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IEA sieht Entspannung am Ölmarkt

13.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Internationale Energieagentur (IEA) und die OPEC haben gestern ihre neuen Angebots- und Nachfrageprognosen für den globalen Ölmarkt veröffentlicht. Die IEA geht weiterhin von einem Anstieg der weltweiten Ölnachfrage in diesem Jahr um 800 Tsd. Barrel pro Tag aus, die OPEC von 900 Tsd. Barrel pro Tag. Angesichts einer weiter steigenden OPEC-Produktion sehen beide Institutionen den globalen Ölmarkt derzeit deutlich überversorgt. Sowohl IEA als auch OPEC sprechen von einem Überangebot von 1,3 Mio. Barrel pro Tag. Nachdem die Zahlen dies schon seit einigen Monaten anzeigten, spricht die IEA erstmals nun auch verbal davon, dass die Zeit einer Verknappung am Ölmarkt vorbei ist.

Die OECD-Lagerbestände lagen im Februar zwar nach wie vor unter dem 5-Jahresdurchschnitt. Allerdings hat sich die Abweichung spürbar verringert. Die Iran-Krise bleibt der wichtigste Risikofaktor auf der Angebotsseite. Seit Beginn der Krise Ende 2011 ist die iranische Ölproduktion um 250 Tsd. auf 3,3 Mio. Barrel pro Tag im März gesunken. Laut IEA könnte sie bis Mitte des Jahres auf 2,6-2,8 Mio. Barrel pro Tag fallen, falls es dem Iran nicht gelingt, alternative Käufer für sein Öl zu finden. Dies dürfte angesichts der Sanktionen der USA und der EU schwierig werden.

Diese erschweren die Zahlungen und die Versicherungen für iranische Öllieferungen. Zudem droht Ländern, welche ihre Öllieferungen aus dem Iran nicht deutlich reduzieren, der Zugang zum US-Finanzsystem abgeschnitten zu werden. Saudi-Arabien hat unterdessen seine Entschlossenheit bekräftigt, für einen niedrigeren Ölpreis zu sorgen. Zu diesem Zweck will man seine Ölproduktion im April auf 10 Mio. Barrel pro Tag steigern. Da mit einer steigenden Produktion die freien Kapazitäten sinken, ist nicht ausgemacht, dass dieses Unterfangen gelingt.


Edelmetalle

Gold, Silber und Co. profitierten gestern von einem schwächeren US-Dollar sowie aufgekommenen Gerüchten, dass das Wirtschaftswachstum in China besser als erwartet ausfallen könnte. Im Gegensatz zu den Industriemetallen verteidigen die Edelmetalle heute Morgen nach den letztlich enttäuschenden chinesischen BIP-Zahlen ihre gestern eroberten Preisniveaus. In US-Dollar ausgedrückt handelt Gold auf einem 10-Tageshoch von rund 1.680 USD je Feinunze, in Euro gerechnet steigt das gelbe Edelmetall sogar auf den höchsten Stand seit vier Wochen.

Die als eher langfristig orientiert geltenden ETF-Anleger halten sich derzeit sowohl mit Käufen als auch mit Verkäufen zurück, so dass die Preisbewegungen bei Gold in erster Linie vom Futures-Markt ausgehen. Die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger, die heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht wird, dürfte mehr Aufschluss darüber geben. Die Marktteilnehmer könnten im Laufe des Tages den Reden vom Fed-Vorsitzenden Bernanke und dem Vertreter der New York Fed, Dudley, Beachtung schenken. Beide dürften darauf hinweisen, dass "QE3" nach wie vor eine Option ist. Dies könnte den Goldpreis unterstützen.


Industriemetalle

In China hat sich das Wirtschaftswachstum im letzten Quartal überraschend deutlich auf 8,1% abgekühlt. Dass die Metallpreise heute Morgen nicht stärker nachgeben - es sind Verluste von bis zu 1% zu verbuchen -, dürfte daran liegen, dass die Wahrscheinlichkeit einer quantitativen Lockerung der Geldpolitik nunmehr höher eingeschätzt wird. Da sich die Industrieproduktion und die Investitionen in Sachanlagen im März aber noch relativ robust zeigten und auch die Kreditvergabe deutlich zulegte, sollte es weiterhin nicht zu einem sog. "Hard Landing" der chinesischen Wirtschaft kommen. Dennoch gehen wir von einer weiteren Abkühlung aus, die deutlichen Preissteigerungen zunächst entgegenstehen könnte.

In Erwartung einer saisonal bedingt stärkeren Nachfrage in den kommenden Monaten haben die chinesischen Kupferproduzenten ihre Produktion im März im Vergleich zum Vorjahr gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros um 8,5% auf 510 Tsd. Tonnen ausgeweitet. Dies dürfte aber zum einen zu vorerst weiter steigenden Lagerbeständen beitragen und zum anderen die lokalen Preise belasten, so dass es nach wie vor keine attraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai geben sollte. Damit dürften in den kommenden Monaten auch die Kupferimporte an Dynamik verlieren. Dies könnte sich negativ auf die Preise auswirken, da die chinesischen Importe bislang eine preisbestimmende Determinante waren.


Agrarrohstoffe

Die weltweite Kaffeeproduktion im laufenden Erntejahr 2011/12 wird nach Aussage des März-Berichts der Internationalen Kaffeeorganisation (ICO) um 2,4% auf rund 131 Mio. Sack gegenüber der Vorsaison fallen. Dies bedeutet eine leichte Steigerung gegenüber der für Februar berichteten Schätzung, als noch eine weltweite Produktion von 128,5 Mio. Sack erwartet wurde. Die Revision ist auf eine höher als erwartete Arabica-Ernte zurückzuführen, die lediglich um 2,4% auf 83,2 Mio. Sack fallen soll. Im Februar-Bericht der ICO wurde noch von einem Rückgang der weltweiten Arabica-Produktion um 5,2% auf 80,8 Mio. Sack ausgegangen. Insbesondere in Afrika und Mittelamerika wurden die Produktionserwartungen angehoben.

Für den weltgrößten Kaffeeproduzenten Brasilien, wo das Erntejahr 2011/12 einem Niedrigertragsjahr im zweijährigen Erntezyklus entspricht, wird unverändert mit einem Rückgang der Kaffeeernte von 9,6% auf 43,5 Mio. Sack gerechnet. Ebenfalls unrevidiert blieb die Schätzung der ICO für die Robusta-Produktion des weltgrößten Produzenten Vietnam von 17,5 Mio. Sack bzw. einem Rückgang von 10%. Für den Verbrauch liegen noch keine aktuellen Daten vor. Allerdings wird hier ausgehend von 135,8 Mio. Sack im Jahr 2010 von einem Anstieg ausgegangen, weshalb auch für 2011/12 ein Marktdefizit zu erwarten ist. Der globale Kaffeemarkt bleibt somit angespannt, was für steigende Preise spricht.

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