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Devisenmarkt bleibt sehr volatil!

11.05.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2735 (07.55 Uhr), nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2708 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 92.75. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 118.10, während EUR-CHF bei 1.4135 oszilliert.

Die Volatilität am Devisenmarkt bleibt Atem beraubend. Nach Höchstkursen im Umfeld von knapp 1.3100 kam es im weiteren Verlauf zu deutlichen Kursrückgängen, die im frühen europäischen Geschäft zu Tiefstkursen bei 1.2678 führten.

Derartige Kursschwankungen verunsichern nicht unerheblich. Dabei ist es nicht unwesentlich festzustellen, daß die heutigen Tiefstkurse unterhalb des Schlußniveaus vom Freitag lagen, als die am Wochenende verfügten Maßnahmen noch nicht bekannt waren.

Die Signale des Devisenmarkts können in zwei Richtungen interpretiert werden:
  • Einerseits könnten sie als Ausdruck einer generellen Skepsis des gesamten Finanzmarkts gegenüber der Eurozone gewertet werden. Frei nach der Argumentation, einer Region, die derartiger Hilfspakete bedarf, ist mit Vorbehalt zu begegnen.

Wir haben hier in diesen Reports deutlich gemacht, daß die Eurozone der Musterknabe bezüglich der Neuverschuldung im letzten Jahr war und, daß die Eurozone als einzige Region das Defizitthema aggressiv aufnimmt und einer nachhaltigen Lösung zuführt.

Die krisenhafte Situation wurde durch aggressivste Spekulation aus London und New York ausgelöst, die vielmehr auf Schwächen des Organigramms der Eurozone abzielten (u.a. Rolle der EZB im Vergleich zu anderen Zentralbanken bezüglich des Themas Ankauf von Staatsanleihen). Mithin entzieht die Realität dieser Argumentation auf sachlicher und unemotionaler Ebene den Boden!

  • Andererseits kann geschlußfolgert, daß die Kreise, die die Spekulation gegen die Eurozone maßgeblich tragen, nicht bereit sind, kampflos das Feld zu räumen.

Diese "Truppen" haben im letzten Jahr in der Spekulation gegen Osteuropa und Wien bereits einmal Schlachten gewonnen, aber den Krieg verloren. Sie sind voraussichtlich und offensichtlich nicht bereit, an dieser Stelle das Feld zu räumen.

An dieser Stelle gilt es, zu hinterfragen, ob diese für die Spekulation gegen die Eurozone verantwortlichen Finanzakteure ihre Macht rechtmäßig oder kartellrechtlich anfechtbar ausüben.

Die aktuelle Nachrichtenlage und die anstehende Untersuchung der SEC in den USA implizieren, daß es hier zu einer nicht rechtskonformen Veranstaltung gekommen ist oder gekommen sein kann. (Parallelen zu der EWS-Krise 1992 bezüglich Absprachen am New Yorker Devisenmarkt) Der nächste Aspekt dreht sich um die Frage, wie die EZB nach der Veränderung der Geschäftspolitik bezüglich der Aktivitäten am Kapitalmarkt und im Rahmen des Rettungspakets mit dem Thema Devisenmarkt umgeht? Können wir es uns leisten bezüglich der Glaubwürdigkeit dieser Intervention, den Euro in Richtung neuer Jahrestiefstkurse abrutschen zu lassen?

Wenn Rettungspakete gekoppelt mit veränderten Geschäftsmodalitäten der Zentralbank als auch Liquiditätsmaßnahmen der Zentralbanken untereinander eine Wirkung erzielen sollen, gilt es denjenigen Finanzmarktakteuren, die sich spekulativ gegen die Eurozone gestellt haben, in kürzester Zeit massivsten Schaden zuzufügen.

Sollte diese Regel mißachtet werden, werden diese Finanzakteure den Volkswirtschaften der Eurozone und damit den Menschen Schaden zufügen, der in keinem sachlich vertretbaren Verhältnis zu der zu Grunde liegenden Defizitproblematik steht, die ohnehin adressiert ist. Darüber hinaus ergäben sich systemische Ansteckungseffekte sowohl für das Weltfinanzsystem als auch in der Folge der Weltwirtschaft.

Mit anderen Worten würden die Erfolge der Reflationierung der Weltwirtschaft als auch der Stabilisierung des Weltfinanzsystems, die mit einem Interventionsvolumen von 33,5 Billionen USD erreicht wurden, zur Disposition gestellt werden.

Schlußendlich gilt es die Frage zu stellen, ob das Primat der spekulativsten Finanzakteure zu Lasten der Weltwirtschaft gilt oder ob das Primat der Politik die Statur gewinnt, den spekulativsten Finanzmarktteilnehmern die aktuelle Machtbasis zu entziehen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach dem Überwinden des Widerstands bei 1.3030 den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der bisherigen Tiefstkurse bei 1.2520 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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