Holland(e) sorgt für schlechte Stimmung an den Märkten
24.04.2012 | Eugen Weinberg
Der CRB-Rohstoffindex ist gestern zwischenzeitlich auf das niedrigste Niveau seit vier Monaten gefallen. Damit werden Erinnerungen wach an die letzten beiden Jahre. Sowohl 2010 als auch 2011 sind die Rohstoffpreise Ende April/Anfang Mai jeweils deutlich unter Druck geraten. Vor zwei Jahren fielen die Preise binnen weniger Tage um 6%, im vorigen Jahr sogar um 9%.
Auslöser war in beiden Fällen ein Anstieg der Risikoaversion. Da die Preise seit Ende Februar bereits um 7,5% gefallen sind, ist das Korrekturpotenzial zwar geringer als vor einem Jahr. Angesichts zahlreicher politischer Risikofaktoren (Wahlen in Frankreich und Griechenland, Regierungskrise in den Niederlanden), steigender Renditen in den Euro-Peripherieländern und neuer Konjunktursorgen kann aber auch diesmal ein weiterer Preisrückgang ähnlich zu 2010 nicht ausgeschlossen werden.
Energie
Politische Unsicherheit und schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone haben zu einem Anstieg der Risikoaversion geführt und den Ölpreis gestern zeitweise unter die Marke von 118 USD je Barrel fallen lassen. Die leichte Preiserholung seither ist größtenteils auf die latenten Angebotsrisiken zurückzuführen. So ist die Ölproduktion im Buzzard-Ölfeld in der Nordsee nach einem Zwischenfall unterbrochen. Normalerweise werden im Buzzard-Ölfeld täglich 200 Tsd. Barrel Forties-Rohöl gefördert, welches Hauptbestandteil der Brent-Familie ist.
Allerdings soll die Produktion in den nächsten zwei Tagen wieder aufgenommen werden. Nach Japan und China hat nun auch Südkorea seine Öleinfuhren aus dem Iran deutlich reduziert. Im März beliefen sich die Importe auf 155 Tsd. Barrel pro Tag, was einem Rückgang um 40% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies wurde durch höhere Lieferungen aus Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgeglichen. Zu Angebotsengpässen ist es also nicht gekommen. Der Ölpreis dürfte angesichts der vorherrschenden Belastungsfaktoren unter Druck bleiben.
Edelmetalle
Gold zeigt sich weiter von seiner schwachen Seite. Mit gut 1.620 USD je Feinunze wurde gestern zwischenzeitlich ein 2½-Wochentief erreicht. Der Preisrückgang ging mit Abflüssen aus den Gold-ETFs einher. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Abflüsse von gut vier Tonnen. Im Vorfeld des heute stattfindenden hinduistischen Festes "Akshaya Tritiya" in Indien scheint zwar laut Händlern die lokale Goldnachfrage angezogen zu haben, dies hatte aber offensichtlich keine Auswirkungen auf den Weltmarktpreis.
Silber war gestern mit einem Minus von 2,6% der größte Verlierer unter den Edelmetallen und fiel kurzzeitig auf ein 3-Monatstief von 30,5 USD je Feinunze. Neben der allgemein schlechten Stimmung an den Märkten waren umfangreiche ETF-Abflüsse für den Preisrückgang verantwortlich. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern Abflüsse von 630 Tonnen. Dies waren die höchsten jemals verzeichneten Abflüsse seit Beginn der Datenreihe im April 2006.
Industriemetalle
Die Metallpreise waren gestern die größten Verlierer unter den Rohstoffpreisen und gaben teilweise deutlich nach. Kupfer rutschte zwischenzeitlich unter die Marke von 8.000 USD je Tonne und Aluminium markierte mit 2.050 USD je Tonne ein 3½-Monatstief. Aufgrund der aktuell zahlreichen Risiken und der sich verschlechternden Stimmung an den Märkten dürften die Metallpreise zunächst weiter unter Druck stehen.
Wie die neuesten Daten des Weltstahlverbands zeigen, ist die globale Stahlproduktion im März im Vergleich zum Vorjahr um 1,8% auf 132,2 Mio. Tonnen gestiegen. Gegenüber dem Vormonat entspricht dies sogar einem Plus von 9,4%. Der Anstieg wurde insbesondere von China und den anderen großen asiatischen Produzenten (Japan, Indien, Südkorea) getragen. Dagegen kam es in der EU zu einem deutlichen Produktionsrückgang.
Die Kapazitätsauslastung der Stahlhersteller erreichte auf globaler Basis mit 81,1% den höchsten Wert seit neun Monaten. Damit steigt allerdings das Überangebot weiter an - auch bedingt durch eine nach wie vor verhaltene Nachfrage. Dies macht sich in den verschiedenen Stahlpreisen bemerkbar. Während sich der Preis für warmgewalzten Stahl auf niedrigem Niveau zu stabilisieren scheint, fällt der Preis für LME-Stahl auf 500 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit 18 Monaten. Im aktuellen Marktumfeld dürfte der Preisrückgang zunächst weitergehen.
Agrarrohstoffe
Die meisten Agrarmärkte konnten sich gestern dem schwachen Marktumfeld weitestgehend entziehen. Der Zuckerpreis notierte hingegen mit 21,9 US-Cents je Pfund zum Handelsschluss etwas schwächer. Laut Aussage eines Vertreters der Internationalen Zucker Organisation (ISO) wird der weltweite Überschuss im Zuckermarkt in der Saison 2011/12 über 6 Mio. Tonnen betragen, im Februar wurden noch 5,2 Mio. Tonnen erwartet.
Grund für die Aufwärtsrevision ist ein höher als erwartetes Angebot, welches von der ISO um 1 Mio. auf 174 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurde. Auch im Erntejahr 2012/13 dürfte der globale Zuckermarkt einen beträchtlichen Überschuss von 3 Mio. Tonnen aufweisen. Dies ist insbesondere auf Indien zurückzuführen. Das Land dürfte laut der Vereinigung der indischen Zuckerproduzenten mindestens 25 Mio. Tonnen Zucker produzieren und davon mindestens 3 Mio. Tonnen exportieren. Angesichts dieser Perspektiven sieht die ISO keinen fundamentalen Grund für steigende Zuckerpreise.
Bei Kaffee Arabica hat sich die pessimistische Marktmeinung der spekulativen Finanzanleger noch weiter erhöht. So wurden die Netto-Short-Positionen der an der ICE in New York gehandelten Kaffeesorte um rund 8,3 Tsd. auf 16,1 Tsd. Kontrakte fast verdoppelt und erreichten damit den höchsten Stand seit Mai 2007. Dies kann erklären, warum der Arabica-Preis in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit Oktober 2010 gefallen ist.
Auslöser war in beiden Fällen ein Anstieg der Risikoaversion. Da die Preise seit Ende Februar bereits um 7,5% gefallen sind, ist das Korrekturpotenzial zwar geringer als vor einem Jahr. Angesichts zahlreicher politischer Risikofaktoren (Wahlen in Frankreich und Griechenland, Regierungskrise in den Niederlanden), steigender Renditen in den Euro-Peripherieländern und neuer Konjunktursorgen kann aber auch diesmal ein weiterer Preisrückgang ähnlich zu 2010 nicht ausgeschlossen werden.
Energie
Politische Unsicherheit und schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone haben zu einem Anstieg der Risikoaversion geführt und den Ölpreis gestern zeitweise unter die Marke von 118 USD je Barrel fallen lassen. Die leichte Preiserholung seither ist größtenteils auf die latenten Angebotsrisiken zurückzuführen. So ist die Ölproduktion im Buzzard-Ölfeld in der Nordsee nach einem Zwischenfall unterbrochen. Normalerweise werden im Buzzard-Ölfeld täglich 200 Tsd. Barrel Forties-Rohöl gefördert, welches Hauptbestandteil der Brent-Familie ist.
Allerdings soll die Produktion in den nächsten zwei Tagen wieder aufgenommen werden. Nach Japan und China hat nun auch Südkorea seine Öleinfuhren aus dem Iran deutlich reduziert. Im März beliefen sich die Importe auf 155 Tsd. Barrel pro Tag, was einem Rückgang um 40% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies wurde durch höhere Lieferungen aus Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgeglichen. Zu Angebotsengpässen ist es also nicht gekommen. Der Ölpreis dürfte angesichts der vorherrschenden Belastungsfaktoren unter Druck bleiben.
Edelmetalle
Gold zeigt sich weiter von seiner schwachen Seite. Mit gut 1.620 USD je Feinunze wurde gestern zwischenzeitlich ein 2½-Wochentief erreicht. Der Preisrückgang ging mit Abflüssen aus den Gold-ETFs einher. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, Abflüsse von gut vier Tonnen. Im Vorfeld des heute stattfindenden hinduistischen Festes "Akshaya Tritiya" in Indien scheint zwar laut Händlern die lokale Goldnachfrage angezogen zu haben, dies hatte aber offensichtlich keine Auswirkungen auf den Weltmarktpreis.
Silber war gestern mit einem Minus von 2,6% der größte Verlierer unter den Edelmetallen und fiel kurzzeitig auf ein 3-Monatstief von 30,5 USD je Feinunze. Neben der allgemein schlechten Stimmung an den Märkten waren umfangreiche ETF-Abflüsse für den Preisrückgang verantwortlich. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern Abflüsse von 630 Tonnen. Dies waren die höchsten jemals verzeichneten Abflüsse seit Beginn der Datenreihe im April 2006.
Industriemetalle
Die Metallpreise waren gestern die größten Verlierer unter den Rohstoffpreisen und gaben teilweise deutlich nach. Kupfer rutschte zwischenzeitlich unter die Marke von 8.000 USD je Tonne und Aluminium markierte mit 2.050 USD je Tonne ein 3½-Monatstief. Aufgrund der aktuell zahlreichen Risiken und der sich verschlechternden Stimmung an den Märkten dürften die Metallpreise zunächst weiter unter Druck stehen.
Wie die neuesten Daten des Weltstahlverbands zeigen, ist die globale Stahlproduktion im März im Vergleich zum Vorjahr um 1,8% auf 132,2 Mio. Tonnen gestiegen. Gegenüber dem Vormonat entspricht dies sogar einem Plus von 9,4%. Der Anstieg wurde insbesondere von China und den anderen großen asiatischen Produzenten (Japan, Indien, Südkorea) getragen. Dagegen kam es in der EU zu einem deutlichen Produktionsrückgang.
Die Kapazitätsauslastung der Stahlhersteller erreichte auf globaler Basis mit 81,1% den höchsten Wert seit neun Monaten. Damit steigt allerdings das Überangebot weiter an - auch bedingt durch eine nach wie vor verhaltene Nachfrage. Dies macht sich in den verschiedenen Stahlpreisen bemerkbar. Während sich der Preis für warmgewalzten Stahl auf niedrigem Niveau zu stabilisieren scheint, fällt der Preis für LME-Stahl auf 500 USD je Tonne und damit den tiefsten Stand seit 18 Monaten. Im aktuellen Marktumfeld dürfte der Preisrückgang zunächst weitergehen.
Agrarrohstoffe
Die meisten Agrarmärkte konnten sich gestern dem schwachen Marktumfeld weitestgehend entziehen. Der Zuckerpreis notierte hingegen mit 21,9 US-Cents je Pfund zum Handelsschluss etwas schwächer. Laut Aussage eines Vertreters der Internationalen Zucker Organisation (ISO) wird der weltweite Überschuss im Zuckermarkt in der Saison 2011/12 über 6 Mio. Tonnen betragen, im Februar wurden noch 5,2 Mio. Tonnen erwartet.
Grund für die Aufwärtsrevision ist ein höher als erwartetes Angebot, welches von der ISO um 1 Mio. auf 174 Mio. Tonnen nach oben revidiert wurde. Auch im Erntejahr 2012/13 dürfte der globale Zuckermarkt einen beträchtlichen Überschuss von 3 Mio. Tonnen aufweisen. Dies ist insbesondere auf Indien zurückzuführen. Das Land dürfte laut der Vereinigung der indischen Zuckerproduzenten mindestens 25 Mio. Tonnen Zucker produzieren und davon mindestens 3 Mio. Tonnen exportieren. Angesichts dieser Perspektiven sieht die ISO keinen fundamentalen Grund für steigende Zuckerpreise.
Bei Kaffee Arabica hat sich die pessimistische Marktmeinung der spekulativen Finanzanleger noch weiter erhöht. So wurden die Netto-Short-Positionen der an der ICE in New York gehandelten Kaffeesorte um rund 8,3 Tsd. auf 16,1 Tsd. Kontrakte fast verdoppelt und erreichten damit den höchsten Stand seit Mai 2007. Dies kann erklären, warum der Arabica-Preis in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit Oktober 2010 gefallen ist.