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Ölpreise fallen innerhalb von drei Tagen um 10 USD

07.05.2012  |  Eugen Weinberg
Wer geglaubt hatte, dass die meisten Risiken rund um den Euro bereits „eingepreist“ sind, wurde nun eines Besseren belehrt. Die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich zeigen, dass die Wähler nicht bereit sind, die strengen Sparprogramme mitzutragen. Der nächste Rückschlag könnte schon Ende Mai mit dem irischen Referendum zum Fiskalpakt folgen. Wir glauben, dass dies den Euro, die Marktstimmung und die Rohstoffpreise länger belasten dürfte.


Energie

Die Ölpreise setzen ihre Talfahrt der vergangenen Tage auch zu Beginn der neuen Handelswoche fort. Brent ist am Morgen zeitweilig bis auf 111 USD je Barrel gefallen. Das ist das niedrigste Niveau seit Ende Januar. WTI fiel mit knapp über 95 USD je Barrel sogar auf ein 4½ -Monatstief. Seit Mitte letzter Woche haben die Ölpreise somit ca. 10 USD verloren. In Prozenten belaufen sich die Verluste auf 10% bei WTI und knapp 7% bei Brent. Dies entspricht dem stärksten prozentualen 3-Tagesrückgang seit Anfang Oktober bzw. Mitte Dezember. Auslöser für den jüngsten Preisrutsch waren enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten, welche Zweifel an der Nachfrageerholung im weltgrößten Ölverbrauchsland USA aufkommen ließen.

Der Preisrückgang der letzten Tage dürfte zudem durch die Finanzanleger verstärkt worden sein. Die spekulativen Netto-Long-Positionen wurden in der Woche zum 1. Mai und damit unmittelbar vor der Korrektur deutlich um 21,5 Tsd. auf 186.101 Kontrakte ausgeweitet, was dem höchsten Niveau seit Ende März entspricht. Die Finanzanleger wurden somit durch die am Mittwoch einsetzende Abwärtsbewegung kalt erwischt. Zudem richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer immer stärker auf das physische Überangebot. Dieses dürfte durch die Ölmarktberichte von EIA (morgen), OPEC (Donnerstag) und IEA (Freitag) bestätigt werden. Zudem dürften die US-Lagerdaten morgen (API) und am Mittwoch (DOE) zeigen, dass sich der Lageraufbau fortgesetzt hat. Dennoch ist eine Gegenbewegung bei den Ölpreisen in dieser Woche nach dem kräftigen Preisrückgang der vergangenen Tage nicht auszuschließen.


Edelmetalle

Zwar konnte sich Gold gegen den Abwärtstrend der Rohstoffe stemmen, allerdings drückt ein festerer US-Dollar, der im Nachgang der Wahlen in Frankreich und Griechenland vom Wochenende gegenüber dem Euro merklich aufwertet, heute Morgen auf den Preis. In US-Dollar gerechnet fällt das gelbe Edelmetall unter die Marke von 1.640 USD je Feinunze.

Dass der Preisrückgang bei Gold ausschließlich der US-Währung geschuldet ist, zeigt die Bewegung des Goldpreises in Euro ausgedrückt. Denn dieser legt heute Morgen kräftig zu und steigt vorübergehend auf ein 3-Wochenhoch von 1.265 EUR je Feinunze. Die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 1. Mai ihre Netto-Long-Positionen moderat auf ein 4-Wochenhoch von 110,1 Tsd. Kontrakten ausgeweitet. In den Monaten zuvor wurden die Wetten auf steigende Preise massiv abgebaut - mit ein Grund, warum der Goldpreis derzeit unter Druck steht und am Freitag zwischenzeitlich sogar auf ein 10-Tagestief von weniger als 1.630 USD fiel.


Industriemetalle

Die Metalle konnten sich dem Preisrutsch der Energieträger am Freitag zumindest teilweise entziehen. Insbesondere Nickel stemmte sich gegen den Abwärtstrend der zyklischen Rohstoffe und beendete den Handel unverändert. Gestern ist in Indonesien die neue Exportsteuer für Rohstoffe in Kraft getreten. Diese beträgt im Durchschnitt 20% und gilt für 14 Rohmaterialien - auch für Nickel. Da Indonesien der weltweit drittgrößte Nickelminenproduzent ist, könnte dies das Angebot am globalen Nickelmarkt merklich einschränken. Aufgrund eines Bankfeiertages findet heute an der Londoner Metallbörse kein Handel statt.

Die Metallpreise dürften allerdings wohl morgen den weiteren Rückgang der Energiepreise nachvollziehen. In Shanghai und in New York geben die Kupferpreise bereits heute schon nach. Nachdem die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer im April ihre Netto-Long-Positionen fast vollständig abgebaut hatten, wurden sie in der Woche zum 1. Mai wieder stark ausgeweitet. Mit 15,6 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen auf dem höchsten Niveau seit vier Wochen. Damit haben die spekulativen Finanzinvestoren maßgeblich zum 3,6%-igen Preisanstieg von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen. Da der Preis nach dem Datenstichtag bereits wieder um 3,1% gefallen ist, dürften die Wetten auf steigende Preise mittlerweile wieder reduziert worden sein.


Agrarrohstoffe

Die US-Maisexporte sind in der letzten Woche auf ein 21-Jahreshoch gestiegen. Die gesamten US-Exportmengen, die sich sowohl auf Maislieferungen aus dem aktuellen Marketingjahr, als auch für 2012/13 beziehen, summierten sich auf 3,472 Mio. Tonnen und markierten damit den höchsten wöchentlichen Verkaufswert seit Januar 1991. Dies ist maßgeblich auf hohe chinesische Käufe zurückzuführen, die sich auf fast 3 Mio. Tonnen beliefen. China importiert in zunehmendem Maße Mais, um die Lager aufzufüllen und den derzeit in der Nähe eines Rekordniveaus notierenden inländischen Maispreis zu drücken. Die guten Exportzahlen sorgen dafür, dass sich das Angebot weiter verknappt und der Maispreis für die alte Ernte unterstützt bleibt.

Die letzten Daten der CFTC zeigen einen weiteren Anstieg der Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger bei Sojabohnen. In der Woche zum 1. Mai stiegen sie auf den neuen Rekordwert von 240,9 Tsd. Kontrakten an. Seither allerdings hat der Sojapreis nachgegeben. Das hohe Preisniveau macht es wahrscheinlicher, dass die US-Farmer ihre Sojabohnenfläche entgegen der auf einer Umfrage aus dem März fußenden bisherigen Erwartung doch nicht einschränken werden. Gewinnt dieser Aspekt gegenüber den bisher dominierenden schlechten Nachrichten aus Südamerika an Gewicht, könnte das Ende der Fahnenstange bei den Netto-Long-Positionen bald erreicht sein und eine Korrekturbewegung einsetzen.

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