Die Ungarn-Connection
02.06.2010 | Prof. Antal E. Fekete
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Die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit, die es jemals gabDie Kombination aus Goldstandard und Handel mit Wechseln würde auf der Welt für ein Wirtschaftswunder sorgen, das weitaus größer ausfallen würde als das Ludwig Erhardts in Deutschland nach 1949. Der Fluch der Handelsdefizite würde verschwinden. Selbst wenn ein Land unter einer großen Naturkatastrophe zu leiden hätte, zum Beispiel der Ausfall einer Jahresernte, so würde daraus nicht zwangsläufig ein Handelsdefizit folgen müssen. Der Diskontsatz des betroffenen Landes würde sofort in die Höhe schießen. Dieses Land wäre somit das beste Land der Welt, wo man solche Wechsel ziehen würde. Dies wiederum würde unmittelbar einen Zufluss kurzfristigen Kapitals generieren - in Form dringendst benötigter Konsumgüter. Kein Land müsste dann noch bei anderen Staaten um Almosen betteln gehen. Die Überschussländer sähen sich nun - in Folge der größeren Nachfrage, die sich anhand des höheren Diskontsatzes im Ausland zeigt - veranlasst, Gold abzustoßen.
Strukturelle Arbeitslosigkeit würde verschwinden, da sie schon vor der chronischen Phase durch höhere Diskontsätze in Gebieten mit sinkendem Arbeitsplatzangebot verhindert würde. Die höheren lokalen Diskontsätze würden für einen von Zufluss Fertig- und Halbfertigerzeugnissen aus den umliegenden Gebieten sorgen. Verarbeitung und Verteilung dieser Güter würde so viele Jobs wie nötig schaffen. Die beste "Arbeitslosenversicherung", die es jemals gab, ist der Goldstandard plus entsprechenden Handel mit Wechseln. Und so funktionierte auch die Weltwirtschaft vor 1914 und so würde sie auch nach 1918 funktionieren haben, hätten die Siegermächte den Verstand bewiesen, eine Neuauflage des multilateralen Handels und der Zirkulation von real bills zuzulassen.
Finger weg von staatlichen Wechseln
Der Staat muss nichts weiter machen, als Gold via nationale Prägeanstalt wieder in Umlauf zu bringen und den Handel mit real bills gegen Betrug zu schützen. An den Wechselmärkten aufgebrachtes Kapital ist öffentliches Kapital, das wie jede andere Form des öffentlichen Kapitals vor Missbrauch geschützt werden muss. Ich möchte an dieser Stelle nur drei Formen des Missbrauchs anführen: (1) das Ziehen von mehr als einem Wechsel auf dieselbe Warenlieferung; (2) das erneute Ziehen eines weiteren Wechsels vor dem Auslaufen des alten, auf dieselbe unverkaufte Lieferung; (3) die Finanzierung von Güterlagern in Erwartung einer Preissteigerung zum Zeitpunkt der Ausstellung des Wechsels
Wechsel, die für Waren mit dringendster Nachfrage gezogen werden und die sich schnell genug zum endgültigen Gold-zahlenden Konsumenten bewegen, sind fähig, monetäre Zirkulation aus eigener Kraft und eigenen Stücken anzutreiben, ganz gleich ob nun Banken zur Monetisierung bereit stehen würden oder nicht. Aber sollte sie bereitstehen, so müsste es von Gesetzes wegen verboten werden, dass Banken kurzfristig leihen, um langfristig zu verleihen. In der Praxis würde das bedeuten, dass es Banken verboten wäre, kurzfristige Warenkredite bei Fälligkeit überzurollen. Kreditinstituten oder Geschäftsbanken muss es zudem verboten sein, mit dem Aussteller des Wechsels zu konspirieren. Werden Güterbestände in Erwartung steigender Preise vom Handel ferngehalten, darf dies nur durch eine Effektenbank (Investmentbank) finanziert werden - nie durch eine Geschäftsbank. Diese zwei Bankentypen müssen per Gesetz strikt voneinander getrennt werden. Geschäftsbanken muss es ebenso verboten sein, in Ziegel oder Mörtel zu investieren. In der Praxis bedeutet das, "Hände weg" von Hypotheken.
"Hände weg" auch von staatlichen Wechseln (Treasury bills), außer für die Kapitalbilanz. Wir alle wissen, dass Menschen auch morgen noch essen, sich kleiden und besohlen wollen. Deswegen gehören die Wechsel auch zu den sichersten, Ertrag bringenden Anlagen. Wir alle wissen auch, dass Menschen erst dann Steuern zahlen, wenn sie gegessen haben, gekleidet und besohlt sind. Und deswegen sind real bills als Ertrag bringende Anlagen auch den staatlichen Wechseln überlegen.
Der Fluch der Vergreisung
Die Goldnachfrage hat einen Aspekt, der unserer Generation unbekannt ist, obgleich er vor einhundert Jahren allgegenwärtig war: den Abruf von Goldgewinnen in Gold. Gold trug zwei Funktionen: Wenn man wollte, war Gold Vermögen, ansonsten eben auch ein direkter Ertrag (income). Zudem war das Hinundherwechseln zwischen beiden Funktionen kinderleicht - es lief über die Einrichtung des Wechselmarktes. Die Möglichkeit, Goldgewinne zu Erträgen in Gold zu machen, fehlt in der heutigen Welt. Der Grund ist die neurotische Einstellung dem Gold gegenüber, die von den Medien und durch die akademische Welt befördert wird.
Das Abgeld (Disagio), das durch Halten der real bills bis zum Fälligkeitsdatum verdient wird, ist er sicherste Weg, Erträge in Gold zu generieren. Der ebenfalls sicherste Weg, diese Erträge wieder zurück in Gold zu konvertieren, führt wiederum über den Verkauf von real bills aus dem Portfolio.
Aber warum ist das Hinundherwechseln zwischen Gold als Vermögen und Gold als Ertrag so wichtig? Gott schuf den Menschen und machte ihn nun einmal sterblich. Er unterwarf uns also dem Fluch der Vergreisung. Unsere Fähigkeit, Erträge zu erwirtschaften ist nun aber dann am geringsten, wenn wir sie am dringendsten nötig hätten: Wenn wir alt und gebrechlich werden. Das scheint ungerecht; zum Ausgleich gab uns Gott aber auch ein wunderbares Instrument an die Hand: Gold. Der junge Mann kann Gold horten, möglicherweise, um seine Frau mit Goldschmuck zu zieren, so dass sie dieses Vermögen wieder in Erträge zurückverwandeln können (durch Auflösung der Goldbestände), wenn er älter wird und sein Ertragsüberschuss zu einem Defizit geworden ist. Gold ist also ein Instrument des Menschen, um Erträge sicher in Vermögen und Vermögen wieder sicher in Erträge umzuwandeln. Gold ist der Katalysator bei der Lösung des Problems der Vergreisung. Das ist in der Tat die größte Vorzüglichkeit des Goldes.