Brentölpreis fällt auf 3-Monatstief
04.05.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise befinden sich seit zwei Tagen im Rückwärtsgang. Brent fällt am Morgen auf ein 3-Monatstief von weniger als 116 USD je Barrel. Mitte der Woche lag der Preis noch bei knapp 120 USD je Barrel. Auch der WTI-Preis hat innerhalb von zwei Tagen mehr als 4 USD verloren und notiert aktuell bei 101,6 USD je Barrel. Die schwächeren US-Konjunkturdaten der vergangenen beiden Tage haben Zweifel aufkommen lassen, dass sich die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland USA erholen wird. Zusätzlich lastet das derzeitige Überangebot auf den Preisen.
Die US-Rohölvorräte befinden sich mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren. Zudem gab es erneut Verbalinterventionen seitens der OPEC gegen das hohe Ölpreisniveau. Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri fördert das Kartell derzeit 2,3 Mio. Barrel pro Tag über dem eigentlichen Produktionsziel, um die Preise nach unten zu bringen. Auch die Internationale Energieagentur äußerte sich besorgt. Zwar habe sich der Ölmarkt im ersten Quartal leicht entspannt, allerdings sei es noch zu früh, von einer fundamentalen Entspannung zu sprechen. Die Freigabe der strategischen Reserven bleibt daher für die IEA eine Option. Dieser Nachrichtenlage und Rhetorik konnte sich der Ölpreis nicht entziehen. Heute dürften die US-Arbeitsmarktdaten im Mittelpunkt stehen. Fallen sie enttäuschend aus, dürften die Preise ihre Korrektur der vergangenen beiden Tage fortsetzen.
Edelmetalle
Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut Thomson Reuters GFMS hat gestern seinen jährlichen Bericht zu den Platin- und Palladiummärkten präsentiert. Demnach wies der globale Palladiummarkt im letzten Jahr mit 1,11 Mio. Unzen den höchsten Angebotsüberschuss seit fünf Jahren auf, was allerdings auf den Abbau von ETF-Beständen und den Verkauf von russischen Reserven zurückzuführen ist. Letztere beziffert GFMS für 2011 auf 800 Tsd. Unzen.
Die Palladium-ETFs reduzierten ihre Bestände um 627 Tsd. Unzen und trugen somit ebenfalls zur Ausweitung des Angebots bei. Rechnet man diese beiden Komponenten heraus, so hätte die Nachfrage das Angebot 2011 um 313 Tsd. Unzen übertroffen. In diesem Jahr dürfte laut Einschätzung von GFMS die Nachfrage, die bereits 2011 auf ein 11-Jahreshoch gestiegen war, weiter zulegen. Diese soll durch die Automobilindustrie getrieben werden. Das Angebot soll dagegen weitgehend unverändert bleiben. Zudem dürfte Russland in diesem Jahr nur noch rund 400 Tsd. Unzen an Reserven verkaufen, so dass sich der globale Palladiummarkt merklich anspannen sollte.
Am Platinmarkt hat sich der Angebotsüberschuss laut GFMS im Vergleich zum Vorjahr auf 596 Tsd. Unzen mehr als verdoppelt. Neben einem zurückhaltenden Investoreninteresse ist dies einer höheren Verfügbarkeit von Platin aus Altschmuck geschuldet. Ähnlich wie bei Palladium erwartet GFMS auch für den globalen Platinmarkt, dass sich das Angebots-Nachfrage-Verhältnis in diesem Jahr einengt. Am 14. Mai präsentiert Johnson Matthey seinen Halbjahresbericht zu den Märkten der Platinmetalle.
Industriemetalle
Die Metalle konnten sich gestern im Ansatz dem Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten entziehen. Neben Nickel gelang dies auch relativ gut Aluminium und Kupfer. Die beiden letztgenannten Metalle dürften dabei von weiter sinkenden Vorräten in den Lagerhäusern der LME unterstützt worden sein. So wurden die Aluminiumvorräte vom Rekordhoch im Februar mittlerweile um 2,6% bzw. knapp 136 Tsd. Tonnen abgebaut. Zum ersten Mal seit Anfang Februar wurde damit wieder die Marke von 5 Mio. Tonnen unterschritten.
Bei Kupfer ist der Lagerabbau noch deutlich ausgeprägter: Die LME-Vorräte sind auf gut 230 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit Oktober 2008 gefallen. Mit kurzen Ausnahmen sind die Kupferlagerbestände an der LME damit seit Anfang Oktober nahezu ununterbrochen gesunken. Die nach wie vor hohe Anzahl der sog. "cancelled warrants" von knapp 74 Tsd. Tonnen deutet zudem auf einen weiteren Lagerabbau hin. Gleichzeitig scheint der Lageraufbau an der Börse Shanghai gestoppt. Denn dort sind die Kupfervorräte zuletzt vier Wochen in Folge gefallen und befinden sich mit knapp 197 Tsd. Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Februar.
Auch die Aluminiumbestände an der SHFE steigen nicht mehr so stark wie in den letzten Monaten. Die Nachfrage zeigt sich damit weiterhin relativ robust und weitgehend unbeeindruckt von externen Faktoren wie z.B. der Staatsschuldenkrise in der Eurozone.
Agrarrohstoffe
Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat ihre Erwartung für die weltweite Weizenproduktion im Erntejahr 2012/13 gegenüber einer früheren Prognose um 15 Mio. Tonnen auf 675 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die globalen Weizenbestände werden nach Einschätzung der FAO im Laufe des Erntejahres um 6,5% auf 183 Mio. Tonnen sinken. Ein geringerer Verbrauch sowie ein höheres Exportangebot soll dennoch zu niedrigeren internationalen Weizenpreisen führen als im vorherigen Erntejahr.
Im wichtigsten US-Weizenanbaustaat, Kansas, ist man durch einen rekordhohen Ertrag auf dem besten Wege, die größte Ernte seit 2003 einzufahren, wie Teilnehmer der diesjährigen Crop Tour berichteten. Es wird dabei erwartet, dass die Weizenernte gegenüber dem letzten Jahr um 46% steigen wird. Dies könnte weiteren Druck auf die Weizenpreise an der Terminbörse in Kansas City ausüben. Diese sind mittlerweile nur noch unwesentlich höher als die an der CBOT.
Die weltweite Sojabohnenproduktion wird nach Einschätzung der FAO in 2011/12 mit 240 Mio. Tonnen 9,5% niedriger ausfallen. Die steigende Wahrscheinlichkeit, dass Sojabohnen im Erntejahr 2012/13 insbesondere in den USA mit Mais um Anbauflächen konkurrieren werden, sollte laut FAO den Sojabohnenpreis unterstützen. Dieser liegt trotz des Rückgangs in den letzten zwei Tagen in der Nähe eines 4-Jahreshochs.
Die Ölpreise befinden sich seit zwei Tagen im Rückwärtsgang. Brent fällt am Morgen auf ein 3-Monatstief von weniger als 116 USD je Barrel. Mitte der Woche lag der Preis noch bei knapp 120 USD je Barrel. Auch der WTI-Preis hat innerhalb von zwei Tagen mehr als 4 USD verloren und notiert aktuell bei 101,6 USD je Barrel. Die schwächeren US-Konjunkturdaten der vergangenen beiden Tage haben Zweifel aufkommen lassen, dass sich die Ölnachfrage im weltgrößten Ölverbrauchsland USA erholen wird. Zusätzlich lastet das derzeitige Überangebot auf den Preisen.
Die US-Rohölvorräte befinden sich mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit mehr als 20 Jahren. Zudem gab es erneut Verbalinterventionen seitens der OPEC gegen das hohe Ölpreisniveau. Laut OPEC-Generalsekretär el-Badri fördert das Kartell derzeit 2,3 Mio. Barrel pro Tag über dem eigentlichen Produktionsziel, um die Preise nach unten zu bringen. Auch die Internationale Energieagentur äußerte sich besorgt. Zwar habe sich der Ölmarkt im ersten Quartal leicht entspannt, allerdings sei es noch zu früh, von einer fundamentalen Entspannung zu sprechen. Die Freigabe der strategischen Reserven bleibt daher für die IEA eine Option. Dieser Nachrichtenlage und Rhetorik konnte sich der Ölpreis nicht entziehen. Heute dürften die US-Arbeitsmarktdaten im Mittelpunkt stehen. Fallen sie enttäuschend aus, dürften die Preise ihre Korrektur der vergangenen beiden Tage fortsetzen.
Edelmetalle
Das auf Edelmetalle spezialisierte Research-Institut Thomson Reuters GFMS hat gestern seinen jährlichen Bericht zu den Platin- und Palladiummärkten präsentiert. Demnach wies der globale Palladiummarkt im letzten Jahr mit 1,11 Mio. Unzen den höchsten Angebotsüberschuss seit fünf Jahren auf, was allerdings auf den Abbau von ETF-Beständen und den Verkauf von russischen Reserven zurückzuführen ist. Letztere beziffert GFMS für 2011 auf 800 Tsd. Unzen.
Die Palladium-ETFs reduzierten ihre Bestände um 627 Tsd. Unzen und trugen somit ebenfalls zur Ausweitung des Angebots bei. Rechnet man diese beiden Komponenten heraus, so hätte die Nachfrage das Angebot 2011 um 313 Tsd. Unzen übertroffen. In diesem Jahr dürfte laut Einschätzung von GFMS die Nachfrage, die bereits 2011 auf ein 11-Jahreshoch gestiegen war, weiter zulegen. Diese soll durch die Automobilindustrie getrieben werden. Das Angebot soll dagegen weitgehend unverändert bleiben. Zudem dürfte Russland in diesem Jahr nur noch rund 400 Tsd. Unzen an Reserven verkaufen, so dass sich der globale Palladiummarkt merklich anspannen sollte.
Am Platinmarkt hat sich der Angebotsüberschuss laut GFMS im Vergleich zum Vorjahr auf 596 Tsd. Unzen mehr als verdoppelt. Neben einem zurückhaltenden Investoreninteresse ist dies einer höheren Verfügbarkeit von Platin aus Altschmuck geschuldet. Ähnlich wie bei Palladium erwartet GFMS auch für den globalen Platinmarkt, dass sich das Angebots-Nachfrage-Verhältnis in diesem Jahr einengt. Am 14. Mai präsentiert Johnson Matthey seinen Halbjahresbericht zu den Märkten der Platinmetalle.
Industriemetalle
Die Metalle konnten sich gestern im Ansatz dem Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten entziehen. Neben Nickel gelang dies auch relativ gut Aluminium und Kupfer. Die beiden letztgenannten Metalle dürften dabei von weiter sinkenden Vorräten in den Lagerhäusern der LME unterstützt worden sein. So wurden die Aluminiumvorräte vom Rekordhoch im Februar mittlerweile um 2,6% bzw. knapp 136 Tsd. Tonnen abgebaut. Zum ersten Mal seit Anfang Februar wurde damit wieder die Marke von 5 Mio. Tonnen unterschritten.
Bei Kupfer ist der Lagerabbau noch deutlich ausgeprägter: Die LME-Vorräte sind auf gut 230 Tsd. Tonnen und damit den niedrigsten Stand seit Oktober 2008 gefallen. Mit kurzen Ausnahmen sind die Kupferlagerbestände an der LME damit seit Anfang Oktober nahezu ununterbrochen gesunken. Die nach wie vor hohe Anzahl der sog. "cancelled warrants" von knapp 74 Tsd. Tonnen deutet zudem auf einen weiteren Lagerabbau hin. Gleichzeitig scheint der Lageraufbau an der Börse Shanghai gestoppt. Denn dort sind die Kupfervorräte zuletzt vier Wochen in Folge gefallen und befinden sich mit knapp 197 Tsd. Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang Februar.
Auch die Aluminiumbestände an der SHFE steigen nicht mehr so stark wie in den letzten Monaten. Die Nachfrage zeigt sich damit weiterhin relativ robust und weitgehend unbeeindruckt von externen Faktoren wie z.B. der Staatsschuldenkrise in der Eurozone.
Agrarrohstoffe
Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat ihre Erwartung für die weltweite Weizenproduktion im Erntejahr 2012/13 gegenüber einer früheren Prognose um 15 Mio. Tonnen auf 675 Mio. Tonnen nach unten revidiert. Die globalen Weizenbestände werden nach Einschätzung der FAO im Laufe des Erntejahres um 6,5% auf 183 Mio. Tonnen sinken. Ein geringerer Verbrauch sowie ein höheres Exportangebot soll dennoch zu niedrigeren internationalen Weizenpreisen führen als im vorherigen Erntejahr.
Im wichtigsten US-Weizenanbaustaat, Kansas, ist man durch einen rekordhohen Ertrag auf dem besten Wege, die größte Ernte seit 2003 einzufahren, wie Teilnehmer der diesjährigen Crop Tour berichteten. Es wird dabei erwartet, dass die Weizenernte gegenüber dem letzten Jahr um 46% steigen wird. Dies könnte weiteren Druck auf die Weizenpreise an der Terminbörse in Kansas City ausüben. Diese sind mittlerweile nur noch unwesentlich höher als die an der CBOT.
Die weltweite Sojabohnenproduktion wird nach Einschätzung der FAO in 2011/12 mit 240 Mio. Tonnen 9,5% niedriger ausfallen. Die steigende Wahrscheinlichkeit, dass Sojabohnen im Erntejahr 2012/13 insbesondere in den USA mit Mais um Anbauflächen konkurrieren werden, sollte laut FAO den Sojabohnenpreis unterstützen. Dieser liegt trotz des Rückgangs in den letzten zwei Tagen in der Nähe eines 4-Jahreshochs.