Suche
 
Folgen Sie uns auf:

EURO markiert im asiatischen Geschäft Jahrestiefstkurs bei 1.2145!

19.05.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2215 (07.25 Uhr), nachdem im asiatischen Geschäft der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden als auch Jahrestiefstkurs bei 1.2145 markiert wurde. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 92.05 EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 112.50, während EUR-CHF bei 1.4015 oszilliert.

Paul Volcker sagte, daß Europa seine nachhaltige Bereitschaft gezeigt hätte, den Euro zu verteidigen. Das ist grundsätzlich richtig.

Dabei darf man die Phase zwischen Mitte März bis Ende April hinsichtlich der deutschen Position in der Boulevardpresse als auch im Bundeskanzleramt ausklammern. Erst die Besuche von Trichet und Strauss-Kahn forcierten hier die notwendige Räson und bitter notwendige Solidarität. Der durch diese deutsche „Wackelei“ der Politik verursachte Schaden ist insbesondere am Devisenmarkt erheblich.

Die aktuellen Bewegungen des Euros seien exzessiv sagte Volcker. Dem stimmen wir umfänglich zu.

Den „Musterknaben“ Eurozone im Bereich der großen Industrienationen/regionen in der Adressierung des Defizitthemas als auch in der Performance der Neuverschuldung per 2009 (Eurozone 6,3%, Japan 9%, USA ca. 12%. UK circa 13%) mit einem Kursverlust in der Parität EUR-USD seit Ende November um mehr als 19% in der Spitze abzustrafen und die eigentlichen Defizitsünder USA und UK, die das Thema der Budgetgesundung zu 100% aussparen, am Devisenmarkt in den Himmel zu heben, ist schon ein starkes Stück und erinnert an die "antiautoritäre" Spielart an den Finanzmärkten der ersten "Cash-Burn Rate" in der Phase 2001-2003 als auch der Immobilien "Cash Burn Rate", die dann nachfolgte und in beiden Fällen Kapitalströme in Richtung USA auf sachlich unfundierte Art und Weise forcierte.

In beiden Fällen zeigte sich, daß blinder Opportunismus und nicht saubere Analyse der maßgebliche Katalysator war. Wir verstehen unseren Job hier nicht als Opportunisten! Gleichwohl bleibt hier festzuhalten, daß derartige Bewegungen länger andauern können, als es die konsequente Logik nahelegt.

Wenn Zentralbanker oder „Ex“-Zentralbanker des Formats Paul Volcker von exzessiven Bewegungen am Devisenmarkt reden, heißt es „Obacht“ geben! Dieser Ausdruck impliziert grundsätzlich eine zunehmende Bereitschaft der Zentralbanken, das Treiben am Devisenmarkt in der bist dato gewohnten Form nicht weiter zuzulassen.

Die Kräfte, die für die aktuelle Baisse des Euros verantwortlich zeichnen, werden nun zu Recht sagen: "Dann mal Butter bei die Fische ….!"

Wir freuen uns, daß das Thema ungedeckter Leerverkäufe adressiert wird. Ungedeckte Leerverkäufe laden zu Manipulationen ein.

Gedeckte Leerverkäufe (durch gleichzeitige Leihe des leer verkauften Anlageguts mit terminierter Rückgabeverpflichtung) können nur im Rahmen einer vorhandenen Kapitalisierung eines Unternehmens oder Volumens einer Anleihe stattfinden. Ungedeckte Leerverkäufe können über das Volumen der Kapitalisierung eines Unternehmens oder einer Anleiheemission hinaus gehen und sind damit ordnungspolitisch grundsätzlich abzulehnen!

Sie können grundsätzlich sogar zu systemischen Risiken führen, indem die ungedeckten Leerverkäufe (z. B. Rohstoffe, aktuelle Debatte bezüglich Comex) schlußendlich nicht belieferbar sind oder die Spekulationsstärke zu sachlich nicht angemessenen Verwerfungen führt!

Das sollte nicht nur für Deutschland und Europa gelten, sondern auch für den internationalen Markt und ganz besonders für den US-Markt!

Es ist insbesondere zu beachten, daß heute extrem potente Kapitalmarktteilnehmer, ob Investmentbanken/Bankenaristokratie oder Hedge Fonds, ohnehin schon zu viel Markteinfluß besitzen und damit verstärkt dem Anreiz ausgesetzt sind, ihre Marktmacht zu mißbrauchen. Die Debatte über den möglichen Machtmißbrauch seitens Goldman Sachs ist hier bezeichnend. Dieser Klientel gilt es keinen Boden zu bereiten, der eine unlautere Praxis fördern könnte.

Wir sind übrigens erstaunt, daß der Aktienmarkt gestern negativ auf diese Ankündigung des Bafin agierte. Jetzt müssen doch die ungedeckten Leerverkäufe eingedeckt werden, oder?

Der deutsche ZEW-Index sank per Mai von zuvor 53,0 auf 45,8 Punkte. Die Prognose lag bei 47,0 Zählern. Die Defizitdebatte hat die Finanzmärkte in letzter Zeit in Atem gehalten und verunsichert. Genau das wird an diesem Index deutlich, da hier "Finanzfachleute" befragt werden. Der Indexwert oszilliert losgelöst von dem Rückgang weiterhin auf hohem Niveau und bietet keinen belastbaren Hintergrund, einen "Wirtschaftsblues" anzustimmen.

Wir nehmen das Ergebnis zur Kenntnis und freuen uns auf den IFO-Index …

Open in new window


Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per April erwartungsgemäß im Jahresvergleich um 1,5% nach zuvor 1,4% zu. der beigefügte Chart belegt eindrucksvoll den markanten Anstieg seit Juli 2009 ausgehend von -0,7%.

Open in new window


Die Handelsbilanz der Eurozone lieferte per März einen Aktivsaldo in Höhe von 4,5 Mrd. Euro. Die Prognose lag bei 4,8 Mrd. Euro. Der Vormonatswert wurde von +2,6 auf +2,4 Mrd. Euro revidiert. Das Chartbild verdeutlicht, daß die Eurozone im Gegensatz zu den USA in der Handelsbilanz mit Stabilität und Stetigkeit reüssiert!

Open in new window


Die US-Erzeugerpreise sanken per April im Monatsvergleich um -0,1%. Erwartet war eine Zunahme um 0,1%. Im Jahresvergleich übersetzte sich dieses Ergebnis in einen Anstieg um 5,4% nach zuvor 6,1%. Hier lag die Prognose bei 5,6%.

Open in new window


Die US-Neubaubeginne setzten mit einem Anstieg von zuvor 635.000 auf 672.000 Objekte in der annualisierten Darstellung einen positiven Akzent. Die Prognose lag bei 650.000. Dieser positive Akzent verblaßt jedoch bei Betrachtung des langfristigen Charts.

Open in new window


Weiteres Wasser in den Wein lieferte die Entwicklung der Baugenehmigungen. Hier kam es zu einem Rückgang um -11,5% von 685.000 auf 606.000 Objekte in der annualisierten Darstellung.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.2420 - 50 neutralisiert, respektive dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"