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US-Arbeitmarktbericht fördert Risikoaversion - positive Daten ausgeblendet …

10.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.44 Uhr) bei 1.3115, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im "europäischen“ Handel bei 1.3046 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.70, während EUR-CHF bei 1.2025 oszilliert.

Der US-Arbeitmarktbericht konnte am Freitag die Markterwartungen nicht erfüllen. Risikoaversion nahm in der Folge zu. Aktienmärkte, Rohstoffe, die europäischen Reformländer und der Euro waren die üblichen Opfer. AAA Anleihen waren die Gewinner.

Per Berichtsmonat März kam es in den USA lediglich zu einem Aufbau der Beschäftigung um 120.000 außerhalb des Agrarsektors. Analysten hatten eine Zunahme um 200.000 unterstellt. Der ungewöhnlich warme Winter hatte in den USA in den beiden Vormonaten sehr positive Arbeitsmarkteffekte zur Folge. Die aktuell enttäuschenden Daten sind mit diesen Entwicklungen korreliert. Fakt ist, dass in den ersten drei Monaten ein Beschäftigungsaufbau um 635.000 Jobs oder circa 212.000 Jobs pro Monat erfolgte. Das ist eine sehr positive Entwicklung, die in dieser Form zu Jahresbeginn nicht ansatzweise erwartet wurde.

Die Arbeitslosenquote sank in den USA von zuvor 8,3% auf 8,2%. Wir betonen, dass diese Quote nicht mit dem europäischen Pendant vergleichbar ist. Die Quote U-6 des Bureau of Labor Statistics bietet hier eine angemessene Vergleichsgröße. Hier ergab sich ein Rückgang der Quote von 14,9% auf 14,5%.

Der Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht, warum Ben Bernanke unverändert Notwendigkeiten für eine Niedrigzinspolitik erkennt. Trotz der größten Subvention der US-Wirtschaft in der Historie der USA ist die Traktion dieser Subvention in den letzten Jahren absolut unterproportional. Mehr noch darf dieser Mangel an Traktion an verfehlter Strukturpolitik festgemacht werden. Dieses Thema ist weiterhin in den USA vollständig unadressiert.

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Es gab auch positive Nachrichten, die der asymmetrischen Wahrnehmung zum Opfer fielen.

Die chinesische Handelsbilanz lieferte per Berichtsmonat März einen Handelsbilanzüberschss in Höhe von 5,35 Mrd. USD nach zuvor -31,5 Mrd. USD per Februar. Die Prognose lag bei -3,2 Mrd. USD. Was im letzten Monat noch stark an Finanzmärkten belastete, entlastete dieses Mal nicht. So etwas bezeichnet man als asymmetrische Wahrnehmung.

Importe nahmen im Jahresvergleich um 5,3% zu, während Exporte einen Anstieg in Höhe von 8,9% im Jahresvergleich verzeichneten. Diese Daten unterstreichen noch einmal das Wachstum der wirtschaftlichen Aktivität.

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Was für China gilt, gilt auch für Deutschland, dem zweiten Exportmotor der Welt. Der Überschuss der deutschen Handelsbilanz stellte sich per Februar auf 13,6 Mrd. Euro. Der Vormonatswert wurde von 14,2 auf 15,1 Mrd. Euro revidiert.

Die Exporte legten um 1,6% zu (Prognose -0,4%), während die Importe einen Anstieg um 3,9% (Prognose 0,5%) im Monatsvergleich verzeichneten. Aber „Markit“ schreibt Deutschland mit ihrem Einkaufsmanagerindex in die Rezession – es ist unverändert mehr als irritierend ...

Als Chart bieten wir den Chart der deutschen Exporte an. Per Februar ergab sich der höchste Exportwert der deutschen Geschichte mit dem Anstieg um 1,6% im Monatsvergleich.

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Der Markt reagiert derzeit primär auf negative Daten, positive Daten werden ausgeblendet. Mehr noch ergibt sich der Eindruck, dass aus den Finanzzentren London und NY eine neue Attacke auf die Eurozone geritten wird.

Die Korrelation zwischen "Markit“- Daten der Eurozone, die wesentlich waren, jedweden Konjunkturoptimismus für die Eurozone zu ersticken, mit steigenden Risikoprämien für Spanien und Italien, obwohl es dort keine neuen weltbewegenden Entwicklungen gibt, ist ausgeprägt. Das gilt vor allen Dingen für Italien.

Der Politik in Brüssel und in den anderen Hauptstädten sind diese Zusammenhänge hoffentlich bewusst. Das gilt auch für die Vertreter der Europäischen Zentralbank.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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