kältere Jahreszeit bevor, in der es in den südlichen Anbaugebieten zu kurzzeitigen Frostperioden kommen kann.

Rohzucker fiel gestern erneut deutlich um 1,9% auf 24,30 US-Cent pro Pfund. Nach einer Prognose des auf Agrarrohstoffe spezialisierten Analysehauses F.O. Licht wird sich die brasilianische Zuckerrohrernte im Erntejahr 2012/13 nur moderat erholen, nachdem die Ernte in Brasiliens Hauptanbauregion Center South in der letzten Saison den ersten Rückgang seit 10 Jahren zu verzeichnen hatte. Laut Aussage von F.O. Licht könnte die im April beginnende Zuckerrohrverarbeitung zu einer Produktion von 32,2 Mio. Tonnen an Zucker führen, was eine Steigerung gegenüber der Vorsaison um 1 Mio. Tonnen bedeuten würde.




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