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Nervöse Volatilität dominiert - Klartext zu "Moody’s … - Europas Daten glänzen …

26.05.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2280 (07.45 Uhr), nachdem im europäischen Geschäft zunächst Tiefstkurse bei 1.2178 und im weiteren Verlauf im asiatischen Geschäft Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden 1.2388 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 90.20 EUR-JPY stellt sich in der Folge auf 110.75, während EUR-CHF bei 1.4260 oszilliert.

Die Volatilität bleibt an den Devisenmärkten sehr hoch. In den letzten 24 Handelsstunden ergab sich eine Bandbreite im EUR-USD Handel zwischen 1..2178 - 1.2388. Auffällig ist dabei, daß die Erholungen kurz ausfallen und die erhöhten Niveaus nicht gehalten werden können. Unverändert ist die Bereitschaft als hoch zu klassifizieren, den Euro in Stärke abzuverkaufen.

Das Thema Staatsdefizite spielt eine prominente Rolle in der Bewertung am Devisenmarkt. Diesbezüglich sind die jüngsten Aussagen von Moody’s zum Rating der USA von hervorgehobenem Interesse.

Moody’s gab bekannt, daß der stabile Ausblick des AAA Ratings der USA beibehalten wird. Das nehmen wir erstaunt zur Kenntnis. Beabsichtigt die US-Regierung doch laut Präsident Obama bis 2020, eine aggressive Neuverschuldungspolitik fortzusetzen.

Das Verhältnis der öffentlichen Verschuldung zum BIP würde in den USA massiv zunehmen und höher ausfallen als in anderen AAA bewerteten Ländern, schreibt Moody’s. In der Tat, die USA werden per Ende 2010 bei circa 94% Staatsverschuldung stehen und weitere neun Jahre mächtig Defizitgas geben.

Interessant, daß Moody’s zumindest erkennt, daß das US-Defizit damit dramatischer ausfallen wird als in anderen AAA bewerteten Ländern.

Wir erinnern uns daran, daß auch die Bewertung Enrons erst angepaßt wurde, als es zu spät war. Zum Glück hat Moody’s ja wenigstens bei den im nominalen Vergleich Defizitzwergen Griechenland und weiteren Südeuropäern so schnell und so unbestechlich gehandelt, so daß der eigentliche Defizitsünder den größten Nutzen dieser Bewertungsarie davonträgt …

Ein Schelm, der sich bei diesen Verhaltensweisen Gedanken macht ….

O-Ton Moody’s: Das Rating der USA könne unter Druck kommen, sofern nicht Maßnahmen getroffen würden, das Verschuldungsniveau und die Zinskosten zu stabilisieren.

Hört Moody’s der US-Regierung nicht zu? Im Februar gab es Klartext! Hohe Neuverschuldung bis 2020!

Die US-Wirtschaft braucht aktuell 10% Neuverschuldung und -2% real negativer Zins, also einen Input von 12%, um 3% Output fragwürdiger Qualität (BIP-Wachstum) zu produzieren. Spielen diese Fakten alle keine Rolle? Oder anders gefragt, spielen derartige Fakten nur eine Rolle in der Bewertung europäischer Länder?

Wie sagt der britische Finanzfreund: "The writing is on the wall!" Wir betonen in unserer Adresse an Moody’s: "You better watch the wall!"

An dieser Stelle wird einmal mehr deutlich, daß es vollkommen Ziel führend ist, europäische Pendants am Ratingmarkt zu etablieren, die nicht primär US-Interessen vertreten, sondern in unanfechtbarer Art und Weise ihren Aufgaben nachkommen.

Als Beispiel für die zuvor thematisierte Anfechtbarkeit sei das Thema "Österreich/Osteuropa 2009" angeführt. Nachdem der Schaden für Europa angerichtet war, kam die Entschuldigung unserer Ratingfreunde aus den USA ….
Ein Schelm, der ….


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen des Datenkalenders zu:

Der Auftragseingang der Industrie der Eurozone lieferte per Berichtsmonat Mai ein sensationelles Ergebnis.

Die bei +2% Zuwachs im Monatsvergleich angesiedelte Prognose wurde mit +5,2% massiv überboten. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von +1,5% auf +1,9% nach oben revidiert. In der Folge ergab sich im Jahresvergleich ein Anstieg um 19,8%. Die Prognose lag bei lediglich +14,6%.

Hatten diese Spitzendaten Auswirkungen auf die Gemütslage am Finanzmarkt. Nein, auch dieser Datensatz fiel der asymmetrischen Wahrnehmung zum Opfer.

Der beigefügte Chart verdeutlich, daß das aktuell Indexniveau von knapp 111 Punkten historisch als kommod bezeichnet werden darf.

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Aus den USA folgte der „S&P Case/Shiller Home Price Index“ per Berichtsmonat März. Es ergab sich ein Preisanstieg im Jahresvergleich auf Basis des 20-Städtevergleichs um 2,4%, der den stärksten Anstieg seit Oktober 2006 markiert.

Gleichwohl ergab sich auch Wasser im Wein, da im Monatsvergleich ein Rückgang um -0,5% negativ überraschte.

Vor dem Hintergrund, daß Steuersubventionierung zuletzt Hausverkäufe und Preisbildung positiv beeinflußten und diese Steueranreize nun auslaufen, besteht ein Rückschlagsrisiko. Nachfolgender Chart muß unter dem Aspekt der Basiseffekte zum Vorjahr interpretiert werden. Nach den massiven Preiseinbrüchen ist eine Bodenbildung gegeben. Das ist die Quintessenz, mehr nicht.

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Das von uns immer wieder als zu volatil gebrandmarkte Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" wurde seinem Ruf mit einem unerwarteten Anstieg von zuvor 57,7 (revidiert von 57,9) auf 63,3 Punkte gerecht. Die Prognose lag bei 59 Zählern.

In der Phase zwischen Januar 2010 ausgehend von 56,5 Punkten über einen Einbruch per Februar auf 46,4 Zähler kam es nun zu einem Anstieg auf 63,3 Punkte, das entspricht einer Schwankungsbandbreite von mehr als 36%.

Der von uns favorisierte "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" hatte in diesem Zeitraum eine Schwankungsbandbreite von -41 bis -50 Punkte, was knapp 22% entspricht. Diese Daten unterstreichen unsere Präferenz, die sich am Begriff Nachhaltigkeit orientiert.

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Der "Richmond Fed Manufacturing Survey" sank per Mai von zuvor 30 auf 26 Punkte. Damit wurde der starke Anstieg des Vormonats von 6 auf 30 Punkte nur marginal korrigiert. Die Subindices spiegelten den Rückgang des Gesamtindex in angemessener Form.

Der Bereich Produktion bleibt derzeit ein Paradepferd und ist Ausdruck der stabilen Aufwärtsdynamik der globalen Konjunktur, die bisher (und auch voraussichtlich zukünftig) losgelöst von der Gewitterfront der Staatsdefizite reüssiert.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2130 - 1.2670 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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