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Finanzanleger verabschieden sich auf breiter Front

16.04.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Korrektur zum Auftakt der neuen Handelswoche fort. Der Brentölpreis ist unter die Marke von 120 USD je Barrel gefallen, WTI handelt bei 102 USD je Barrel. Angesichts einer steigenden Risikoaversion und nachlassender Angebotsrisiken wird das Überangebot am Ölmarkt zunehmend zu einem Belastungsfaktor für die Preise. Angesichts dessen ziehen sich auch die Finanzanleger aus dem Markt zurück.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der Woche zum 10. April zum vierten Mal in Folge um weitere 20,5 Tsd. auf 158.966 Kontrakte reduziert worden. Dies ist das niedrigste Niveau seit Mitte Dezember. Vom Ende Februar verzeichneten 10-Monatshoch sind sie um 30% gefallen. Auch wenn sich die Netto-Long-Positionen damit nicht mehr auf einem hohen Niveau befinden, besteht noch immer Abbaupotenzial. Anfang Oktober 2011 wurden im Tief 126 Tsd. Kontrakte erreicht. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Positionierungsdaten für Brent heute Mittag. Auch hier ist mit einem weiteren Rückgang zu rechnen.

Als ein weiterer Grund für den Rückgang der Ölpreise wird das schwächere Nachfragewachstum in China genannt. Die implizite Ölnachfrage Chinas ist im März Reuters-Angaben zufolge um 3,4% gegenüber dem Vorjahr auf 9,46 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Dies war 2% niedriger als der Rekordwert im Februar und der niedrigste Wert seit Oktober 2011. Die Raffinerien führten zuletzt Wartungsarbeiten durch und verarbeiteten daher weniger Rohöl. Zudem hat China im Januar und Februar über Bedarf importiert. Da sich nach der Erhöhung der Tankstellenpreise Ende März die Rentabilität der Rohölverarbeitung für die Raffinerien verbessert hat, dürfte die chinesische Ölnachfrage in den kommenden Monaten wieder steigen.


Edelmetalle

Gold kann sich erneut nicht dem allgemeinen Abwärtstrend entziehen und gibt im Einklang mit Rohstoffen und Aktien nach. Das gelbe Edelmetall setzt seinen Ende letzter Woche begonnenen Preisrückgang fort und handelt heute Morgen bei gut 1.640 USD je Feinunze. Neben der allgemein höheren Risikoaversion, von der Gold allerdings nicht profitiert, belastet der US-Dollar, der selbst als sicherer Hafen angesehen wird und daher aufwertet.

Die anderen Edelmetalle geben zum Teil stärker nach als Gold, so auch Platin, welches auf den tiefsten Stand seit Ende Januar fällt. Im Zuge dessen hat sich die Preisdifferenz zwischen Gold und Platin wieder auf rund 80 USD je Feinunze ausgeweitet. Damit könnte sich die Nachfrage aus der Schmuckindustrie wieder mehr hin zum günstigeren Platin verlagern, was den Preis letztendlich unterstützen sollte.

Wie die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik zeigt, wurden in der Woche zum 10. April bei allen Edelmetallen die Netto-Long-Positionen reduziert, im Falle von Gold um knapp 8% auf 104,2 Tsd. Kontrakte. Dies entspricht dem tiefsten Stand seit 13 Wochen. Bei Silber, Platin und Palladium fiel der Abbau der Netto-Long-Positionen mit 21%, 17% und 24% noch deutlich höher aus. Der aktuelle Pessimismus der spekulativen Finanzanleger dürfte daher Preissteigerungen der Edelmetalle zunächst im Wege stehen.


Industriemetalle

Die neue Handelswoche beginnt so wie die alte aufgehört hat: mit Verlusten. Nach den am Freitag enttäuschenden Konjunkturdaten aus China stehen die Metallpreise auch heute Morgen unter Druck. Durch den Anstieg der Risikoaufschläge besonders für spanische Staatsanleihen rückt die Staatsschuldenkrise in der Eurozone wieder verstärkt in den Fokus der Marktteilnehmer. Der daraus resultierende Anstieg der Risikoaversion führt zu einer Aufwertung des US-Dollar und belastet wiederum die Metallpreise. Kupfer fällt daher zum ersten Mal seit drei Monaten unter die Marke von 8.000 USD je Tonne und notiert zum Wochenauftakt bei rund 7.900 USD.

Wie die am Freitagabend veröffentlichte CFTC-Statistik zeigt, haben sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer fast vollständig zurückgezogen. In der Woche zum 10. April wurden die Netto-Long-Positionen um 84% auf nur noch 3 Tsd. Kontrakte reduziert, der tiefste Stand seit 13 Wochen. Dabei kam es sowohl zu einem kräftigen Abbau der Long-Positionen als auch zu einem starken Aufbau der Short-Positionen. Die spekulativen Finanzinvestoren dürften damit maßgeblich für den Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode - das rote Metall verlor knapp 7% bzw. fast 600 USD - verantwortlich gewesen sein. Da sich der Preisrückgang auch nach dem Datenstichtag fortgesetzt hat, dürften die Netto-Long-Positionen seitdem weiter abgebaut worden sein. Die Korrektur könnte sich im aktuellen Marktumfeld zunächst fortsetzen.

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Agrarrohstoffe

Auch die Agrarmärkte gerieten am Freitag deutlich unter Druck. Die gestiegene Risikoaversion zeigt sich dabei auch in den von der CFTC ausgewiesenen Positionierungen der Finanzanleger. So wurden von den spekulativ orientierten Marktteilnehmern in der Woche zum 10. April bei fast allen Agrarrohstoffen die Netto-Long-Positionen reduziert bzw. die Netto-Short-Positionen ausgeweitet. Bei Weizen erhöhten sich die Netto-Short-Positionen um 9,4 Tsd. auf rund 41 Tsd. Kontrakte, während die Netto-Long-Positionen bei Mais um 3,6 Tsd. auf 207,8 Tsd. Kontrakte und damit die vierte Woche in Folge reduziert wurden.

Eine Ausnahme stellten Sojabohnen dar, hier wurde mit einer Erhöhung von rund 7,8 Tsd. auf nunmehr 216,7 Tsd. Kontrakte erneut ein Rekordhoch der Netto-Long-Positionen seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht. Dies markiert gleichzeitig den zehnten Anstieg in Folge. Während bei Kaffee die Netto-Short-Positionen mit rund 8,4 Tsd. Kontrakten nahezu konstant blieben, wurden diese bei Kakao deutlich um rund 6,4 Tsd. auf 17,3 Tsd. Kontrakte und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2010 ausgebaut. Interessant ist ferner, dass bei Baumwolle in der Woche zum 10. April nun wieder ein Überhang an Short-Positionen besteht, nachdem die Finanzanleger in der Woche zuvor erstmals seit 6 Wochen in der Mehrzahl auf steigende Notierungen gesetzt hatten.




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