Goldaktien-Bewertungen (Teil 6)
18.05.2010 | Adam Hamilton
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Nachdem sich die Bewertungen Ende 2009 ihren Paniktiefstwerten näherten, als der HUI und Gold eine Korrektur erlebten, schossen sie in diesem Jahr in die Höhe. Dieser Höchstwert gibt Anlass zur Beunruhigung, er reicht dennoch nicht aus, um die Tendenz umzukehren. Da die Bewertungen der jeweiligen Aktien in einer Chart mit dem HUI visualisiert sind, wird schnell deutlich, dass diese Situation eine Anomalie darstellt. Ich rechne fest damit, dass diese sich in den kommenden Quartalen nicht durchsetzen kann.Das KGV basiert auf Buchgewinnen und alle Arten von Reingewinnen. Große Reingewinne von Nebenprodukten wie Sicherungsgeschäften, Steueranpassungen oder Kursschwankungen verschlingen mitunter die Betriebsgewinne einiger unglücklicher Goldminenunternehmen. Wenn ein Unternehmen groß genug ist, besonders im Fall eines kleinen Indexes wie dem HUI, beeinträchtigt es das KGV dieses Indexes maßgeblich.
Der Schuldige für diesen Bewertungshöchstpunkt der Goldaktien vor kurzem ist kein anderer als Goldcorp, das über alles geliebte Goldminenunternehmen. Ende Januar lag sein KGV bei 21,9, ähnlich wie das des HUI bei 22,8. Ende Februar stieg das KGV von Goldcorp bis auf 24,4. Dieser Anstieg wurde von der HUI-Korrektur und der anschließenden Goldaktienerholung ausgelöst, das HUI-KGV stieg bis auf 26,6.
Bis Ende März stieg das KGV von Goldcorp bis auf 113,8! Dies katapultierte das gesamte HUI-KGV bis auf 36,8. Ohne Goldcorp wäre das HUI-KGV in jenem Monat um 8 Prozent gefallen, statt um 38 Prozent gestiegen! Goldcorp hat einen beachtlichen Einfluss, da er der Marktliebling unter den Goldminenunternehmen ist. Er hat die zweitgrößte Marktkapitalisierung aller Goldminenunternehmen weltweit, die Ende März bei 27 Milliarden Dollar lag. Dieses Unternehmen repräsentierte Ende März 15,8 Prozent der gesamten HUI-Marktkapitalisierung.
Was ist also mit den Gewinnen von Goldcorp passiert? Vom vierten Quartal 2008 bis zum vierten Quartal 2009 fielen sie um 93 Prozent! Dieser Rückgang wurde von einem bargeldlosen Rückgang ausländischer Währung ausgelöst, zusammen mit einer Neubewertung der künftigen Ertragssteuerverbindlichkeiten und einem Verlust an Sicherheiten. Auf operativer Basis stiegen die Gewinne von Goldcorp sogar von Jahr zu Jahr um 116 Prozent. Aber für dieses Essay ist der Grund, warum die Gewinne von Goldcorp fielen, irrelevant
Der Hauptaspekt liegt hierbei darin, dass ein großes Unternehmen in einem kleinen Index eine beachtliche Volatilität im nach Marktkapitalisierung gewichteten Durchschnitts-KGV hervorruft. Deshalb sollte man die Goldaktien-Bewertungen größtenteils über einen längeren Zeitraum betrachten, da das Gesamtbild in diesem Fall nicht von Schwankungen von Quartal zu Quartal verzerrt werden. Mit nur 16 Unternehmen ist der HUI besonders anfällig für dieses Problem. Deshalb versuche ich, die Goldaktienbewertungen nicht öfter als einmal jährlich zu analysieren.
Wenn der HUI 500 Komponenten wie der S&P500 hätte, würde es eine solche Volatilität nicht geben. Je mehr Unternehmen in einem Index gelistet sind, desto weniger Einfluss hat jede einzelne Komponente. Das gilt auch für größere Komponenten. Selbstverständlich gibt es nicht sehr viele mittlere und große Goldminenunternehmen auf der Welt, sodass die HUI-Verwalter keine Option auf ein breites Spektrum an Unternehmen haben.
Auch wenn diese konventionelle Bewertungsanalyse klar und deutlich zeigt, dass Goldaktienbewertungen sinken, da der Bullenmarkt weiter voranschreitet, ziehe ich alternative Bewertungsmethoden vor. Die Kombination aus den vom Goldpreis abhängigen Gewinnschwankungen der Goldaktien und der überschaubaren Größe des Indexes führt dazu, dass das HUI-KGV viel zu volatil für eine Analyse über einen kurzen Zeitraum ist.
Deshalb ist meine Lieblings-"Bewertungsmethode" für den Goldaktiensektor momentan das HUI-Gold-Verhältnis (HGR). Es wird nicht von den volatilen Gewinnen beeinflusst und zeigt, wann die Zeit zum Kauf oder Verkauf gekommen ist. Das könnten konventionelle HUI-Bewertungen nicht. Natürlich werden die Goldaktienpreise letztendlich vom Goldpreis bestimmt. Das HGR misst diese Beziehung zwischen diesen beiden Faktoren und ist eine entscheidende Alternative zu Goldaktienbewertungen.
Da ich vor einigen Monaten die momentan sehr bullischen HGR-Tendenzen in einem anderen Essay analysierte, werde ich auf dieses Thema in diesem Essay nicht allzu intensiv eingehen. Wenn es jedoch nur um die Bewertung geht, bietet der HUI verglichen mit den Goldpreisen verschiedene, vielfältige Einblicke. Wenn Sie Goldaktien kaufen oder verkaufen wollen, ist die Betrachtung des HGR viel nützlicher als die konventionelle KGV-Analyse.