Stark gestiegene Risikoaversion setzt Preise unter Druck
05.04.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise sind gestern deutlich unter Druck geraten. Der Brentölpreis ist zwischenzeitlich auf 122,3 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis fiel im Tief bis auf 101 USD je Barrel. Neben der gestiegenen Risikoaversion trugen die US-Lagerdaten zum Preisrückgang bei. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium überraschend deutlich um 9 Mio. Barrel gestiegen. Maßgeblich hierfür waren höhere Importe (+505 Tsd. Barrel pro Tag) und eine merklich gestiegene inländische Ölproduktion (+228 Tsd. Barrel pro Tag).
Innerhalb der letzten zwei Wochen sind die US-Rohölbestände um 16 Mio. Barrel gestiegen, was dem stärksten 2-Wochenanstieg seit März 2001 entspricht. Gleichzeitig befinden sich die Rohölbestände auf dem höchsten Niveau seit Juni 2011. Die Lagerbestände in Cushing sind ebenfalls um 729 Tsd. Barrel gestiegen und liegen mit 40,3 Mio. Barrel nur noch knapp unter dem vor einem Jahr verzeichneten Rekordniveau. Die Ölschwemme auf dem US-Markt dürfte weiterhin Druck auf den WTI-Ölpreis ausüben, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weiter vergrößern dürfte. Diese beträgt derzeit 21 USD je Barrel.
Die Raffinerieauslastung stieg in der vergangenen Woche um 1,2 Prozentpunkte. Dies wurde jedoch durch eine höhere Benzinnachfrage kompensiert, so dass die Benzinvorräte um 1,5 Mio. Barrel zurückgingen. Dennoch ist der Crackspread zwischen US-Benzin und WTI gestern deutlich gefallen, nachdem dieser zwischenzeitlich auf ein Rekordniveau von mehr als 40 USD je Barrel gestiegen war. Mit 38 USD je Barrel liegt er aber weiter auf einem sehr hohen Niveau.
Edelmetalle
Gold konnte sich gestern einmal mehr nicht dem Abwärtstrend an den Rohstoff- und Aktienmärkten entziehen und gab deutlich nach. Das gelbe Edelmetall verhält sich weiterhin wie eine riskante Anlageklasse, was in einem zwischenzeitlichen Preisrückgang um erneut knapp 2% auf ein 3-Monatstief von rund 1.610 USD je Feinunze resultierte. Da der Preisrückgang der letzten beiden Tage nicht mit ETF-Abflüssen einherging, dürften im Wesentlichen spekulativ orientierte Finanzinvestoren dafür verantwortlich sein. Offensichtlich befinden sich im Markt noch zu viele „zittrige Hände“, die noch "herausgeschüttelt" werden müssen.
Sollte sich die Stimmung der Marktteilnehmer nicht verbessern, halten wir einen Rutsch unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze für nicht ausgeschlossen. Um dieses Niveau herum dürfte es jedoch zu verstärktem Kaufinteresse kommen, das einen noch deutlicheren Preisrückgang verhindern sollte. In Euro gerechnet fiel Gold auf knapp 1.230 EUR je Feinunze und damit ebenfalls auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Hier wurde zudem zum ersten Mal seit Januar 2011 die 200-Tage-Linie unterschritten, was aus charttechnischer Sicht negativ zu interpretieren ist und Anschlussverkäufe nach sich ziehen könnte.
Noch deutlich stärker als Gold und im Einklang mit den Industriemetallen gaben die Edelmetalle mit industriellem Charakter - Silber, Platin und Palladium - nach. Silber war dabei mit knapp 4% der größte Verlierer.
Industriemetalle
Eine merklich gestiegene Risikoaversion, gepaart mit einem festen US-Dollar, brachte gestern die Rohstoffpreise im Allgemeinen unter Druck. Aufgrund ihres zyklischen Charakters zählten einige Industriemetalle zu den größten Verlierern. Kupfer z.B. fiel um 3% auf ein Wochentief von gut 8.300 USD je Tonne, fand auf diesem Niveau aber aus charttechnischer Sicht Unterstützung von der 200-Tage-Linie.
Während Zink wieder unter die Marke von 2.000 USD je Tonne rutschte und damit den tiefsten Stand seit mehr als sechs Wochen verzeichnete, gab Aluminium auf ein 3-Monatstief von weniger als 2.100 USD je Tonne nach. Heute Morgen kommt es dank fester chinesischer Aktienmärkte zu einer moderaten Erholungsbewegung. Diese legen deutlich zu, nachdem sie aufgrund des Qingming-Festes (Ahnenverehrung) drei Tage geschlossen waren.
Die Marktteilnehmer dürften nun ihren Fokus auf eine Reihe von Konjunkturdaten aus China in der nächsten Woche richten. Zu Wochenbeginn wird die Inflationsrate veröffentlicht, am Ende der Woche folgt das BIP fürs erste Quartal. Beide Daten dürften Aufschluss darüber geben, inwiefern die chinesische Zentralbank weitere Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik umsetzen könnte. Daneben dürften die am frühen Dienstagmorgen veröffentlichten vorläufigen Import- und Exportdaten für März für Bewegung an den Metallmärkten sorgen. Nach den Verzerrungen durch das chinesische Neujahrsfest im Januar und Februar sollte sich nun ein klareres Bild ergeben.
Agrarrohstoffe
Verbesserte Aussichten für die zwischen April und September dauernde Zwischenernte in der Elfenbeinküste ließen den Kakaopreis gestern auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar fallen. So sind zurzeit die Regenfälle im weltweit wichtigsten Produzentenland für Kakao für diese Jahreszeit auf einem normalen Niveau und es wird in den nächsten Tagen mit weiterem Regen gerechnet. Der Kakaopreis fiel gestern an der ICE um 2,8% auf 2.083 USD pro Tonne und markierte damit bereits den sechsten Tagesverlust in Folge.
Indien wird nach einer Mitteilung des Textilministeriums durch sein staatseigenes Unternehmen Cotton Corp. in den nächsten 2 Monaten jeweils 1 Mio. Ballen Baumwolle zu Marktpreisen von indischen Bauern aufkaufen und damit eine strategische Reserve für die inländische Textilindustrie aufbauen. Die Reserve soll die Versorgung der verarbeitenden Unternehmen mit Baumwolle sicherstellen und dazu beitragen, die Preise in Zeiten der Knappheit zu stabilisieren. Die Entscheidung wurde vom Verband der indischen Textilindustrie begrüßt, da die Unternehmen derzeit offenbar Schwierigkeiten haben, Baumwollkäufe zu finanzieren.
Laut dem Textilministerium liegt der durchschnittliche Baumwollpreis in Indien mit 4.000 Rupien pro 100 kg über dem von der Regierung garantierten Preis von 3.100 Rupien. Durch die staatlichen Käufe sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Anfang März verhängte Exportstopp aufgehoben wird.
Die Ölpreise sind gestern deutlich unter Druck geraten. Der Brentölpreis ist zwischenzeitlich auf 122,3 USD je Barrel gefallen, der WTI-Preis fiel im Tief bis auf 101 USD je Barrel. Neben der gestiegenen Risikoaversion trugen die US-Lagerdaten zum Preisrückgang bei. Die US-Rohöllagerbestände sind in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium überraschend deutlich um 9 Mio. Barrel gestiegen. Maßgeblich hierfür waren höhere Importe (+505 Tsd. Barrel pro Tag) und eine merklich gestiegene inländische Ölproduktion (+228 Tsd. Barrel pro Tag).
Innerhalb der letzten zwei Wochen sind die US-Rohölbestände um 16 Mio. Barrel gestiegen, was dem stärksten 2-Wochenanstieg seit März 2001 entspricht. Gleichzeitig befinden sich die Rohölbestände auf dem höchsten Niveau seit Juni 2011. Die Lagerbestände in Cushing sind ebenfalls um 729 Tsd. Barrel gestiegen und liegen mit 40,3 Mio. Barrel nur noch knapp unter dem vor einem Jahr verzeichneten Rekordniveau. Die Ölschwemme auf dem US-Markt dürfte weiterhin Druck auf den WTI-Ölpreis ausüben, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI weiter vergrößern dürfte. Diese beträgt derzeit 21 USD je Barrel.
Die Raffinerieauslastung stieg in der vergangenen Woche um 1,2 Prozentpunkte. Dies wurde jedoch durch eine höhere Benzinnachfrage kompensiert, so dass die Benzinvorräte um 1,5 Mio. Barrel zurückgingen. Dennoch ist der Crackspread zwischen US-Benzin und WTI gestern deutlich gefallen, nachdem dieser zwischenzeitlich auf ein Rekordniveau von mehr als 40 USD je Barrel gestiegen war. Mit 38 USD je Barrel liegt er aber weiter auf einem sehr hohen Niveau.
Edelmetalle
Gold konnte sich gestern einmal mehr nicht dem Abwärtstrend an den Rohstoff- und Aktienmärkten entziehen und gab deutlich nach. Das gelbe Edelmetall verhält sich weiterhin wie eine riskante Anlageklasse, was in einem zwischenzeitlichen Preisrückgang um erneut knapp 2% auf ein 3-Monatstief von rund 1.610 USD je Feinunze resultierte. Da der Preisrückgang der letzten beiden Tage nicht mit ETF-Abflüssen einherging, dürften im Wesentlichen spekulativ orientierte Finanzinvestoren dafür verantwortlich sein. Offensichtlich befinden sich im Markt noch zu viele „zittrige Hände“, die noch "herausgeschüttelt" werden müssen.
Sollte sich die Stimmung der Marktteilnehmer nicht verbessern, halten wir einen Rutsch unter die Marke von 1.600 USD je Feinunze für nicht ausgeschlossen. Um dieses Niveau herum dürfte es jedoch zu verstärktem Kaufinteresse kommen, das einen noch deutlicheren Preisrückgang verhindern sollte. In Euro gerechnet fiel Gold auf knapp 1.230 EUR je Feinunze und damit ebenfalls auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Hier wurde zudem zum ersten Mal seit Januar 2011 die 200-Tage-Linie unterschritten, was aus charttechnischer Sicht negativ zu interpretieren ist und Anschlussverkäufe nach sich ziehen könnte.
Noch deutlich stärker als Gold und im Einklang mit den Industriemetallen gaben die Edelmetalle mit industriellem Charakter - Silber, Platin und Palladium - nach. Silber war dabei mit knapp 4% der größte Verlierer.
Industriemetalle
Eine merklich gestiegene Risikoaversion, gepaart mit einem festen US-Dollar, brachte gestern die Rohstoffpreise im Allgemeinen unter Druck. Aufgrund ihres zyklischen Charakters zählten einige Industriemetalle zu den größten Verlierern. Kupfer z.B. fiel um 3% auf ein Wochentief von gut 8.300 USD je Tonne, fand auf diesem Niveau aber aus charttechnischer Sicht Unterstützung von der 200-Tage-Linie.
Während Zink wieder unter die Marke von 2.000 USD je Tonne rutschte und damit den tiefsten Stand seit mehr als sechs Wochen verzeichnete, gab Aluminium auf ein 3-Monatstief von weniger als 2.100 USD je Tonne nach. Heute Morgen kommt es dank fester chinesischer Aktienmärkte zu einer moderaten Erholungsbewegung. Diese legen deutlich zu, nachdem sie aufgrund des Qingming-Festes (Ahnenverehrung) drei Tage geschlossen waren.
Die Marktteilnehmer dürften nun ihren Fokus auf eine Reihe von Konjunkturdaten aus China in der nächsten Woche richten. Zu Wochenbeginn wird die Inflationsrate veröffentlicht, am Ende der Woche folgt das BIP fürs erste Quartal. Beide Daten dürften Aufschluss darüber geben, inwiefern die chinesische Zentralbank weitere Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik umsetzen könnte. Daneben dürften die am frühen Dienstagmorgen veröffentlichten vorläufigen Import- und Exportdaten für März für Bewegung an den Metallmärkten sorgen. Nach den Verzerrungen durch das chinesische Neujahrsfest im Januar und Februar sollte sich nun ein klareres Bild ergeben.
Agrarrohstoffe
Verbesserte Aussichten für die zwischen April und September dauernde Zwischenernte in der Elfenbeinküste ließen den Kakaopreis gestern auf den niedrigsten Stand seit Anfang Januar fallen. So sind zurzeit die Regenfälle im weltweit wichtigsten Produzentenland für Kakao für diese Jahreszeit auf einem normalen Niveau und es wird in den nächsten Tagen mit weiterem Regen gerechnet. Der Kakaopreis fiel gestern an der ICE um 2,8% auf 2.083 USD pro Tonne und markierte damit bereits den sechsten Tagesverlust in Folge.
Indien wird nach einer Mitteilung des Textilministeriums durch sein staatseigenes Unternehmen Cotton Corp. in den nächsten 2 Monaten jeweils 1 Mio. Ballen Baumwolle zu Marktpreisen von indischen Bauern aufkaufen und damit eine strategische Reserve für die inländische Textilindustrie aufbauen. Die Reserve soll die Versorgung der verarbeitenden Unternehmen mit Baumwolle sicherstellen und dazu beitragen, die Preise in Zeiten der Knappheit zu stabilisieren. Die Entscheidung wurde vom Verband der indischen Textilindustrie begrüßt, da die Unternehmen derzeit offenbar Schwierigkeiten haben, Baumwollkäufe zu finanzieren.
Laut dem Textilministerium liegt der durchschnittliche Baumwollpreis in Indien mit 4.000 Rupien pro 100 kg über dem von der Regierung garantierten Preis von 3.100 Rupien. Durch die staatlichen Käufe sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Anfang März verhängte Exportstopp aufgehoben wird.