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Spekulation gegen Spanien nimmt zu - Euro unter Druck!

16.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.44 Uhr) bei 1.3020, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.3010 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 104.90, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.

Nachdem
• die Politik in der Eurozone den Fiskalpakt lieferte,
• die Abschirmung auf sportliche 800 Mrd. Euro erhöhte,
• die EZB im Rahmen ihrer Möglichkeiten stabilisierend agierte,
• die europäische Politik deutlich machte, dass eine Desintegration auf jeden Fall verhindert werde,
• nachdem die strukturellen Haushaltsdefizite weitgehend bereinigt sind
• und die Eurozone mit konjunkturellen Haushaltsdefiziten konfrontiert ist
• und Griechenland beordnet ist,

fokussiert sich der „Markt“ verstärkt auf Spanien, obwohl dort die Reformen stringent umgesetzt werden.

Wesentliche strukturelle Probleme sind in Spanien bereinigt, unter anderem die Rückführung der Baubranche von 11% Anteil am BIP auf circa 4% des BIP.

Die Folgen der strukturellen Anpassungen, unter anderem der schwache Arbeitsmarkt (zyklisches Problem) steht im Vordergrund als auch die Problematik einer zu schwachen Eigenkapitalausstattung der Banken hinsichtlich eines hohen privaten Verschuldungsniveaus. Derzeit wird die verstärkte Inanspruchnahme der EZB durch spanische Banken (316 Mrd.) breit diskutiert. Wie sehen diese Entwicklung als Folge der seit Anfang Januar zunehmenden Spekulation gegen Spanien, die zu einer Kappung der Interbankenlinien zu Lasten spanischer Banken führt. Damit ist diese Inanspruchnahme nicht Ausdruck einer virulenten Lage der Banken, sondern Konsequenz der Spekulation.

Die Neuausrichtung der Politik auf ein gesundes Maß zwischen konjunktureller Stabilität und Reformpolitik wird nicht angemessen goutiert, obwohl eine verstärkte Fokussierung auf konjunkturelle Stabilität eine höhere Traktion der Reformen bei der Defizitreduzierung zukünftig ermöglicht.

Gleichzeitig ist das öffentliche Verschuldungsniveau bei 70% unprekär im westlichen Vergleich. Die aktuelle Spekulationswelle, die aus London und NY getragen ist, führt dazu, dass die Reformprozesse nicht nur in Spanien, sondern in allen Reformländern der Eurozone erschwert oder gar gefährdet werden und zwar aus den Ländern, die mit viel größeren Problemen struktureller Natur konfrontiert sind.

Der Blick auf nachfolgenden Chart, der die CDS-Spreads abbildet, verdeutlicht die ab Februar 2012 verstärkt einsetzende Spekulation gegen Spanien. Die verantwortlichen Vertreter der EZB und der europäischen Politik sind wohl beraten, die kausalen Zusammenhänge zu erkennen und die strukturellen Fortschritte der Eurozone gegen unangemessene Spekulation zu verteidigen.

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Wir freuen uns, dass der Themenkomplex Iran wieder eine erhöhte Möglichkeit einer politischen Lösung beinhaltet. Die Berichte in den deutschen TV-Medien unterscheiden sich dabei jedoch von den Einlassungen seitens Obamas und Israels. US-Präsident Barack Obama hat dem Iran mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte es in den kommenden Monaten bei den Atomgesprächen keinen Durchbruch geben. "Wir werden sehen, ob wir Fortschritte machen", sagte Obama bei einer Pressekonferenz anlässlich des Amerika-Gipfels in Kolumbien. "Aber nun tickt die Uhr."

Er habe dem Iran und den Verhandlungspartnern klar gemacht, dass die Gespräche sich nicht unendlich hinziehen könnten. Nach über einem Jahr hatte der Iran am Samstag wieder über sein überstrittenes Atomprogramm verhandelt. Es wurde für den 23. Mai ein neues Treffen in Bagdad verabredet. Israel kritisierte die Dauer der Pause und bezeichnete sie als Geschenk für den Iran. Nun denn, wir erlauben uns festzustellen, dass seit mehr als 200 Jahren kein Konflikt von dem Iran ausgegangen ist, sondern der Iran von dritten Mächten regelmäßig Angriffen ausgesetzt war. "Food for thought!"

Wenden wir uns kurz den Veröffentlichungen aus den USA zu. Die US-Verbraucherpreise legten per März im Monatsvergleich um 0,3% nach zuvor 0,4% zu. Im Jahresvergleich kam es dank Basiseffekten zu einem Rückgang von zuvor 2,9% auf 2,6%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sank per April von zuvor 76,2 auf 75,7 Punkte. Die Prognose war bei 76,2 Zählern angesiedelt. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass sich der Indexwert damit weiterhin im Dunstkreis des höchsten Niveaus seit 12 Monaten bewegt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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