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Dynamik gegen Eurozone und Euro setzt sich fort - Situation in Griechenland ...

06.05.2010  |  Folker Hellmeyer
Dynamik gegen Eurozone und Euro setzt sich fort - Situation in Griechenland verschärft

EUR/USD eröffnet heute bei 1.2825 (07.40 Uhr), nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2790 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 93.85. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 120.35, während EUR-CHF bei 1.4340 oszilliert. Griechenland bleibt in aller Munde und strahlt weiter negativ in die südeuropäische Region aus.

Die Demonstrationen kulminierten in Griechenland gestern und führten zu drei Todesfällen, die durch Aktionen der Autonomen/Demonstrierenden verursacht wurden. Nach Bekanntwerden dieser Tatsache ebbten die Demonstrationen ab. Jüngste Umfragen liefern in Griechenland 84% Zustimmung zu der geplanten Reformpolitik. Die durch die Demos und Autonomen ausgelösten Todesfälle sollten die Begeisterung der Bevölkerung für weiteren Widerstand negativ beeinflussen.

Die Diskussionen über das Hilfspaket nehmen zu. Aktuell wird erörtert, daß Deutschland unter Umständen mehr als die 22 Mrd. Euro an Krediten tragen könnte, sofern andere potentielle Problemländer der Eurozone in finanzielle Schieflage kämen.

Diese Klausel ist grundsätzlich Sinn stiftend, um die Funktionalität des Pakets zu garantieren. Dieser Aspekt wird jedoch ausgeblendet.

Nicht die Frage nach Funktionalität, sondern die Fokussierung auf Emotionen steht im Fokus des aus London und NY dominierten Marktes. Die Diskussion wird in eine Richtung gezwungen, die das Vertrauen in die Eurozone unterminieren soll. Auch die gegen Spanien gestreuten Gerüchte in den Vortagen passen perfekt in dieses Bild.

Mithin wird immer stärker ein politischer Grundton der Spekulation gegen die Eurozone erkennbar. "Food for thought!"

Das gilt um so mehr, als daß die Eurozone der "Musterknabe" in der Frage der Neuverschuldung per 2009 war. (Eurozone 6,3%, Japan 9%, USA 12%, UK 13%).

Auch die Tatsache, daß die Eurozone die einzige Region ist, die strukturell gegen Defizite vorgeht wird derzeit vom Finanzmarkt voll ausgeblendet.

Derzeit findet eine höchst unprofessionelle Übung am Markt statt. Extremsituationen werden extrapoliert. Profis lassen zunehmend die notwendige Contenance vermissen, unterscheiden zu können, was eine Normal- und was eine Extremsituation ist und in der Folge, was als Basis einer Prognose verwertbar ist!

Werfen wir einen Blick in den Rückspiegel. Weder war die Prognose der Verluste im Rahmen der globalen Finanzkrise (Roubini 4.500 - 5.000 Mrd. USD, aktuell 1.750 Mrd. USD) oder die Prognose der Entwicklung der deutschen Arbeitsmarktdaten (5 Mio. Arbeitslose - aktuell 3,29 Mio. im Dunstkreis der Tiefststände seit 1993 …) Sinn stiftend.

Sie haben zu verstärkter Verunsicherung geführt und damit vermeidbare Kollateralschäden verursacht.

In den beiden oben dargestellten Fällen hatten wir uns klar von derartigen Prognosen distanziert. Die größten Sünder USA und Großbritannien sind derzeit die Gewinner dieser Spekulation, die von London und New York ausgeht. Die europäische Politik ist gut beraten, sich diesen Fakten zu stellen und die notwendigen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen.

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Es ist an der Zeit, irrationale Marktbewertungen, die unter anderem über CDS gesteuert werden, nicht weiterhin destabilisierend auf die reale Wirtschaft wirken zu lassen und mit sensiblen Mitteln zu unterbinden!

Wir freuen uns diesbezüglich über die Einlassungen von Herrn Sanio, unserem obersten Finanzaufseher. Der Spiegel schreibt in seiner Online-Ausgabe: "Deutschlands oberster Finanzaufseher Jochen Sanio sieht die Euro-Zone im Krieg mit internationalen Spekulanten - und will mit schwerem Geschütz in die Schlacht ziehen. EUKommissionspräsident José Manuel Barroso droht den Märkten wegen der Griechenland-Krise verschärfte Regeln an."

Das ist auch höchste Zeit.


Heute gibt es nur einen kurzen Blick auf die gestern veröffentlichten Daten:
  • Eurozone Einzelhandelsumsätze März: Unverändert zum Vormonat, Vormonat revidiert von -0,6% auf -0,2%, Jahresvergleich -0,1% (Prognose -0,5%) - Neutral

  • US- Challenger Report April: 38.326 Personen durch Massenentlassungen betroffennach zuvor 67.611 - Positiv

  • US ADP-Employment Report April: 32.000 neu geschaffenen Stellen in derPrivatwirtschaft nach zuvor 19.000 (revidiert von -23.000) - Positiv

  • US-ISM Dienstleistungsindex April: 55,4 nach 55,4 Punkten, Prognose 56,0 - Negativ

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das vor dem Hintergrund der spekulativen Dynamik gegen den EUR und dem Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2900-30 den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2920 - 50 neutralisiert diesen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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