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Die Ungarn-Connection

02.06.2010  |  Prof. Antal E. Fekete
- Seite 2 -
1918: Sieger untersagen den Umlauf goldgedeckter Wechsel

Der internationale Goldstandard brach während der 1930er nicht aufgrund innerer Widersprüche zusammen, was aber den Studenten aller Wirtschaftschulen eingeimpft wird. In Wahrheit wurde der Zusammenbruch des Goldstandards (mit einer Zeitverzögerung von 13 Jahren) unbeabsichtigterweise durch die Siegermächte verursacht, da sie sein Clearing-System - den internationalen Wechselmarkt - auch nach Beendigung der Feindseeligkeiten nicht freigaben.

Die Sieger wollten nicht den Goldstandard per se abschaffen. Immerhin kehrte Großbritannien 1925 zum physischen Goldstandard mit der ursprünglichen Pfund-Sterling-Parität zurück. Nur wollten sie Deutschland über die Bestimmungen des Friedensabkommens hinaus bestrafen. Sie nötigten die Welt in die Zwangsjacke des bilateralen Handels, im Grunde also in ein Tauschsystem, das sich während des Krieges entwickelt hatte. Nach Kriegsende wollten sie keinesfalls Voraussetzungen für ein Wiederaufleben Deutschlands schaffen und sie wussten um die Vorteile eines multilateralen Welthandels, der durch den internationalen Wechselmarkt (so, wie er bis 1914 funktionierte) verkörpert wurde.

Fraglos bestraften sie damit auch ihr eigenes Volk. Aber ihrer Ansicht nach war dies ein geringer Preis für Sicherheit. Die Siegermächte bemerkten kaum, dass sie dem Goldstandard damit den Todesstoß versetzten. In einer komplexen Welt des Handels, so wie im 20. Jahrhundert, konnte der Goldstandard nur schwer überleben, wenn er durch die Ausschaltung des Clearing-Systems (die Unterbindung des Wechselumlaufs) beschnitten wurde. Die Vorstellung, man könnte die Welt zwingen, ein System anzunehmen, das multilateralen Handel ausschließt, ist in etwa dasselbe, als anzunehmen, man könnte Menschen zum Tauschhandel zurückzwingen, indem man das Geld abschafft.

Wie wahr diese Beobachtung ist, hat die Geschichte gezeigt. In einem Zeitraum von fünf Jahren - vom 1. September 1931, als Großbritannien alle nationalen wie internationalen Goldverpflichtungen brach, bis zum 27. September 1936, als schließlich auch die Schweiz dem Beispiel folgte - brachen auch alle anderen Staaten ihr Gelübde, ihre Gläubiger in Form von Gold auszuzahlen und zwar in festgelegter Quantität und Qualität. In manchen Ländern, so zum Beispiel in den Vereinigten Staaten, wurden drakonische Regulierungen durchgesetzt, durch die der Goldbesitz ab 1933 zur Straftat wurde.

Für solch extreme Maßnahmen konnte es nur eine Erklärung geben: Rachsucht - die sogar soweit geht, dass sie den eigenen Staatsbürgern schadet und die eigene Verfassung verletzt, nur, um eine irrsinnige Geldpolitik durchzusetzen. Staatsökonomen, Universitätsprofessoren, Finanzautoren und -journalisten haben "vergessen", die folgenden Frage zu stellen: Mussten derartig extreme und rachsüchtige Eingriffe in die globale Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen nicht letztendlich zu unerwünschten und bedauerlichen Folgen, ja sogar zu Krieg, führen? Nicht einer dachte daran, zu erwähnen, dass der Umstand, dass Banknoten den Status gesetzlicher Zahlungsmittel erlangen können, eigentlich durch ein internationales Abkommen für generell verfassungswidrig erklärt werden müsste - als übergeordnete Maßnahme zur Sicherung des Weltfriedens.


Ein Jahrhundert gesetzlicher Zahlungsmittel

Die "vergessenen Fragen" werden jetzt mit einiger Verspätung gestellt. Die aktuelle Große Finanzkrise ist nicht die Folge jüngst begangener Fehler oder schädlicher Unterlassungen. Die eigentliche Ursache liegt schon 100 Jahre zurück: Im Jahr 1909 setzten Frankreich und Deutschland nur kurze Zeit nacheinander gesetzliche Bestimmungen bezüglich nationaler Zahlungsmittel durch. Per Gesetz wurden die von der Banque de France und der Reichsbank herausgegebenen Banknoten zu gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht. Ohne Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel hätte ein totaler Krieg wohl kaum ausgetragen werden können. Mitglieder der Offzierskorps und Munitionslieferanten wollten in landesüblicher Goldwährung entlohnt werden. Sie hätten für ein schnelles Ende des Krieges sorgen können, der 1914 begann.

Die wahre Ursache der Großen Finanzkrise, die 2009 begann, war die unachtsame Zerstörung des Goldstandards vor einhundert Jahren durch Einführung von Banknoten als einzig gesetzliche Zahlungsmittel im Vorfeld des Ersten Weltkrieges - sowie die rachsüchtige Entscheidung, den internationalen Wechselmarkt im Anschluss daran lahm zu legen. Diese Maßnahmen gaben nun der anfälligen und zersetzenden Herrschaft der nichteinlösbaren Währungen, der flottierenden Wechselkurse, der sich windenden Zinssätze sowie der ewig und unaufhörlich steigenden Verschuldung Auftrieb - ein monetäres Arrangement, das nie zuvor global akzeptiert wurde.


Der (sogenannte) 100%-Goldstandard

Ich bin ein alter Mann, nur noch zwei Jahre vom 80. entfernt. Eigentlich freute ich mich darauf, die Ruhe und die Annehmlichkeiten des Rentenalters genießen zu können. Die aktuelle Krise riss mich jedoch aus Ruhestand. Ich empfinde es als meine Pflicht, alles mir Mögliche zu tun, um ein Desaster abzuwenden - und damit meine ich die Einführung eines (sogenannten) 100%igen Goldstandards und dessen Auftritt als Prügelknabe, der von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist, so wie damals, als Großbritannien 1925 zum Goldstandard zurückkehrte.

Großbritanniens Goldstandard von 1925 scheiterte, weil er über kein Clearing-System verfügte und weil es ihm somit völlig an Elastizität mangelte, welche nur in Form sich-selbst-liquidierender Kredite gegeben ist - also konkret in Form goldgedeckter, kurzlaufender Wechsel (real bills). Er war von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Mit einem (sogenannten) 100%igen Goldstandard würden nun wiederum dieselben Fehler begangen wie 1925 in Großbritannien. Ein erneutes Scheitern des Goldstandards würde die Welt wieder um 100 Jahre zurück werfen. In der Zwischenzeit käme es zu Handelskriegen, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem neuen Weltkrieg führen würden. Unsere Zivilisation stünde dabei auf dem Spiel.




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