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ZEW-Index extrem stark - ABC schwach - Euro ignoriert Impulse …

21.04.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.3415 (07.25 Uhr), nachdem im späten asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3399 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 93.15, EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 124.95, während EUR-CHF bei 1.4355 oszilliert.

Bevor wir uns auf die Wirtschaftsdaten kaprizieren, wenden wir uns der Politik, respektive der Ordnungspolitik zu.

Ein offizieller Vertreter der US-Treasury drückte seine Erwartung aus, daß Schwellenländer bei dem nächsten G-20 Treffen im Juni in Kanada 3% zusätzliche Stimmanteile in den Gremien der Weltbank erhalten könnten. Die finanz-ökonomische Achse verschiebt sich immer weiter zu Gunsten der Schwellenländer. Diesbezüglich ist es an der Zeit, daß die politische Machtachse diese Entwicklung spiegelt. Ansonsten drohte der Grenznutzen für die starken Schwellenländer, das schwächelnde US-zentrische Finanzsystem zu alimentieren, so weit zu sinken, daß diese Unterstützung aufs Spiel gesetzt würde. Dieser angedachte Schritt ist definitiv nur ein Stück des Weges des politischen Machtverzichts der industrialisierten Länder.

Ben Bernanke, Chef der US-Zentralbank, betonte, daß es sinnvoll und konstruktiv sei, Finanzunternehmen, die zu groß sind, um zu scheitern, zu zerschlagen! In dem Buch "Endlich Klartext" habe ich bereits 2007 die Forderung gestellt, daß die Bankenaristokratie zerschlagen werden muß, um diesen Keim als Ursache künftiger Krisen zu verhindern.

Wir freuen uns hier, daß per 2010 diese Erkenntnis auch von Herrn Bernanke geteilt wird. Auffällig ist darüber hinaus, daß sich die EZB bezüglich des angemessenen Zinsniveaus zu Wort meldet.

Den Hinweis von Herrn Weber oder Frau Likanen, daß die Preisinflation niedrig sei, nehmen wir zur Kenntnis.

Daß der "kurzfristige" Trend der Preisinflation aufwärts gerichtet ist, wie Herr Weber nacherzählend berichtet, ist offensichtlich.

Entscheidender ist jedoch, daß die EZB den Konjunkturverlauf über einen längeren Zeitraum falsch eingeschätzt hat. Man war zu lange zu skeptisch bei der EZB. Aus dieser Fehleinschätzung der Konjunkturlage folgt eben auch eine unerwartete Entwicklung des Preisgefüges.
  • Fakt ist, daß die globale Lagerhaltung sehr niedrig ist.
  • Fakt ist, daß die Auftragseingänge heftig sprudeln.
  • Fakt ist, daß der Investitionsgüterzyklus am Anspringen ist.

Aus dieser Konstellation ergeben sich nachhaltige Preisüberwälzungsspielräume. Das Risiko, daß die Zentralbanken das Zinsniveau zu lange zu niedrig halten, ist nicht zu unterschätzen.


Kommen wir damit zu den aktuellen Veröffentlichungen:

Der deutsche ZEW-Index legte per April eine unerwartet starke "Performance" hin. Es kam zu einem Anstieg von zuvor +44,5 auf +53,0 Punkte. Die Konsensusprognose lag bei mageren +45,1 Zählern.

Der Blick auf den Chart belegt den profunden Anstieg seit Tiefstwerten bei -63,0 Punkten per Oktober 2008 und bei -63,9 Zählern per Juli 2008.

Er belegt darüber hinaus, daß das aktuelle Niveau des Index als überdurchschnittlich zu klassifizieren ist.

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Es ist aber nicht nur der Sentimentindex, der überzeugt. Die Bewertung der aktuellen Lage hat sich gleichfalls massiv verbessert. Hier kam es zu einem Anstieg von -51,9 auf -39,2 Punkte. Der aktuelle Indexwert ist der höchste Wert seit Oktober 2008 (-35,9) nach einem zwischenzeitlichen Tiefststand per April 2009 bei -92,8 Punkten.

Die Leistungsbilanz der Eurozone lieferte in der unbereinigten Fassung per Februar ein Defizit in Höhe von -5,2 Mrd. Euro. Das Defizit per Januar wurde von -16,7 auf -14,7 Mrd. Euro revidiert. Die Tendenz geht in Richtung Ausgeglichenheit.

Mit dem Anspringen des europäischen Exportmotors vor dem Hintergrund, daß der Investitionsgüterzyklus seine Schatten vorauswirft, steht eine weitere Gesundung auf der Agenda.

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Im Gegensatz zu der Eurozone ergaben sich aus den USA gestern keine erfreulichen Nachrichten. Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von zuvor -47 unerwartet auf -50 Punkte. Offensichtlich erleidet die Stimmungslage einen stärkeren Dämpfer, nachdem bereits das Pendant der Uni Michigan unerwartet schwach ausfiel.

Der Blick auf den Chart macht es schwer verständlich, daß die US-Wirtschaft zuletzt in annualisierter Form angeblich mit 5,7% gewachsen sein soll. "Food for thought!"

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Fakt ist, daß sowohl der überraschend positive ZEW-Index als auch der überraschend negative "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" keine anhaltenden Auswirkungen zu Gunsten des Euros entwickeln konnten.

Der Markt hat offensichtlich mehr Interesse an kolportierten Gerüchten von Herr Weber bezüglich Griechenlands (80 Mrd. EUR notwendig …), die längst dementiert sind.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3250-80 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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