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EUR/USD volatil, aber in bekanntem Fahrwasser …

02.06.2010  |  Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet heute bei 1.2215 (07.40 Uhr), nachdem gestern im europäischen Handel kurzzeitig Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2112 markiert wurden und im weiteren Verlauf Höchstkurse bei 1.2353 erreicht wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 91.40. In der Folge notiert EUR/JPY bei 111.65, während EUR-CHF bei 1.4140 oszilliert.

Das Niveau knapp oberhalb von 1.21 wirkt in der Parität EUR-USD weiterhin gut unterstützt. Auch gestern ergab sich nach einem aggressiven kurzfristigen Test dieses Niveaus eine fulminante Gegenbewegung.

Aktuell ist auffällig, daß sich das GBP gegenüber dem Euro deutlich befestigen kann. Unsere Freunde in Großbritannien, die sich mit den deftigsten Budgetdefiziten der G-7 Veranstaltung (2009 circa 13% des BIP) brüsten können und bisher keine nachhaltigen Lösungsvorschläge für eine Eindämmung dieser "Brüstung" liefern, erfreuen sich des Vertrauens der Marktteilnehmer und der Spekulanten. Wir nehmen diese Anwandlung am Devisenmarkt zur Kenntnis.

Fakt ist, daß das GBP gegenüber dem Euro damit das höchste Niveau seit dem 01.12.2008 markiert hat. Wozu aggressivste Budgetdefizite bei einem angeschlagenen Geschäftsmodell (Dienstleistung) der Volkswirtschaft nicht alles gut sein können? "Chapeau"

Die Bank of Canada hat als erste der G-7 Zentralbanken den Zinserhöhungszyklus begonnen. Darüber hinaus wurde signalisiert, daß weitere Zinsschritte nur durch ein schwächere Wirtschaftentwicklung verhindert werden könnten. Die BoC hat die Zielrate von zuvor 0,25% auf 0,50% erhöht.

Wir sind stolz auf die BoC, daß sie die Zeichen der Zeit erkennt. Es wäre zu begrüßen, wenn auch andere Zentralbanken der G-7 Gemeinde erkennen, daß eine Weltwirtschaft, die mit mehr als 4% wächst, durchaus nicht mit real negativen Zinsen alimentiert werden muß.

Ja, ich kann Ihre Einwände hören. Die USA und Großbritannien benötigen weiterhin hohe Budgetdefizite und real negative Zinsen. Das gilt gerade für die USA - im laufenden Jahr ein geplantes Budgetdefizit von circa 10% des BIP und real negativen Zinsen von mehr als -2% macht einen "Input" von 12% des BIP, um 3% „Output“ angreifbarer Qualität (Statistik) zu produzieren. So verbrennt man die Zukunft eines Landes, mehr nicht, weniger auch nicht ….


Kommen wir zu den gestrigen Veröffentlichungen:

Der deutsche Arbeitsmarktbericht lieferte die geringste Arbeitslosigkeit, die seit 18 Jahren per Berichtsmonat Mai gemessen wurde. Es ergab sich in der saisonal bereinigten Fassung ein Rückgang um 45.000 Arbeitslose. Die saisonal bereinigte Quote sank von 7,8% auf 7,7%.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, die freundliche Verfassung des deutschen Arbeitsmarkts. Wir sind erstaunt, wie wenige Analysten weltweit aber auch gerade in unseren Heimatgefilden diese Entwicklung gebührend würdigen und diskontieren. Die 5 Mio. Porgnose des letzten Jahres tönt wohl immer noch nach und schränkt die Auffassungsgabe ein.

Es ist an dieser Stelle an die Hype erinnert, wenn in den USA auch nur ansatzweise bessere oder weniger schlechtere Arbeitsmarktdaten abgefeiert werden.

Offensichtlich haben wir in Deutschland (Analysten und Volkswirte) und auch der Eurozone nicht den notwendigen Respekt vor unseren eigenen Leistungen. Schade! Wir bieten den Blick auf den Arbeitsmarkt!

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Wir bieten zum Vergleich einen Blick auf die Beschäftigungsentwicklung in den USA. Hier ist der Boden in der Beschäftigung gerade erreicht worden, nachdem es zu einem Rückgang von mehr als 8 Mio. Beschäftigungsverhältnissen gekommen ist (siehe Chart unten).

Es freut uns, daß derzeit eine Entspannung greift, die im Vergleich zu anderen Ländern jedoch erst sehr spät zieht, aber der Chart sagt eben auch etwas aus über die zugespitzte Lage, die nach wie vor obwaltet!

In der Boomphase der deutschen Wirtschaft per 2008 gab es in Deutschland laut Bundesbank 40.277.000 Erwerbstätige, per April 2010 stellte sich die Anzahl auf 40.118.000. Noch Fragen Kienzle, nein Hauser ….

Die Anzahl der Arbeitslosen stellte sich per 2008 auf 3.268.000, aktuell liegt der Wert bei 3.242.000. Noch Fragen Kienzle, nein Hauser …

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Wenden wir uns der Eurozone zu. Hier wird Südeuropa heftig restrukturiert und zukunftsfähig gemacht. Das verlängert zunächst die rezessive Phase in Südeuropa, es schafft aber positive Perspektiven und Zukunftsfähigkeit.

Vor diesem Hintergrund ist der Anstieg der Arbeitslosenrate von 10,0% auf 10,1% per April zwar bedauerlich, aber er ist nicht überraschend und entspricht den Erwartungen.


Die Daten aus den USA lieferten besser als erwartete Ergebnisse:

Die Bauausgaben legten per April überraschend im Monatsvergleich um 2,7% zu. Wir nehmen diese Entwicklung zur Kenntnis, wir sind jedoch bezüglich der überbauten Gesamtsituation nicht bereit, aus dieser Entwicklung einen Trend abzuleiten. Auch hier ist der Blick auf den Gesamtchart hilfreich für eine sachlich orientierte Einwertung.

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Der ISM-Index stellte sich auf 59,7 nach 60,4 Punkten. Die Prognose lag bei 58,7 Zählern. Die Subindices lieferten ein Höchstmaß an Stabilität. Der produzierende Sektor der US-Wirtschaft ist derzeit das einzige Paradepferd der US-Wirtschaft, da er mit der globalen Wirtschaft verzahnt ist und das Wachstum der Weltwirtschaft mit mehr als 4% zieht.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach wie vor eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2130 - 1.2480 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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