Rückkehr der Risikoaversion!
11.04.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Rohstoffpreise haben gestern auf breiter Front nachgegeben. Der CRB-Rohstoffindex fiel um 1,4% auf den niedrigsten Stand seit knapp vier Monaten. Grund für den gestrigen Ausverkauf war ein Anstieg der Risikoaversion. Der Brentölpreis verzeichnete im Zuge dessen den größten prozentualen Tagesverlust seit Mitte Dezember und fiel unter die Marke von 120 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Mitte Februar. Der WTI-Preis verlor ebenfalls kräftig und konnte sich nur knapp über der Marke von 100 USD je Barrel behaupten. Neben der allgemeinen Marktstimmung wird der Ölpreis von einem Überangebot belastet.
Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 150 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert und erwartet nur noch einen Anstieg um 890 Tsd. Barrel pro Tag. Damit hat sich die EIA den Prognosen von IEA und OPEC angenähert, welche ihre neuen Prognosen morgen veröffentlichen. Dagegen soll das Ölangebot außerhalb der OPEC in diesem Jahr um 850 Tsd. Barrel pro Tag steigen, wofür insbesondere eine höhere Ölproduktion in Nordamerika verantwortlich zeichnet. Dass derzeit in den USA ein Überangebot besteht, verdeutlichten auch die gestrigen API-Lagerdaten. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um weitere 6,6 Mio. Barrel auf ein 10-Monatshoch. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Gold konnte sich gestern zum ersten Mal seit langer Zeit wieder dem allgemeinen Abwärtstrend an den Rohstoff- und Aktienmärkten entziehen und verhielt sich mehr wie ein sicherer Hafen. Nach anfänglichen Verlusten drehte der Preis im weiteren Handelsverlauf und beendete den Tag gestern mit einem Plus von 1,2% auf rund 1.660 USD je Feinunze. Offenbar trug ein Wiederaufflammen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone zu dieser Entwicklung bei, nachdem die Risikoaufschläge spanischer und italienischer Staatsanleihen kräftig gestiegen sind. Aber auch die physische Nachfrage spricht derzeit für steigende Goldpreise. So berichtet das Zensus- und Statistik-Büro in Hongkong für Februar von Goldexporten nach China in Höhe von 39,7 Tonnen. Dies waren 20% mehr als im Januar.
Da China selbst keine derartigen Daten veröffentlicht, sind die Informationen der Hongkonger Behörde eine gute Indikation für die chinesische Goldnachfrage. Hongkong gilt zudem als Tor nach China, so dass den Daten noch mehr Gewicht zukommt. Die hohen Goldexporte nach China belegen den "Goldhunger" im Reich der Mitte. Dabei dürfte es sich sowohl um die Nachfrage von Privatanlegern handeln als auch von der Zentralbank zur Diversifizierung der Währungsreserven. Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Goldexporte von Hongkong nach China im Vergleich zum Vorjahr um 260% auf 428 Tonnen erhöht. Setzt sich die Dynamik der ersten beiden Monate des Jahres fort, werden die Exporte 2012 übertroffen. Laut World Gold Council dürfte China in diesem Jahr Indien als weltgrößten Goldkonsumenten ablösen.
Industriemetalle
Eine stark gestiegene Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge schwach interpretierter Konjunkturdaten aus den USA und China führten gestern zu hohen Preisverlusten bei den Industriemetallen. Diese setzen sich heute Morgen zum Teil noch fort. Kupfer fiel gestern um 4% auf 8.025 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit drei Monaten. Der Abverkauf wurde durch das Unterschreiten der 200-Tage-Linie – ein charttechnisch negatives Signal - noch verstärkt. Aluminium war unter den Industriemetallen der zweitgrößte Verlierer und fiel ebenfalls auf ein 3-Monatstief von 2.065 USD je Tonne. Alcoa, einer der weltweit größten Aluminiumproduzenten, zeigte sich gestern im Rahmen seiner Quartalsberichterstattung vorsichtig optimistisch für den Aluminiummarkt. Das Unternehmen erwartet vor allem von der Flugzeug- und Autoindustrie eine hohe Nachfrage.
Die Einschätzung von Alcoa, dass der globale Aluminiummarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von bis zu 435 Tsd. Tonnen aufweisen könnte, ist für uns dagegen nicht nachvollziehbar. Denn bislang wurde die Aluminiumproduktion trotz einiger Ankündigungen kaum reduziert. Alcoa selbst hat seine Produktion im letzten Quartal sogar auf 951 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Der Markt bleibt u.E. auf absehbare Zeit mit Aluminium überversorgt. Im Wesentlichen sind es die hohen Produktionskosten, bedingt durch hohe Energiekosten, die einem deutlichen Preisverfall von Aluminium entgegenstehen sollten.
Agrarrohstoffe
Gestern veröffentlichte das USDA seinen monatlichen WASDE-Report für April. Interessant sind hierbei vor allem die Erwartungen für die US-Bestände bei Mais, Weizen, Sojabohnen und Baumwolle zum Ende des Erntejahres. Während die Schätzungen bei Mais gegenüber dem Vormonat mit 801 Mio. Scheffel unverändert blieben, wurden diese für Weizen um 32 Mio. auf 793 Mio. Scheffel und für Sojabohnen um 25 Mio. auf 250 Mio. Scheffel nach unten revidiert. Angesichts der niedrigeren Maisvorräte zum 1. März, welche vom USDA Ende März berichtet wurden, ist die unveränderte Schätzung für Mais dabei recht überraschend. Bei Baumwolle reduzierten sich aufgrund höherer Exporte die erwarteten Endbestände um 500 Tsd. auf 3,4 Mio. Ballen, was mit dem indischen Baumwollexportstopp zusammenhängen könnte.
Die Schätzung für die weltweite Sojabohnenproduktion wurde vom USDA durch die dürrebedingten Ernteausfälle in Südamerika gegenüber März um rund 5 Mio. auf 240,15 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Für Brasilien wurden die Erwartungen dabei um 2,5 Mio. Tonnen und für Argentinien um 1,5 Mio. Tonnen herabgesetzt. Weiterhin auffällig ist, dass die Erwartung für die weltweiten Weizen-Endbestände um 3,3 Mio. auf 206,27 Mio. Tonnen zum zweiten Mal in Folge nach unten revidiert wurde. Dies ist vor allem auf eine stärkere Verwendung von Weizen als Futtermittel zurückzuführen, da Weizen mittlerweile billiger ist als Mais.
Die Rohstoffpreise haben gestern auf breiter Front nachgegeben. Der CRB-Rohstoffindex fiel um 1,4% auf den niedrigsten Stand seit knapp vier Monaten. Grund für den gestrigen Ausverkauf war ein Anstieg der Risikoaversion. Der Brentölpreis verzeichnete im Zuge dessen den größten prozentualen Tagesverlust seit Mitte Dezember und fiel unter die Marke von 120 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Mitte Februar. Der WTI-Preis verlor ebenfalls kräftig und konnte sich nur knapp über der Marke von 100 USD je Barrel behaupten. Neben der allgemeinen Marktstimmung wird der Ölpreis von einem Überangebot belastet.
Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr um 150 Tsd. Barrel pro Tag nach unten revidiert und erwartet nur noch einen Anstieg um 890 Tsd. Barrel pro Tag. Damit hat sich die EIA den Prognosen von IEA und OPEC angenähert, welche ihre neuen Prognosen morgen veröffentlichen. Dagegen soll das Ölangebot außerhalb der OPEC in diesem Jahr um 850 Tsd. Barrel pro Tag steigen, wofür insbesondere eine höhere Ölproduktion in Nordamerika verantwortlich zeichnet. Dass derzeit in den USA ein Überangebot besteht, verdeutlichten auch die gestrigen API-Lagerdaten. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der vergangenen Woche um weitere 6,6 Mio. Barrel auf ein 10-Monatshoch. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Gold konnte sich gestern zum ersten Mal seit langer Zeit wieder dem allgemeinen Abwärtstrend an den Rohstoff- und Aktienmärkten entziehen und verhielt sich mehr wie ein sicherer Hafen. Nach anfänglichen Verlusten drehte der Preis im weiteren Handelsverlauf und beendete den Tag gestern mit einem Plus von 1,2% auf rund 1.660 USD je Feinunze. Offenbar trug ein Wiederaufflammen der Staatsschuldenkrise in der Eurozone zu dieser Entwicklung bei, nachdem die Risikoaufschläge spanischer und italienischer Staatsanleihen kräftig gestiegen sind. Aber auch die physische Nachfrage spricht derzeit für steigende Goldpreise. So berichtet das Zensus- und Statistik-Büro in Hongkong für Februar von Goldexporten nach China in Höhe von 39,7 Tonnen. Dies waren 20% mehr als im Januar.
Da China selbst keine derartigen Daten veröffentlicht, sind die Informationen der Hongkonger Behörde eine gute Indikation für die chinesische Goldnachfrage. Hongkong gilt zudem als Tor nach China, so dass den Daten noch mehr Gewicht zukommt. Die hohen Goldexporte nach China belegen den "Goldhunger" im Reich der Mitte. Dabei dürfte es sich sowohl um die Nachfrage von Privatanlegern handeln als auch von der Zentralbank zur Diversifizierung der Währungsreserven. Bereits im vergangenen Jahr haben sich die Goldexporte von Hongkong nach China im Vergleich zum Vorjahr um 260% auf 428 Tonnen erhöht. Setzt sich die Dynamik der ersten beiden Monate des Jahres fort, werden die Exporte 2012 übertroffen. Laut World Gold Council dürfte China in diesem Jahr Indien als weltgrößten Goldkonsumenten ablösen.
Industriemetalle
Eine stark gestiegene Risikoaversion der Marktteilnehmer im Zuge schwach interpretierter Konjunkturdaten aus den USA und China führten gestern zu hohen Preisverlusten bei den Industriemetallen. Diese setzen sich heute Morgen zum Teil noch fort. Kupfer fiel gestern um 4% auf 8.025 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit drei Monaten. Der Abverkauf wurde durch das Unterschreiten der 200-Tage-Linie – ein charttechnisch negatives Signal - noch verstärkt. Aluminium war unter den Industriemetallen der zweitgrößte Verlierer und fiel ebenfalls auf ein 3-Monatstief von 2.065 USD je Tonne. Alcoa, einer der weltweit größten Aluminiumproduzenten, zeigte sich gestern im Rahmen seiner Quartalsberichterstattung vorsichtig optimistisch für den Aluminiummarkt. Das Unternehmen erwartet vor allem von der Flugzeug- und Autoindustrie eine hohe Nachfrage.
Die Einschätzung von Alcoa, dass der globale Aluminiummarkt in diesem Jahr ein Angebotsdefizit von bis zu 435 Tsd. Tonnen aufweisen könnte, ist für uns dagegen nicht nachvollziehbar. Denn bislang wurde die Aluminiumproduktion trotz einiger Ankündigungen kaum reduziert. Alcoa selbst hat seine Produktion im letzten Quartal sogar auf 951 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Der Markt bleibt u.E. auf absehbare Zeit mit Aluminium überversorgt. Im Wesentlichen sind es die hohen Produktionskosten, bedingt durch hohe Energiekosten, die einem deutlichen Preisverfall von Aluminium entgegenstehen sollten.
Agrarrohstoffe
Gestern veröffentlichte das USDA seinen monatlichen WASDE-Report für April. Interessant sind hierbei vor allem die Erwartungen für die US-Bestände bei Mais, Weizen, Sojabohnen und Baumwolle zum Ende des Erntejahres. Während die Schätzungen bei Mais gegenüber dem Vormonat mit 801 Mio. Scheffel unverändert blieben, wurden diese für Weizen um 32 Mio. auf 793 Mio. Scheffel und für Sojabohnen um 25 Mio. auf 250 Mio. Scheffel nach unten revidiert. Angesichts der niedrigeren Maisvorräte zum 1. März, welche vom USDA Ende März berichtet wurden, ist die unveränderte Schätzung für Mais dabei recht überraschend. Bei Baumwolle reduzierten sich aufgrund höherer Exporte die erwarteten Endbestände um 500 Tsd. auf 3,4 Mio. Ballen, was mit dem indischen Baumwollexportstopp zusammenhängen könnte.
Die Schätzung für die weltweite Sojabohnenproduktion wurde vom USDA durch die dürrebedingten Ernteausfälle in Südamerika gegenüber März um rund 5 Mio. auf 240,15 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Für Brasilien wurden die Erwartungen dabei um 2,5 Mio. Tonnen und für Argentinien um 1,5 Mio. Tonnen herabgesetzt. Weiterhin auffällig ist, dass die Erwartung für die weltweiten Weizen-Endbestände um 3,3 Mio. auf 206,27 Mio. Tonnen zum zweiten Mal in Folge nach unten revidiert wurde. Dies ist vor allem auf eine stärkere Verwendung von Weizen als Futtermittel zurückzuführen, da Weizen mittlerweile billiger ist als Mais.