Edelmetalle Aktuell
24.06.2010 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
- Seite 2 -
Auf der Käuferseite standen in den letzten Monaten aber nicht nur Anleger und offizielle Stellen, auch die Minen sorgten weiter für zusätzliche Nachfrage. Sie haben ihre Terminabsicherungsgeschäfte im 1. Quartal um noch einmal fast 25t reduziert. Das Tempo nimmt hier allerdings immer weiter ab, nicht zuletzt auch deshalb, weil die ausstehenden Geschäfte jetzt gerade einmal noch 210t betragen. Im Vergleich zur Größe des Gesamtmarktes ist dies inzwischen zu vernachlässigen. Auf dem Höchststand im Jahr 1999 hatten die Minen Absicherungsgeschäfte über rund 3.500t Gold in den Büchern!Für die kommenden Wochen erwarten wir aufgrund der Sommerferienzeit einen etwas ruhigeren Handelsverlauf. Der Goldkurs dürfte dabei zunächst halbwegs stabil bleiben, erst ein nachhaltiges Durchbrechen der Marken von 1.225 $ und dann insbesondere von 1.180 $ würde eine mittelfristigen Abwärtstrend einläuten.
- Silber
Der Silberpreis zeigte in den letzten beiden Wochen einmal mehr eine dem Goldpreis sehr ähnliche Entwicklung. Den anfänglichen Rückschlag (hierbei fiel das Silber auf 17,90 $ je Unze zurück) konnte das Metall dann aber schneller als das Gold wieder ausbügeln. Dabei kam ihm der Umstand zu Gute, dass es sehr viel mehr als Gold auch Industriemetall ist und dass es, wie oben erwähnt, zwischendurch einige positive Wirtschaftsdaten aus verschiedenen Ländern gab. Zeitweise erreichte das Silber Kurse von über 19,50 $ je Unze, damit verfehlte es das bisherige Jahreshoch aber noch deutlich. Um auf dem Weg nach oben wieder neu Fahrt aufnehmen zu können, muss das Metall nun den Bereich zwischen 19,40 $ und 19,80 $ hinter sich lassen. Gelingt dies nicht, ist auch ein vorübergehender Rückschlag unter die Marke von 18 $ nicht auszuschließen, zumal in letzter Zeit die Nachfrage von Investoren wie z.B. den ETF-Käufern zwar weiter positiv ausfiel, aber doch deutlich an Dynamik einbüßte.
- Platin
Der Platinpreis legte nach dem Erreichen des letzten Tiefs bei 1.485 $ am 6. Juni fast kontinuierlich zu. Dabei erreichte er in der Spitze 1.606 $ je Unze, bevor er wieder leicht zurückfiel. Der wieder relativ hohe Preis und sicher auch die anstehende Ferienzeit haben dazu geführt, dass die industrielle Nachfrage nach Platin auf relativ niedrigem Niveau verharrte. Viele Unternehmen hatten ja außerdem schon den massiven Rückschlag im Mai auf 1.450 $ je Unze genutzt und sich für die nächsten Monate mit Metall eingedeckt.
Langfristig orientierte Investoren legten in den letzten beiden Wochen beim Platin ebenfalls eine Pause ein. Zumindest was die ETFs angeht, gab es dabei sogar leichte Rückflüsse. Diese wurden allerdings vorerst mehr als aufgewogen durch neue Pluspositionen von in der Regel eher spekulativ orientierten Akteuren an den Terminbörsen in New York und Tokio. Ein etwas höhere Nachfrage gab es in Deutschland auch nach Investmentbarren aus Platin und Palladium. Im Vergleich zu Gold und Silber sind die nachgefragten Mengen allerdings winzig. Nicht zuletzt deshalb haben diese Barren bei der Produktion auch nicht die allergrößte Priorität, so dass es bei einzelnen Gattungen durchaus zu längeren Wartezeiten kommen kann.
Der Verband der Europäischen Automobilhersteller hat in der letzten Woche noch die Verkaufszahlen für Mai bekannt gegeben. Danach wurden im letzten Monat in der EU (ohne Malta und Zypern) 1,13 Mio. PKWs verkauft; dies waren über 9% weniger als 2009. Die einzelnen Länder entwickelten sich im Mai dabei völlig unterschiedlich. Von -35,1% in Deutschland bis zu +70,6% im (allerdings sehr kleinen) irischen Markt reichte die Bandbreite der Abweichungen zum Vergleichsmonat des letzten Jahres. Für das bisherige Gesamtjahr liegt die Zahl der Neuzulassungen in Europa bei 5,94 Mio. Autos und damit noch immer um 1,9% im Plus. Der europäische Markt ist wegen seiner Diesel-Lastigkeit vor allem für die Platinnachfrage sehr wichtig und so gilt es, die Entwicklung in den nächsten Monaten genau zu verfolgen.
Vor einigen Monaten hatten wir in unserem Team über die möglichen Folgen einer Aufwertung der chinesischen Währung Renminbi gegenüber dem Dollar für den Platinpreis spekuliert. In dieser Woche ist der Ernstfall nun eingetreten. Zwar sind die ersten Kursbewegungen auf dem Devisenmarkt moderat ausgefallen, aber relativ gesehen verliert das Platin in China durch jede Festigung des Renminbi an Wert und macht es damit auf dem lokalen Markt erschwinglicher. Das könnte dazu führen, dass die Nachfrage nach Platin im Reich der Mitte mittelfristig steigt, sei es für Schmuck; aus spekulativen Beweggründen oder um industrielle Bedarfe vorab einzukaufen.