Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ackermann schießt Griechenland an - USA trumpfen mit überraschend hohen ...

14.05.2010  |  Folker Hellmeyer
Ackermann schießt Griechenland an - USA trumpfen mit überraschend hohen Defiziten auf

EUR/USD eröffnet heute bei 1.2555 (07.35 Uhr), nachdem im asiatischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2517 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 92.95. EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 116.70, während EUR-CHF bei 1.4005 oszilliert.

Herr Ackermann konterkariert die Maßnahmen der Eurozone, der EZB und des IWF mit einer gewagten Prognose, daß trotz der massiven Restrukturierungsprogramme, die in Griechenland umgesetzt werden, Griechenland die aktuell gewährten als auch noch im Rahmen des vereinbarten Programms zu gewährenden Kredite nicht vollständig zurückzahlen würde. Wir nehmen diese Meinung zur Kenntnis.

Ackermanns Prognosefähigkeit ist bezüglich der Krise bisher im Bereich von "Ungenügend" angesiedelt. Erst hat er nichts gesehen, dann hat er verharmlost, dann hat er mehrmals zu früh das Ende der Krise verkündet. Wir gehen davon aus, daß sich die Qualität seiner Prognosen nicht ändern wird und wenden uns wesentlicheren Themen zu und verweisen darauf, daß man in Deutschland offensichtlich dann eine hohe Medienpräsenz hat, wenn man sich häufig geirrt hat. Wir könnten uns heute auf die Untersuchungen der SEC gegen Mitglieder der globalen Bankenaristokratie kaprizieren.

Wir freuen uns, daß die potentiellen Interessenkonflikte dieser Klientel einer hoffentlich ernst gemeinten Untersuchung unterworfen werden.

Noch mehr hoffen wir, daß sofern unsachgemäße oder kriminelle Verhaltensweisen nachgewiesen werden sollten, dann nicht ,wie in der Vergangenheit üblich, lauwarme Vergleiche das Bild bestimmen, sondern daß dann in unanfechtbarer Art und Weise ordnungspolitisch aufgeräumt wird.

Nein, mit diesem Thema möchte ich Sie nicht weiter beschäftigen.

Wir könnten uns auf die neuen massiven Restrukturierungsmaßnahmen in der südeuropäischen Zone, ob in Portugal oder in Spanien, fokussieren. Es ist schlicht und ergreifend sensationell, was hier geleistet wird und vor allen Dingen von den Kollegen und mir in dieser Form gar nicht erwartet wurde. Die Eurozone steht im Begriff sich in wesentlichen Teilen neu zu definieren.

Noch wichtiger ist dabei auch die Erkenntnis, daß die gemeinsamen Anstrengungen der Eurozone mit dem IWF dazu führen, daß der nachhaltige Aufschwung der Weltkonjunktur, der sich dann im weiteren Verlauf fiskalisch entspannend auswirken wird, nach den Irrungen der deutschen Regierung, nun nicht mehr durch Extratouren gefährdet erscheint.

Nein, hier sind sie auf dem Laufenden, sie sind fraglos gut informiert!

Ein Thema, das aus welchen Gründen auch immer ausgespart bleibt, sind die Defizitentwicklungen in den USA. Die werden überwiegend in den Medien und von meinen Kollegen unverdientermaßen als Randnotiz abgearbeitet. Gerade diese Entwicklungen in den USA verdienen bezüglich der in der Eurozone geführten Debatte den Begriff "Sensationell", leider nur in die falsche Richtung! Schon klasse, daß der internationale Finanzmarkt hier eine angemessene Diskontierung in bockiger Manier verweigert!

Uns liegt es daran eine gewisse Gleichschenkeligkeit der Darstellung zu gewährleisten. Da wir uns einerseits intensiv mit den Defiziten der Eurozone auseinandersetzen, gilt es eben auch sich den Pendants der USA zu widmen.

Das ist jetzt angebracht, da die EZB nun ja auch Staatspapiere kaufen kann, so wie es die übrigen Zentralbanken seit Ausbruch der Krise vormachen und damit ihr Zinsniveau am Kapitalmarkt determinieren. Mithin besteht jetzt ein "Level Playing Field".

Wir beglückwünschen die EZB dazu, lange dieser Politikausrichtung widerstanden zu haben. Erst die nach meiner Betrachtung nicht angemessenen spekulativen Attacken aus New York und London inklusive der üblichen europäischen Mitläufer haben die EZB zu der aktuellen Gangart veranlaßt.

Wir beginnen das Thema mit der US-Handelsbilanz per Berichtsmonat März. Das Defizit stellt sich auf solide -40,4 Mrd. USD nach -39,4 Mrd. USD per Februar. Die Prognose lag bei -40,1 Mrd. USD.

Es fällt auf, daß mit der Erholung der US-Wirtschaft auch das Handelsbilanzdefizit anschwillt. Mithin lassen sich aus der globalen Finanzkrise und dem beigefügten Chart folgende Thesen ableiten:
  • Das strukturelle Defizit in der US-Handelsbilanz liegt bei circa 25 - 30 Mrd. USD!

  • Eine Fortsetzung der Erholung der USA führt zu einer verstärkten Erhöhung der USAußenverschuldung!

  • Das Thema des "Strukturelles Handelsbilanzdefizits" wird in den USA unverändert nicht in angemessener Form adressiert!/li>

Open in new window


Damit aber nicht genug. Am Mittwochabend wurde das US-Treasury-Budget per April veröffentlicht. Analysten hatten das Defizit des Einzelmonats April bei -40,0 Mrd. USD erwartet. Hoppla, es wurden tatsächlich -82,7 Mrd. USD.

Um diesen Wert einzuordnen, könnte man sagen, daß diese Zunahme des Defizits circa 25% der Gesamtverschuldung Griechenlands entspricht.

Dieser Vergleich wäre natürlich vollkommen unwissenschaftlich …., deswegen habe ich den Konjunktiv gewählt, um Herrn K. von C. nicht erneut zu verärgern.

Es wird aber an den Devisenmärkten deutlich, daß die Eurozone nicht nach dem Gesamtdefizit betrachtet und bewertet wird, sondern nach der Einkommenskraft eines Landes, das einen Anteil von 2,5% der Gesamtwirtschaft der Eurozone hat. Das ist dann vielleicht auch unwissenschaftlich, dafür ist es aber Marktrealität. "Food for thought!"

Open in new window


Die positiven Daten aus der Eurozone wurden wie gewohnt ignoriert:

Die Industrieproduktion der Eurozone legte per März unerwartet stark um 1,3% im Monatsvergleich zu. Analysten hatten einen Zunahme um nur 0,7% unterstellt. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 6,8% nach zuvor 4,1%.

Open in new window


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der bisherigen Tiefstkurse bei 1.2520 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"