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Was will uns "Markit" sagen ?

24.04.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.29 Uhr) bei 1.3155, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3143 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 106.40, während EUR-CHF bei 1.2018 oszilliert.

Wir beginnen unseren heutigen Report mit einem Verweis auf die Ausfertigung des Forex Reports vom 26. März, in der wir die für uns irritierende Entwicklung der "Markit“-Daten analysierten.

Gestern wurde die erste "Flash-Schätzung“ von „Markit“ für die produzierende Wirtschaft in Deutschland veröffentlicht. Der neue Wert von 46.3 Punkten sank von zuvor 48.4 und damit so stark wie seit fast drei Jahren nicht mehr!

Ein Paukenschlag! Ausgelöst laut "Markit“ durch die Exporte, die wegen der Schuldenkrise im Euroraum eingebrochen sein sollen. "Markit“ sieht ein Überspringen der Krisensymptome der Peripherie-Staaten auf Deutschland und bringt das in den neuesten Zahlen deutlich zum Ausdruck.

Auch der "Markit PMI composite index“ - ein kombinierter Index aus Dienstleistungen und Industrie - wurde im April bei einem Wert von 50.9 nach zuvor 51.6 im März gesehen. Und da die deutschen Firmen dieser Entwicklung zeitnah Rechnung tragen, fiel auch der "employment index“ erstmals seit zwei Jahren auf 49.2 nach zuvor 51.7 im März.

Zur Erinnerung: Letzte Woche wurden der ZEW Index (Sentimentindex 23.4 nach zuvor 22.3, höchster Wert für den April seit Juni 2010), die Einschätzung der aktuellen Lage verbesserte sich ebenfalls (von 37.6 auf 40.7 Punkte) - gemessen. Dies jeweils entgegen den Einschätzungen der Analysten überraschend positiver!

Die IFO-Indices wurden Freitag vergangene Woche veröffentlicht und gaben auf breiter Front Anlass zu Optimismus. Das Geschäftsklima verbesserte sich auf 109.9 Punkte und erklimmt das höchste Niveau seit neun Monaten. Besonders stark zeigte sich - jetzt aufgepasst - die Industrie!

Nur nebenbei möchten wir noch erwähnen, dass die derzeitige Lage laut IFO-Befragten so gut wie seit sechs Monaten nicht ist und auch noch die Aussichten mit 102.7 auf sehr stabilem Niveau eingeschätzt werden.

Größer kann der Widerspruch zwischen der einen (ZEW, IFO) und anderen (Markit) Seite nicht sein!

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Der "Markit PMI" unterstellt bei Werten unter 50.0 Punkten eine Verringerung der Wirtschaftsleistung - demnach müsste es der deutschen produzierenden Wirtschaft schlechter gehen als noch im Dezember und Kontraktion die Unternehmen einbremsen. All dies stellen wir in keiner Weise fest und bekommen wir auch nicht in unseren zahlreichen Gesprächen mit Vertretern der Wirtschaft gespiegelt.

Liegt dieser Widerspruch in der Shortpositionierung gegenüber dem Euro aus NYC und London? Oder ist einfach die Stimmungslage innerhalb der Wirtschaft so unterschiedlich?

Oder liegt es vielmehr an der Umfragetiefe von "Markit" mit sportlichen 1000 Befragten im Gegensatz zu IFO mit 7000 quer durch die Bundesrepublik?

Die letzten Nachrichten vom IFW, die positiven Daten des Creditreform Mittelstandsberichts (bester Wert seit deutscher Wiedervereinigung) konnten die IFO und ZEW-Daten nicht flankieren. Gestern herrschte nach dem Rücktrittsgesuch des niederländischen Ministerpräsident Mark Rutte und der noch nicht entschiedenen Wahl in Frankreich starke Hektik. Viele Markteilnehmer gehen davon aus, dass der Fiskalpakt durch die drohenden Veränderungen verwässert wird. Daraufhin stießen viele ihre Wertpapiere ab und bescherten dem DAX einen Tagesverlust von 3,4%.

In diesem Fahrwasser muss der EUR/USD-Kurs gewöhnlich Federn lassen. Bis auf kleinere Rücksetzer blieb der EUR/USD-Kurs aber in seiner seit letzter Woche vorherrschenden Range von deutlich über 1,3110 aber klar unter 1,3200. Wir rechnen weiterhin mit Kursen in dieser Bandbreite, wobei immernoch bei einem Bruch der 1,3110 die Geschwindigkeit beschleunigt werden kann und bei EUR/USD dann die 1,3050 und 1,3000 in den Fokus rücken.

Heute stehen hauptsächlich amerikanische Daten im Blick der Öffentlichkeit. Ebenfalls interessant wird sein, wie die Auktion von niederländischen Anleihen (bis 2014/2037) in Höhe von 1,5/2,5 Mrd. EUR sowie von spanischen Geldmarktpapieren verläuft. Nachdem wir gestern ein neues Rekordhoch im Bundfuture von 141.37 und ein Rekordtief bei den BUNDS bei 1,55% gesehen haben, erwarten wir hier eine leichte Entspannung.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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