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Freigabe der Ölreserven wird zunehmend wahrscheinlich

30.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise können sich am Morgen leicht erholen, nachdem sie gestern deutlich nachgaben. Brent handelt unterhalb von 123 USD je Barrel, WTI notiert aktuell knapp oberhalb von 103 USD je Barrel. Seit Wochenbeginn hat der Brentpreis somit 2,5% nachgegeben, der WTI-Preis sogar um gut 4%. Der Ölpreis wird von der anhaltenden Debatte über die Freigabe der strategischen Ölreserven belastet. Denn diese scheint zunehmend eine Option zu werden. Neben den USA, Großbritannien und Frankreich erwägen dem Vernehmen nach auch Japan und Südkorea einen solchen Schritt.

An diesem Wochenende trifft sich US-Außenministerin Clinton mit führenden Vertretern Saudi-Arabiens, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Dabei steht insbesondere die Frage im Raum, ob Saudi-Arabien im Falle einer Freigabe der Reserven seine Ölproduktion beibehält und nicht um den entsprechenden Betrag senkt. Der saudi-arabische Ölminister hatte in dieser Woche erneut klargestellt, dass er das derzeitige Preisniveau als zu hoch erachtet. Allerdings ist Saudi-Arabien der Ansicht, dass es derzeit keine Angebotsknappheiten gibt.

In diesem Falle hätte die Freigabe der strategischen Reserven bestenfalls psychologische Wirkung auf die Preise und könnte daher schnell verpuffen. Zudem könnte sich Saudi-Arabien in seiner Rolle als Ölanbieter der letzten Instanz bedroht fühlen und somit seine Bereitschaft sinken, weiterhin die Ölproduktion bei Bedarf auszuweiten. In diesem Falle wäre die Freigabe der strategischen Reserven langfristig kontraproduktiv, da sie endlich sind. Derzeit decken diese den Importbedarf von 143 Tagen, wären also nach knapp fünf Monaten aufgebraucht.


Edelmetalle

Gold fiel gestern kurzzeitig unter die Marke von 1.650 USD je Feinunze, kann sich heute Morgen im Zuge eines schwachen US-Dollars aber wieder bis auf fast 1.670 USD erholen. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall bei knapp 1.250 EUR je Feinunze. Hier erweist sich aus charttechnischer Sicht die 200-Tage-Linie bislang als gute Unterstützung.

Die Finanzminister der EWU/EU dürften bei ihrem heutigen Treffen in Kopenhagen eine Aufstockung des europäischen Rettungsschirms auf 700 Mrd. EUR (500 Mrd. EUR ESM und 200 Mrd. EUR EFSF) beschließen. Zudem sollen beide Rettungsschirme ab dem Sommer vorübergehend Seite an Seite bestehen. Die Beschlüsse könnten am Markt dennoch enttäuschend aufgenommen werden, da z.B. die OECD und Frankreich sogar eine Aufstockung auf 1 Bio. EUR gefordert haben.

Die Marktteilnehmer dürften also nicht in Euphorie verfallen, da die Unsicherheit bei weitem noch nicht verflogen ist, was sich auch in steigenden Risikoaufschlägen spanischer und italienischer Staatsanleihen widerspiegelt. Gold sollte von dieser Entwicklung aufgrund seiner Eigenschaft als sicherer Hafen eigentlich profitieren. Kurzfristig betrachtet könnten jedoch die hohe Korrelation zu Aktien und Rohstoffen sowie die andauernde Kaufzurückhaltung in Indien deutlichen Preissteigerungen entgegenstehen.


Industriemetalle

Chile, der mit einem Marktanteil von 34% mit Abstand weltweit größte Kupferminenproduzent, hat seine Kupferproduktion im Februar um 6,5% auf 379,5 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Dies ist zum einen auf höhere Metallgehalte in den Erzen zurückzuführen. Zum anderen haben Streiks und schlechte Wetterbedingungen die Produktion im Vorjahr negativ beeinflusst, die daraufhin auf den niedrigsten Wert seit 8½ Jahren gefallen war. Der jetzige Anstieg ist also auch durch Basiseffekte bedingt und sollte daher u.E. nicht überinterpretiert werden. Die staatliche chilenische Kupferkommission, Cochilco, erwartet aufgrund des knappen Angebots und der anhaltend robusten Nachfrage aus China ein Angebotsdefizit am globalen Kupfermarkt und geht von steigenden Preisen aus - eine Einschätzung, die wir teilen.

Erwartungen des International Tin Research Institutes (ITRI) zufolge wird der globale Zinnmarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von 10 Tsd. Tonnen aufweisen. Während die Nachfrage im Jahresvergleich um 2% steigen soll - im letzten Jahr belief sich diese auf rund 360 Tsd. Tonnen -, dürfte die Produktion weitgehend unverändert bleiben. Laut Angaben von ITRI wird die Produktion im China, dem weltweit größten Zinnproduzenten, schon seit 2001 kaum noch ausgeweitet. Und in Indonesien, dem zweitgrößten Produzenten und größten Exporteur, rechnet die Regierung ebenfalls nur mit einer geringfügig höheren Produktion als im Vorjahr. Dies dürfte im Jahresverlauf zu weiter steigenden Zinnpreisen führen.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA wird heute die Ergebnisse einer Umfrage zu den Anbauplänen der US-Farmer bekanntgeben. Während bei Mais und Weizen mit einem Anstieg der Anbaufläche gerechnet wird, liegen die Erwartungen bei Sojabohnen hierfür auf einem nahezu unveränderten Niveau von 75,3 Mio. Morgen. Angesichts des Preisanstiegs der vergangenen Wochen und der damit verbundenen höheren Attraktivität des Sojabohnenanbaus könnte die Fläche aber etwas höher ausfallen und auch ein Grund dafür sein, dass es bei Baumwolle dagegen zu einer Reduktion der Anbaufläche um 12% auf 12,96 Mio. Morgen kommen dürfte. Darüber hinaus könnten nach den jüngsten Schätzungen des China National Grain and Oils Information Center die chinesischen Sojabohnenimporte um 8,9% gegenüber der Vorsaison auf 57 Mio. Tonnen steigen. Dies würde die derzeitigen Erwartungen des USDA um 2 Mio. Tonnen übertreffen.

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Der Preis für Kakao ist an der ICE binnen zweier Tage um 5,6% auf 2.223 USD je Tonne gefallen. Preisbelastend dürfte hierbei auch die Lagerentwicklung gewirkt haben. So stiegen die ICE-Lagerbestände mit 5,34 Mio. Sack bzw. 352,4 Tsd. Tonnen auf den höchsten Stand seit Mai 2007. Dies deutet auf eine reichliche Kakaoversorgung in den Konsumentenländern hin.




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