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Die Ungarn-Connection

02.06.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
Die Österreichische Nationalökonomie (Austrian School of Economics) führt ihre Anfänge auf die Herausgabe eines schmalen Bandes zurück, der im Jahre 1871 veröffentlicht wurde: Grundsätze der Volkwirtschaftslehre von Carl Menger (englischer Titel: The Principles of Economics). Das Adjektiv "österreichisch", aufgebracht von der deutschen Schule des Historizismus, war dabei eigentlich abwertend gemeint und sollte Mengers Vorstellungen von einer Wirtschaftswissenschaft lächerlich machen, die sich, nach dem Vorbild der Logik und der Mathematik, auf axiomatische Annahmen stützt. Etymologisch trägt das Wort "österreichisch" die Bedeutung "aus dem Osten stammend" in sich, im Begriff "Österreichische Wirtschaftsschule" klingt also auch "Orientalische Wirtschaftsschule" an - sprich eine Art Voodoo-Ökonomie.

Die deutschen Ökonomen hätten genauso auch "Österreichisch-Ungarische Wirtschaftschule" sagen können, da Ungarn noch weiter östlich liegt als Österreich, zudem war Österreich-Ungarn im Jahr 1871 eine Doppelmonarchie; die beiden Länder teilten sich nicht nur einen Monarchen, sondern auch viele wichtige politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche sowie kulturelle Institutionen und Traditionen.

Diese Verbindung zu Ungarn wird gerade in beträchtlichem Maße durch einen Bruch an der Basis der sogenannten österreichischen Schule wiederbelebt - einem Bruch, der im 21. Jahrhundert stattfand. Ich habe an der Martineum Academy in Szombathely (Ungarn) Konferenzen in der österreichischen Tradition und im Geiste Carl Mengers abgehalten. Auf meiner Webseite www.professorfekete.com habe ich Kurzfassungen von Seminaren veröffentlicht, die an der jetzt nicht mehr existierenden Gold Standard University gehalten wurden. Aufgrund meiner Bestrebungen wurde und werde ich durch engstirnige "amerikanische Österreicher" vom Ludwig von Mises Institute in Auburn (Alabama) bloßgestellt und niedergemacht.

Für mich ist dieser Bruch in jeder Hinsicht unglücklich, er kommt zudem zu einem der kritischsten Zeitpunkte überhaupt, da das Geldsystem Anzeichen einer fortgeschrittenen senile dementia sowie physischer Verfallserscheinungen aufweist. Für Studenten des Goldstandards wäre das wohl die beste Gelegenheit gewesen, die Reihen zu schließen, die Kräfte zu bündeln und eine Rückkehr zum einzigen Geldsystem zu fordern, das sich wirklich um wirtschaftliche Stabilität, Frieden und Wohlstand kümmert. Sie hätten ihre Spitzfindigkeiten außen vor lassen und stattdessen eine gemeinsame Plattform vorweisen müssen, um der Welt grundlegende Anleitung zu geben, wie jetzt vorzugehen sei. Das sollte aber nicht sein.

Doch aufgrund der Dringlichkeit habe ich mich für einen Neustart und die Gründung einer neuen Schule in Budapest, wo ich lebe, entschieden, welche den stolzen Namen New Austrian School of Economics trägt. Meine erste Amtshandlung ist nun, die ehrlich gemeinten Kooperationsangebote an die amerikanischen Vertreter der Österreichischen Schule auszuweiten, sobald sie sich bereit zeigen, Adam Smiths Real Bill Doctrine (Doktrin goldgedeckter Wechsel) als stichhaltige Theorie, die auch sehr im Geiste Mengers steht, zu betrachten.


Die Geldmengentheorie

Es ist sehr schade, dass der junge Ludwig von Mises an der Geldmengentheorie festhielt und auch während der späteren Jahre niemals fähig war, sich aus ihren Fängen zu reißen. Dieser Umstand ließ ihn von Adam Smiths Real Bill Doctrine abkommen - und die letztere impliziert die Ablehnung der ersteren. Trotz dieses Fehlers betrachte ich ihn immer noch als einen der größten Ökonomen des 20. Jahrhunderts. Aber ein undiskutiertes und unantastbares Erbe Mises darf nicht unser Leitfaden im 21. Jahrhundert sein, gerade wenn sich die Geldmengentheorie so spektakulär selbstzerstörerisch gestaltet, was sich anhand der Zweiten Großen Depression, die 80 Jahre nach der ersten im Jahr 2009 begonnen hat, beobachten lässt.


Die Tempelreinigung

Die Real Bills Doctrine Adam Smiths besagt in aller Kürze Folgendes: Kurzlaufende, auf Gold gezogene Wechsel - bestimmt für die dringendst benötigten Güter, welche sich schnell genug auf dem Weg zum Gold-zahlenden Konsumenten befinden - sind zum spontanen monetären Umlauf fähig, ohne dass seitens der Staaten oder Banken Impulse gegeben oder andere Hilfsinstrumente benötigt werden. Die Zirkulation von Wechseln ist in der Tat unter völligem Ausschluss aller Banken möglich. Ein solches System der Finanzierung von Produktion und Handel sans banques könnte tatsächlich vor unseren Augen wiederauferstehen - aus der Asche der uneinlösbaren Währung. Während der ersten zehn Jahre dieses Jahrhunderts haben sich Regierungen und Banken in den Augen der Öffentlichkeit komplett diskreditiert, denn sie steuerten das Schiff des Weltwährungssystems in die Klippen. Sollten die Banker die Frechheit besitzen und nach dem Schiffbruch wieder auftauchen, um ihre Zelte aufzuschlagen, dann wird sich das Volk erheben und sie davon jagen - so wie Jesus in der berühmten Szene "Die Tempelreinigung" (Markus 11:15-19, Mattheus 21:12-17, Lukas 19:45-48 und Johannes 2:12-25) die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieb.

Das biblische Lehrstück, bestätigt durch alle vier Evangelisten, ist klar: Soziales Miteinander ist durchaus auch ohne Banken möglich. Ein fataler Fehler wurde begangen, als die spontane Zirkulation der in Gold fälligen Wechsel aus der Finanzierung des Welthandels verbannt wurde. Damit wurde nicht nur die Nichteinlösung von Zahlungsversprechen der Banker begünstigt, sondern auch der Umstand, dass deren nie fällig werdender aber ständig wachsender Schuldenberg in den Geldstatus erhoben wurde.




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