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Euro verliert erneut an Boden - Spaniens "Caja"-Probleme nun im Fokus!

25.05.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2285 (07.35 Uhr), nachdem im frühen europäischen Geschäft Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden 1.2273 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 89.95 EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 110.45, während EUR-CHF bei 1.4270 oszilliert.

Die Eurozone kommt nicht zur Ruhe. In den USA können Banken pleite gehen als gäbe es keinen nächsten Tag. Im laufenden Jahr stellt sich die Anzahl gescheiterter Institute auf 73 Banken. Das nimmt man bestenfalls noch unwillig zur Kenntnis und verweigert gleichzeitig jedwede sinnvolle Diskontierung.

Wenn in Spanien ähnliche Situationen anstehen, steht die Welt Kopf und bemüht sich, eine Extremsituation unter lautem analytischen Getöse zu extrapolieren, obwohl das Problem in Spanien sauber adressiert wird.

Wenn Italien Restrukturierungen von mehr als 27 Mrd. Euro plant, wird es von der Analystengemeinde ignoriert.

Wenn die britische Regierung Sparmaßnahmen von gut 6 Mrd. GBP in Angriff nimmt, einer Größenordnung, die nicht ansatzweise den britischen Haushaltproblemen angemessen ist, dann wird das auch von deutschen Analysten abgefeiert und davon fabuliert, daß die Haushaltspläne Osbornes den Markt überzeugen.

An beiden Beispielen soll verdeutlicht werden, daß derzeit eine Asymmetrie der Bewertung in gröbster Form gegeben ist.

Es steht außer Frage, daß die Restrukturierungen in der Eurozone dazu führen werden, daß das Wachstum in den betreffenden Ländern Südeuropas unterproportional ausfällt oder sogar Rezessionen in diesen Ländern verlängert werden. Diese strukturelle Gesundung in der Diskontierung zu ignorieren und nur auf die Wachstumseinbußen eine Diskontierung abzustellen, ist sachlich mehr als fragwürdig.

Fakt ist andererseits, daß die Zahlen aus der gesamten Eurozone bisher grundsätzlich positiv überraschten. Vor diesem Hintergrund sind die Einlassungen von Posen oder Sengoku durchaus erstaunlich. Bank of Englands Posen sagte, daß die Aussichten für ein starkes Wachstum der Wirtschaft der Eurozone gering seien. Auch der japanische Strategieminister Sengoku erwartet keine schnelle Erholung der Wirtschaft der Eurozone.

Schauen wir einmal auf die heutigen Daten zum europäischen Auftragseingang. Zuletzt konterkarierten die Daten der Eurozone die von beiden Herren geäußerten Sichtweisen!

Mithin nehmen wir diese Reaktionsmuster zur Kenntnis und verweisen auf Herrn Blanchard vom IWF. Blanchard, Chefökonom des IWF, sagte, daß der IWF gemeinsam mit der EU bis zu 1 Billion Euro mobilisieren können, was mehr als ausreichend sei, den Euro zu unterstützen. Nicht, daß wir uns eine derartige Hilfestellung wünschen würden, aber die Bereitschaft sollte den Protagonisten Gedankenfutter liefern, die derzeit eine übermütige Lust an der Spekulation gegen den Euro empfinden.

Das deutsche BIP lieferte per 1. Quartal mit einem Anstieg um 0,2% im Quartalsvergleich eine Punktlandung. Das 4. Quartal 2009 wurde von 0,0% auf +0,2% revidiert, so daß auch hier eine positive Überraschung in der Gesamtbetrachtung zu vermelden war.

Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,7% nach zuvor -1,5%. Die Erholung der deutschen Wirtschaft setzt sich fort.

Einige meiner Kollegen bemühen sich, den Ausblick für das deutsche Wachstum klein zu reden und verweisen dabei auf ein mögliches Ende des Lagerzyklus und auslaufende deutsche Konjunkturprogramme.
  • Fakt ist, daß die deutsche Wirtschaft am Zyklus der Weltwirtschaft hängt. Das deutsche Konjunkturprogramm ist nicht der wesentliche Katalysator!

  • Fakt ist, daß der Lageraufbau bisher bestenfalls als halbherzig bezeichnet werden kann und damit ein Ende nicht kurzfristig absehbar ist.

Wir verweisen darüber hinaus auf unsere Ausarbeitung per Februar 2010 zum Investitionsgüterzyklus und bleiben bei der Aussage, daß es in diesem Sektor zu nachhaltigen positiven Überraschungen im weiteren Jahresverlauf kommen wird.

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Der deutsche IFO-Geschäftsklimaindex sank per Mai unwesentlich von 101,6 auf 101,5 Punkte.
Die Prognose lag bei 102,0 Zählern.

Wesentlich für den marginalen Rückgang war die Erwartung der Geschäftslage, die von 104,0 auf 103,7 Punkte sank. Bezüglich der aktuellen Marktirritationen im Rahmen der Defizitdebatte ist diese Reaktion als Ausdruck von Nervenstärke interpretierbar. Sie ist auch interpretierbar als Ausdruck dafür, daß die Realwirtschaft solider läuft, als es unsere Finanzmarktexperten unterstellen.

Die Bewertung der aktuellen Lage unterstützt diese Einschätzung. Hier kam es zu einem Anstieg von 99,3 auf 99,4 Punkte.

Der Blick auf den langfristigen Chart belegt, daß hier von einer kritischen Entwicklung nicht gesprochen werden kann.

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Der "Chicago Fed National Activity Index" (Sammelindikator aus 85 Indikatoren) legte per April von zuvor 0,13 auf 0,29 Punkte zu und bewegt sich damit den zweiten Monat in Folge im positiven Terrain.

Der beigefügte Chart belegt, daß der Index nun ein Niveau gefunden hat, das von einem stabilisierten Wachstumsszenario geprägt ist.

Zu bedenken bleibt, daß dieses Wachstum von einem Budgetdefizit in Höhe von circa 10% des BIP als auch von real negativen Zinsen (Fed Funds - CPI = -2,1%) eingekauft wird. Mithin ist die Qualität des Wachstums schlicht weg und ergreifend im höchsten Maße Besorgnis erregend.

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Der Absatz bereits zuvor genutzter Immobilien stellte sich per April in der annualisierten Darstellung auf 5,77 Mio. Objekte. Der Anstieg hat mit der Beendigung von Steuersubventionen für den Immobilienerwerb zu tun. Mithin ist es interessant, von hier aus die weitere Entwicklung zu verfolgen, da Vorzieheffekte das Bild in den vergangenen Monaten wesentlich verzerrt haben.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2130 - 1.2670 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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