Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Deutschlands "Ja" zur Griechenlandhilfe, eine nicht enden wollende Geschichte …

27.04.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.3380 (07.45 Uhr), nachdem im asiatischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3415 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 94.00. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 125.75, während EUR-CHF bei 1.4355 oszilliert.

Das Defizitproblem Griechenlands ist ein Musterbeispiel dafür, wie man mit Krisensituationen nicht umgeht, wenn es darum geht massive Spekulationen durch "wirkliche "Freunde in London und NY" zu unterbinden, die schlußendlich eine destabilisierende Wirkung gegen Gesamteuropa entfalten, die weit über ein angemessenes Niveau hinausschießen und andere Länder, hier Spanien, Portugal oder Irland, unverdientermaßen mitbelasten.

Frau Merkel hat im Jahr 2008 mit unserem forschen Peer Steinbrück perfekt gezeigt, daß sie es kann. Die Sparguthaben wurden losgelöst von legalen Grundlagen vom Staat lächelnd garantiert.

Damit wurde die Spekulation massiv gehemmt.


Wenden wir uns dem Thema Griechenland zu:
  • Griechenland stand per Ende 2008/Anfang 2009 nicht vor dem Staatsbankrott. Die Belastung durch Zinslasten lag bei 30% der Steuereinnahmen.

Damit qualifizierte sich Griechenland mit Müh und Not für die Gefahrenzone eines Staatsbankrotts, der erst bei über 40% laut anekdotischer Evidenz der letzten 60 Jahre unumgänglich ist.

Der nächste Aspekt ist, daß Griechenland im Laufe der letzten vier Monate mit dem schärfsten Restrukturierungsprogramm seit Bestehen der EU konfrontiert ist. Griechenland ist bereit, dieses Programm umzusetzen und sich darüber hinaus vor dem Hintergrund der bisherigen "Pinocchiopolitik" kontrollieren zu lassen. Derartige Restrukturierungen waren in der bisherigen Historie grundsätzlich erfolgreich. Das gilt um so mehr, wenn Kontrollen erfolgen.

Im Fall Griechenland bietet sich im Vergleich zum Thema Spareinalgen eine vollständig andere Frau Merkel. Sie verweigerte europäische Solidarität. Sie verhandelte nach. Sie zögerte. Sie legte sich nicht fest. Das ist genau der Treibsatz, den die Spekulation aus Richtung London und NY brauchte.

Natürlich gab es auch einige europäische "Player", die helotisch den Meinungsmachern aus dieser Region folgten. Das kennen wir ja auch schon zur Genüge. So importierten wir uns die "Neue Markt Krise" und die "US-Wohnimmobilienkrise" im laufenden Jahrzehnt.

Man mag sich fragen, warum es hier bei unseren europäischen Finanzeliten keine oder zu geringe Lernkurven gibt, nachdem man bereits zweimal in einem Jahrzehnt von dieser Klientel "finanziell "verbrannt" wurde.

Seinerzeit wurden die Warner vor diesen Entwicklungen als "Spoil Sports", als Spielverderber in arroganter besserwisserischer Manier tituliert …. ja, man sieht sich halt mindestens zweimal im Leben …

Obwohl sachlich das Thema Staatsbankrott Griechenlands nicht auf der Agenda stand, hat sich durch die deutsche Positionierung und dadurch ermutigte Spekulation eine Situation ergeben, die Griechenland den Zugang zum Kapitalmarkt verwehrt. Gestern wurden mehr als 14% für zweijährige Staatsanleihen aufgerufen. Daran würde sogar Deutschland scheitern …. Noch schlimmer ist jedoch, daß sich die Spekulation nun auf Länder wie Spanien (Staatsverschuldung 53%) oder Portugal (82%) einschießt.

Der Kollateralschaden, der der Eurozone durch die „Madame Non“ Politik erwachsen ist, ist nachhaltig.

Das gilt um so mehr, als daß die eigentlichen Sünder nicht vom Markt abgestraft werden. Die Eurozone geht strukturell gegen die Defizite vor. In den USA und Großbritannien passiert nichts.

Im Gegenteil hat US-Präsident Obama eine aggressive Fortsetzung der Defizitpolitik bis zum Jahr 2020 angekündigt. Ende des Jahres werden die USA bei 94% Budgetdefizit im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung stehen … Sie können ja rechnen …

Hier gilt es über den Druck der Spekulation, die Politik zum Handeln zu zwingen. In der Eurozone läuft dieser Prozeß des Handelns längst!

Wenden wir uns erneut Frau Merkel zu. Die EU-Kommission macht bei der Griechenland-Hilfe Druck auf Berlin. Unsere Freunde in Europa sind mit gutem Recht irritiert. Hatte Deutschland doch dank der Solidarität bei der eigenen Defizitverfehlung keine Folgen zu ertragen. Deutschland isoliert sich. Das ist Deutschland in den letzten 110 Jahren noch nie gut bekommen.

In der Spitze der Krise vor gut einem Jahr rief die internationale Gemeinschaft ein Interventionsvolumen von 33.500 Mrd. USD auf. Frau Merkel spielt wegen 8,4 Mrd. Euro Griechenlandkredit mit den Stabilisierungserfolgen dieser Maßnahmen. Das ist absurd! Es gibt einige Marktteilnehmer, die die Landtagswahlen in NRW als Katalysator der merkelschen Bockigkeit erkennen wollen. Das Frau Merkel für das eigene Machtwohl Europa und die Stabilisierungserfolge auf G-30 Ebene riskierte, erschiene für eine intellektuelle Person des Zuschnitts Merkel doch als sehr unwahrscheinlich, oder?

Wir sind dankbar für Hinweise, welche alternativen Beweggründe für das merkelsche Verhalten anzuführen sind. Der Ball liegt bei Ihnen.

Wir bedanken uns für Ihre Mails im Vorwege, die Sie bitte an folker.hellmeyer@bremerlandesbank.de senden.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3190 - 1.3220 dreht den Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"