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EZB mit "Steady Hand"

04.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.36 Uhr) bei 1.3150 nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3096 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 80.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 105.45, während EUR-CHF bei 1.2015 oszilliert.

Die EZB hat gestern auf den Punkt geliefert. Es gab den Erwartungen des Marktes entsprechend keine Zinsveränderungen. Die Einlassungen von Herrn Draghi waren dezidiert. Sie sind Ausdruck einer Politik der ruhigen Hand.

Es ist absolut zu begrüßen, dass Herr Draghi auch auf die Erfolge der Reformländer verweist. Er macht indirekt klar, dass die EZB nicht die Federal Reserve ist, was mental erfrischend ist. Der Fokus liegt auf Hilfestellung zur Anpassung der Strukturen und nicht auf der Latenz und der Permanenz kosmetischer Maßnahmen, mit denen sich die Fed seit 1997 ausgiebig beschäftigt. Die Gesichtshaut der Fed ist recht großporig geworden …

Dass diese sachlich negativen Aspekte der latenten Kosmetik ohne Reformpolitik von einem aus NY und London dominierten Markt nicht angemessen diskontiert werden, mag aus vorhandener Macht und daraus folgender Hybris nicht verwundern. Deswegen ist der kombinierte Ansatz der US-Politik und der Fed aber noch lange nicht richtig. Im Gegenteil verlieren die USA durch die Verneinung der Reformpolitik und Fokussierung auf Kosmetik täglich an realer Potenz.

Es sind übrigens dieselben Marktteilnehmer aus NY und London, die dem globalen Finanzmarkt eine „Cash-Burn Rate“ am Neuen Markt, die neuen Paradigmen Alan Greenspans oder das MBS Debakel verkauften und nun bemüht sind, die strukturellen Erfolge der europäischen Reformländer durch Spekulation zu unterminieren, indem damit notwendige Kapitalzuflüsse verteuert oder sogar verhindert werden. Sind kontinentaleuropäische Marktteilnehmer mental „masochistisch“ veranlagt, diesen Kreisen immer noch zu großen Teilen willfährig zu folgen?

Die Tatsache, dass der Euro während Draghis Pressekonferenz deutlich zulegte, ist Ausdruck der überzeugenden Art Draghis und des EZB-Rats und belegt auch einen gewissen Respekt des Marktes gegenüber dem EZB-Politikansatz. Das ist erfreulich. Bezüglich der Details der Pressekonferenz verweisen wir auf die Rubrik "Letzte Nachrichten“.

Die Auktionen Spaniens und Frankreichs waren am Kapitalmarkt erfolgreich. Insbesondere die Überzeichnungen waren ausgeprägt bei Spanien. Bisweilen hat man den Eindruck, dass vor großen Auktionen mit lang laufenden Papieren der Reformländer „Märkte“ ihre eigenen Spiele treiben. Bezüglich der Details verweisen wir auf die Rubrik “Letzte Nachrichten“.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestern veröffentlichten Daten:

Die Erzeugerpreise der Eurozone verzeichneten per März im Monatsvergleich eine Zunahme um 0,5%, was sich im Jahresvergleich in einen Anstieg um 3,3% nach zuvor 3,6% niederschlug.

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Die Arbeitslosenerstanträge lieferten per 28. April einen Rückgang von 392.000 (revidiert von 388.000) auf 365.000. Damit besteht die Chance, dass die Erhöhung der letzten drei Wochen ein Ausreißer war.

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Die US-Arbeitsproduktivität sank per 1. Quartal 2012 um -0,5% nach zuvor +1,2%. Wir nehmen dieses Daten zur Kenntnis. Falls die Arbeitsproduktivität der USA so angezogen hätte, wie sie in den letzten 15 Jahre ausgewiesen wurde, müsste die US-Wirtschaft anders aussehen …

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Der ISM-Dienstleistungsindex sank stärker als erwartet per Berichtsmonat April von zuvor 56,0 auf 53,5 Punkte. Die Prognose lag bei 55,5 Zählern.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2980 - 10 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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