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US-Rohölvorräte auf höchstem Niveau seit 21½ Jahren

03.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten unter Druck geraten. Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 2,8 Mio. Barrel und liegen mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit September 1990. Seit Ende März sind die US-Rohölvorräte um 29,5 Mio. Barrel gestiegen, was dem stärksten 6-Wochenanstieg seit Februar 2009 entspricht. Die Rohölbestände in Cushing erreichten in der letzten Woche den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2004. Insbesondere eine gestiegene heimische Ölproduktion war für den massiven Lageraufbau in den vergangenen Wochen verantwortlich. Mit 6,12 Mio. Barrel pro Tag wird in den USA mittlerweile soviel Öl gefördert wie zuletzt vor 13 Jahren. Dies dürfte vor allem auf die steigende Schieferölproduktion zurückzuführen sein.


Die Kohlepreise sind zuletzt stark unter Druck gekommen. Die für Westeuropa relevanten API#2-Preise liegen mittlerweile unter den API#4-Preisen fob Südafrika, die in der Vergangenheit meist niedriger waren (Grafik des Tages). Die Preise im asiatischen Wirtschaftsraum halten sich dagegen stabiler. Ein Grund dafür ist sicherlich die aktuelle Nachfrageschwäche in Europa. Ein anderer Grund ist jedoch eine unerwartet hohe Verfügbarkeit von Kohle.

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Auffällig sind zurzeit vor allem hohe US-Exporte, die in den letzten Monaten massiv gestiegen sind. Hier spielt aus unserer Sicht vor allem das Überangebot an Erdgas in den USA eine entscheidende Rolle. Dank des massiven Preisrückgangs wird US-Erdgas zunehmend nicht nur zu Heizzwecken, sondern auch zur Stromerzeugung eingesetzt. Dabei wird die Energiekohle verdrängt und landet auf dem Weltmarkt, was zur Preisschwäche beiträgt.


Edelmetalle

Auch unerwartet schwache Konjunkturdaten auf beiden Seiten des Atlantiks – ADP-Daten in den USA sowie Einkaufsmanagerindizes und Arbeitslosendaten in Europa - konnten den Status des sicheren Hafens von Gold bislang nicht wiederbeleben. Das gelbe Edelmetall verliert den dritten Tag in Folge und rutscht auf ein Wochentief von gut 1.640 USD je Feinunze, was auf die Aufwertung der US-Währung zurückzuführen ist. In Euro gerechnet hält sich Gold dagegen über der Marke von 1.250 EUR je Feinunze. Heute dürfte die EZB-Sitzung im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen. Entgegen einiger Spekulationen im Markt gehen wir nicht davon aus, dass EZB-Präsident Draghi in der Pressekonferenz eine Zinssenkung ankündigen wird. Dies könnte den Goldpreis weiter belasten.

Im Zuge der Schwäche der Industriemetalle geben die Edelmetalle mit industriellem Charakter stärker nach als Gold. Silber, Platin und Palladium fallen jeweils auf Wochentiefs. Charttechnisch betrachtet sehen alle drei Edelmetalle angeschlagen aus. Bei Palladium scheint dabei auch ein dreiwöchiger Aufwärtstrend beendet zu sein. Darüber hinaus profitierte das Edelmetall in den letzten Tagen nicht von Zuflüssen in die ETFs. Die von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs verzeichneten in den letzten fünf Handelstagen Zuflüsse von 39 Tsd. Unzen.


Industriemetalle

Der Industriemetallindex der Londoner Metallbörse, LMEX, scheint seinen Aufwärtstrend der letzten Tage, der den Index um gut 4% nach oben führte, beendet zu haben. Im Zuge schwacher Konjunkturdaten hat er bereits gestern wieder einen Teil dieser kurzfristigen Gewinne abgegeben. Auch der festere US-Dollar dürfte Druck auf die Preise ausgeübt haben. Da wir die Risiken weiterhin größer als die Chancen einschätzen, gehen wir von einem Fortdauern der Preiskorrektur aus.

Indonesien wird laut Angaben des Ministeriums für Energie und Rohstoffe seinen Exportstopp von Rohmaterialien wie geplant umsetzen. Dies gilt z.B. für Nickel, wo Indonesien am Weltmarkt eine führende Rolle einnimmt. Indonesien möchte mit diesem Schritt erreichen, dass die Rohstoffe nicht nur im Land gefördert, sondern auch verarbeitet bzw. aufbereitet werden. Details der neuen Regeln sollen nächste Woche bekannt gegeben werden. Allerdings scheint es Ausnahmen zu geben. So dürfen Unternehmen bis 2014 weiter Erze exportieren, sofern sie ihre Minenlizenz vor dem Jahr 2009 erhalten haben und weitere Voraussetzungen erfüllen. Schätzungen des indonesischen Minenverbands vom März zufolge könnten aufgrund des Exportstopps bis zu 75% weniger Nickelerze und Bauxit ausgeführt werden, was das globale Angebot merklich reduzieren würde.


Agrarrohstoffe

Die US-Getreidepreise hatten im gestrigen Handel deutliche Verluste zu verzeichnen. Weizen fiel um 4,4% auf 614,5 US-Cent je Scheffel, Mais schloss mit 611,5 US-Cents 2,8% tiefer. Grund hierfür sind die derzeitigen Ernteaussichten in den USA. Derzeit findet im wichtigsten Weizen-Anbaustaat Kansas die jährliche Crop Tour des Wheat Quality Council statt, bei der Beobachter das Ertragspotential für die Weizenernte einschätzen. Dieses liegt aktuell nach zwei Beobachtungstagen mit durchschnittlich 48,5 Scheffel je Morgen weit über dem letztjährigen Zwei-Tage-Durschnittswert von 36,7 Scheffel und ist auch der höchste Wert seit Beginn der Statistik 2003.

Da in den südlichen und westlichen Anbaugebieten von Kansas Anzeichen von trockenheitsbedingtem Pflanzenstress festgestellt wurden, könnte der abschließende Wert aber noch etwas niedriger ausfallen. Auch in Texas und Oklahoma zeichnen sich geringere Erträge ab. Der milde Winter sollte laut Teilnehmern der Crop Tour die Weizenernte drei Wochen früher als üblich beginnen lassen. Dies könnte zu höheren Lagerbeständen am Ende des laufenden Erntejahres führen.

Nachdem vom USDA für die Maisaussaat zum 29. April bereits der zweithöchste jemals erreichte Wert für diesen Zeitpunkt berichtet wurde, wird darüber hinaus in den nächsten Tagen für diese Jahreszeit mit ungewönlich warmen Wetter und Regen gerechnet, was sich positiv auf das Pflanzenwachstum auswirken dürfte und die Wahrscheinlichkeit auf eine rekordhohe Maisernte steigen lässt.




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