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Fed-Protokoll verdirbt die Stimmung

04.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Saudi-Arabien hat zugesichert, im Falle einer Freigabe der strategischen Ölreserven durch den Westen sein Ölangebot nicht einschränken zu wollen. Aktuellen Umfragen von Reuters und Bloomberg zufolge produzierte Saudi-Arabien im März knapp 10 Mio. Barrel Rohöl pro Tag und trug damit wesentlich zum derzeitigen Überangebot bei. Dass derzeit reichlich Öl zur Verfügung steht, verdeutlichten auch die gestern nach Handelsschluss vom API veröffentlichten US-Lagerdaten.

Die US-Rohölvorräte stiegen in der vergangenen Woche um 7,9 Mio. Barrel pro Tag und liegen damit auf dem höchsten Stand seit Juli 2011. Seit Anfang Februar sind die Lagerbestände um mehr als 24 Mio. Barrel gestiegen. Das Überangebot an Rohöl auf dem US-Markt drückt auf den WTI-Preis, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI inzwischen wieder auf mehr als 21 USD je Barrel ausgeweitet hat, was dem höchsten Stand seit Oktober 2011 entspricht.

Gleichzeitig sanken die US-Benzinvorräte in der vergangenen Woche um 4,5 Mio. Barrel, was zu einer weiteren Verteuerung von Benzin gegenüber Rohöl führen dürfte. Der Crackspread zwischen US-Benzin und WTI liegt inzwischen auf einem Rekordhoch von knapp 40 USD je Barrel. Das DOE veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Erwartet wird auch hier ein Lageraufbau bei Rohöl um 2,5 Mio. Barrel. Dieser könnte übertroffen werden. Ein ähnlich starker Anstieg wie beim API ist allerdings unwahrscheinlich, da es bereits in der Vorwoche zu einem Lageraufbau um gut 7 Mio. Barrel gekommen war.


Edelmetalle

Gold kam gestern im späten Handelsverlauf stark unter Druck und gab um fast 2% auf ein 2-Wochentief von gut 1.630 USD je Feinunze nach. Ausschlaggebend für den Preisrutsch war die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung. Denn die Fed sieht erst dann eine Notwendigkeit zur weiteren Lockerung der Geldpolitik, wenn das Wirtschaftswachstum in den USA nachlässt oder die Inflation dauerhaft unter 2% bleibt. Dies ließ den US-Dollar merklich aufwerten und belastete den Goldpreis. Allerdings hatte der Fed-Vorsitzende Bernanke während einer Rede nach der Fed-Sitzung die Tür für ein sog. „QE3“ weiter offen gehalten, so dass uns die gestrigen Reaktionen im Ausmaß überraschen. Heute findet die EZB-Sitzung statt, von der wir keine Impulse erwarten.

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In den USA sind die saisonbereinigten und annualisierten Fahrzeugverkäufe im März im Vergleich zum Vorjahr um 9,6% auf 14,32 Mio. Einheiten gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat hat die Dynamik zwar etwas nachgelassen, mit einem Quartalsdurchschnitt von 14,49 Mio. Fahrzeugen wurden aber die stärksten drei Monate seit dem ersten Quartal 2008 verzeichnet. Damit setzt sich der Erholungstrend bei den Fahrzeugverkäufen in den USA klar fort. Die USA dürften damit zugleich die Schwäche im westeuropäischen Automarkt kompensieren und maßgeblich zu einem moderaten Wachstum der Fahrzeugverkäufe auf globaler Ebene in diesem Jahr beitragen. Dies sollte sich positiv auf die Preise von Platin und Palladium auswirken. Beide Edelmetalle werden vorrangig in der Herstellung von Autokatalysatoren verwendet.


Industriemetalle

Sah es gestern lange Zeit so aus als würden die Metallpreise zwar volatil, aber seitwärts tendieren, kam es im späten Handelsverlauf dann doch zu Verlusten. Der Abwärtstrend setzt sich heute Morgen zum Handelsauftakt fort. Aluminium z.B. fällt auf gut 2.100 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit Anfang Januar. Offensichtlich wurde die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Fed-Sitzung zum Anlass genommen, Gewinne mitzunehmen bzw. sich generell von zyklischen Rohstoffen zu trennen.

Am globalen Bleimarkt könnte der hohe Angebotsüberschuss demnächst etwas geringer werden, was allerdings nicht auf eine höhere Nachfrage zurückzuführen ist. Denn in China haben viele Bleischmelzen ihre Produktion aufgrund geringer Gewinnmargen merklich reduziert und führen Wartungsarbeiten durch. Im Januar und Februar lagen die Auslastungsraten gemäß einer Umfrage des Datenanbieters SMM bei lediglich gut 56% bzw. gut 52% und damit deutlich unter dem Vorjahr.

Darüber hinaus ist die Bleiindustrie in China in diesem Jahr Gegenstand von Kontrollen zum Zwecke des Umweltschutzes, nachdem es in den letzten Jahren immer wieder zu Bleivergiftungen von Anwohnern im Umkreis der Bleischmelzen kam. Dies könnte zu vorübergehenden Schließungen der Anlagen und damit zu einer geringeren Produktion führen. China stand gemäß Daten von WBMS im letzten Jahr mit 4,65 Mio. Tonnen für gut 46% der weltweiten Bleiproduktion.


Agrarrohstoffe

Der Agraranalysedienst Informa Economics hob am Dienstag seine Prognose zur US-Maisanbaufläche in 2012 um 900 Tsd. auf 96,4 Mio. Morgen an. Damit liegt Informa wieder oberhalb der Prognose des USDA, welches von 95,9 Mio. Morgen ausgeht. Für die US-Sojabohnenanbaufläche wurde die Prognose hingegen von 75,1 Mio. auf 74,2 Mio. Morgen nach unten angepasst, während vom USDA ein Wert von 73,9 Mio. Morgen veröffentlicht wurde. Die US-Farmer erwarten eine höhere Profitabilität des Maisanbaus und beabsichtigen daher, in diesem Frühjahr mehr Ackerflächen mit Mais zu bestellen.

Trotz des Preisanstiegs in den letzten Wochen müsste laut Informa Economics die Prämie bei Sojabohnen gegenüber Mais noch weiter steigen, um die Produzenten dazu zu bewegen, die Sojabohnenanbaufläche gegenüber Mais wieder auszuweiten. Sojabohnen werden typischerweise nach Mais ausgesät. Gleichzeitig verläuft der Beginn der Maisaussaat in den USA offenbar sehr gut. Wie das USDA berichtete, wurden zum 1. April bereits 3% der beabsichtigten Maisfläche bestellt, was einen Rekord seit Beginn der Aufzeichnungen darstellt und wohl auf das ungewöhnlich warme Wetter im März zurückzuführen ist.




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