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Leichte Entspannung - keine Entwarnung - Deutschland ist "Powerhouse"

17.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.3110, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.2996 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.40. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.40, während EUR-CHF bei 1.2020 oszilliert.

Gestern gab es entspannende Marktreaktionen. Der Euro gewann leicht an Boden. Aktien notierten freundlich. Dieses Entspannung ist jedoch zunächst nicht mehr als eine technische Reaktion. Für Entwarnung gibt es keinen Grund. Das lässt sich auch heute früh daran ablesen, dass die Spekulation gegen Spanien und Italien munter weitergeht. Die 10 jährigen Bonds Italiens weisen heute eine Rendite von 5,73% aus, während Spanien 6,19% bieten muss. Deutschland zahlt gerade einmal 1.73% ...

Wir haben den britischen Anbieter "Markit“ im Forex Report an dieser Stelle laut kritisiert und bedanken uns für die umfassende "Coverage“ der Medien (Ironie).

In den Medien derartige Divergenzen, wie zwischen dem Einkaufsmanagerindex von dem britischen Anbieter "Markit" einerseits und dem deutschen IFO-Index mit mehr als 7000 befragten Unternehmen andererseits, nicht zu belegen und kritisch zu hinterfragen, ist ein Meisterstück kognitiver Dissonanz oder aber eine Spielart der "Political Correctness", die sich in unsachlicher Form zu Lasten Kontinentaleuropas auswirkt! Mindestens ist ein derartiges Verhalten der Medien fragwürdig, um den Begriff skandalös zu vermeiden.

Der Einkaufsmanagerindex von "Markit" für Deutschland, der das produzierende Gewerbe mit 48 Punkten in die Rezession schrieb (mit entsprechenden Folgen für den europäischen PMI von "Markit"), war in den letzten Wochen ein wesentliches Werkzeug, die Risikoaversion gegen die Eurozone hoch zu fahren und den Angriff auf Spanien und Italien zu unterstützen.

Ein weiterer Beleg für mögliche Manipulation oder aber schlechte Datensammlung seitens "Markit" wurde gestern geliefert.

Stimmung im Mittelstand auf 20-Jahres-Hoch

Berlin, 16. Apr (Reuters) - Trotz der Euro-Schuldenkrise schwelgt der deutsche Mittelstand in Feierlaune. Die Firmen koppelten sich vom schwierigen Konjunktur-Umfeld in Europa ab, erklärte die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag zur Umfrage unter 4100 Firmen. "Die Stimmung könnte besser nicht sein", sagte Creditreform-Vorstand Helmut Rödl. Fast 59 Prozent der Betriebe schätzen ihre aktuelle Lage als gut oder sehr gut ein. Damit übersteigt die Zahl der Optimisten deutlich die der Pessimisten - der Saldo kletterte auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.

Allerdings blicken die Firmen wegen einer leicht getrübten Auftragslage nicht mehr so zuversichtlich nach vorn wie noch vor Jahresfrist. Die Umfrage malt ein weitgehend rosiges Bild von den aktuellen Geschäften der kleinen und mittleren Betrieben. Die Aussichten für die Aufträge und Umsätze sind positiv, aber nicht mehr so gut wie im vorigen Jahr. Auch die geplanten Investitionen liegen über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, fallen aber etwas hinter 2011 zurück. Das Beschäftigungswachstum im Mittelstand dürfte sich laut Creditreform in den nächsten Monaten fortsetzen, allerdings sei die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften nicht mehr ganz so groß.

BETRIEBE STÄRKEN EIGENKAPITALBASIS

Eingetrübt habe sich auch die Ertragslage. Für die kommenden Monate peile zwar fast ein Drittel der Befragten höhere Gewinne an. Fast 17 Prozent rechneten aber mit sinkenden Erträgen. Der Saldo aus Optimisten und Pessimisten beläuft sich der Umfrage zufolge auf 13,6 Punkte und liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 24,4 Zählern. Die Finanzierungsbedingungen für die Mittelständler dürfte sich nach Angaben von Creditreform künftig etwas entspannen: "Eine Kreditklemme scheint kein Thema zu sein." Zudem hätten die Betriebe ihre Eigenkapitalbasis weiter gestärkt. Die Zahl der Firmen mit einer Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent der Bilanzsumme sei um gut einen Punkt auf 28,2 Prozent gestiegen. Dies ist der bisher höchste Wert in der Frühjahrsumfrage.

Gegen den Trend der Vergangenheit verbesserte sich das Zahlungsverhalten von Mittelstandskunden der öffentlichen Hand. "Das ist fast eine Sensationsmeldung, weil das über Jahre so nicht war", sagte Rödl.

Diese massive Divergenz zwischen "Markit" und andererseits IFO-Index als auch Daten von Creditreform sollte in den Ohren der Politik laut nachklingen.

Es ist an der Zeit, diesen Tendenzen, die für Kontinentaleuropa im höchsten Maße kontraproduktiv sind, zu durchschauen und entsprechende Politikansätze zu etablieren, die angemessene Schutzmechanismen bieten und damit die substantiellen Reformpolitiken schützen helfen. Die Eurozone ist schließlich das Paradepferd der Stabilität bezüglich Neuverschuldung, Gesamtverschuldung und Reformpolitik im Vergleich zu USA, UK und Japan. Die Eurozone ist wesentliches Absatzgebiet Deutschlands. Das gilt vor allen Dingen für den Mittelstand, dessen Exporte zu 70% in die Eurozone gehen (KFW-Daten).

Das Augenmerk der Politik sollte auf dem Einsatz der EFSF/ESM Mittel am Sekundärmarkt gerichtet sein. Die EZB gilt es, mit dem SMP Programm zu schonen. Sie hat schon sehr viel mehr geleistet, als man es von ihr verlangen kann!

Die Handelsbilanz der Eurozone hebt sich so erfrischend von den Pendants der USA und Großbritanniens ab, die von strukturellen Defiziten geprägt sind. Per Berichtsmonat Februar ergab sich ein Überschuss in Höhe von 2,8 Mrd. Euro nach zuvor -7,6 Mrd. Euro.

Der Chart belegt, dass es in den letzten 12 Monaten vier Monate mit Defiziten und acht Monate mit Überschüssen gab.

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Die Daten aus den USA boten ein gemischtes, aber überwiegend enttäuschendes Bild:

  • Der "NY Empire State Manufacturing Index” sank per April deutlich von 20,2 auf 6,6 Punkte. Die Prognose lag bei 18,0 Zählern.

  • Der "NAHB Housing Market Index" sank per April unerwartet von zuvor 28 auf 25 Punkte. Die Prognose war bei 28 Punkten angesiedelt.

  • Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per März einen Anstieg um 0,8% im Monatsvergleich (Prognose 0,3%). Der Vormonatswert wurde von +1,1% auf +1,0% revidiert.

  • Die US-Lagerbestände verzeichneten per Februar eine Zunahme um 0,6% nach zuvor 0,8%.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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