Euro bald schon ohne PIGS
14.06.2010 | Jim Willie CB
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Doug McWilliams ist Chef des CEBR. Er schrieb: "Ein Austritt aus dem Euro würde bedeuten, dass die neue Währung um mindestens 15% fällt. Da die Staatsschulden aber in Euro bewertet werden, würde das Schuldenniveau übernacht von aktuell 120% des BIP auf 140% steigen. Eine Komponente des Euroaustritts muss demzufolge eine unilaterale Konvertierung der Schulden in die neue Währung sein […]. Die einzige Frage ist das Timing. Ein anderes Problem ist das Ausmaß der Contagion. Spanien wäre wohlmöglich gezwungen, dem Weg Griechenlands zu folgen, möglicherweise auch Portugal und Italien - obgleich die Schuldensituation Italiens weniger ernst ist." McWilliam nannte es einen buchstäblich unausweichlichen Schritt (so seine Worte), aber er unterschätzt das Potential einer Abwertung. (siehe Artikel in der Business Time)
Die Vorteile sind so zahlreich wie tiefgreifend - alle sind wichtig.
Schuldausfall mit Umschuldung:
Eine Rückkehr zur Drachmen-Währung würde eine Umschuldung der griechischen Staatsschulden ermöglichen. Die Schulden könnten sich um mindestens 50% reduzieren - wenn die Währung abgewertet werden kann. Die Führung in Athen könnte einen sehr hohen prozentualen Schuldenerlass herausholen, ansonsten aber mit Schuldausfall drohen. Die europäischen Banken werden eher die Option Schuldabschreibung wählen als einen Totalverlust. Diese Banker werden erkennen, wie sinnlos es ist, die kompletten Schulden in ihren Bilanzen zu lassen, denn sie kennen nur zu genau die giftige Wirkung der Zwangssparprogramme, die Griechenland zugemutet werden.
Wirtschaftsstimulus:
Eine Rückkehr zur Drachmen-Währung würde einen starken Stimulus für die griechische Wirtschaft ermöglichen. Aber alles hat seinen Preis. Währungsentwertung ist ein doppelschneidiges Schwert. Die potentiellen Vorteile aus billigeren Exporten (einschließlich Tourismus) werden durch höhere Energiekosten sowie andere Importkosten ausgeglichen (wie z.B. Autos, Mobiltelefone und Maschinen& Ausrüstung). Geschichtlich betrachtet sind Währungsentwertungen ein effektives Instrument, das zu einem soliden Stimulus führt aber auch zu stetig steigender Preisinflation. Wie auch andere europäische Nationen ist Griechenland kein Feind sozialistischer Lösungen, die das Elend breiter zu verteilen.
Revanche für die Giftpille:
Durch eine Rückkehr zur Drachmen-Währung könnte die IWF/ EU-Giftpillenlösung auf nationaler Ebene zurückgewiesen werden. Austeritätsmaßnahmen haben keine Erfolgsbilanz. Sie sind ruinös, führen zu steigenden Staatsdefiziten, höherer Arbeitslosigkeit und zu mehr sozialer Unordnung - und trotzdem drängt die Banker-Elite auch weiterhin auf solche Nicht-Lösungen. Die Ablehnung des Austeritätsprogramms würde eine nationale Welle des Stolzes und der Feierlichkeit mit sich bringen. Wenn die Griechen die einschneidenden Sparmaßnahmen rückgängig machen, würde dieser Schritt ein Jahr später für einen erneuten Puff sorgen. Die aufgeblähten Staatsgehälter würden bleiben und schwere Kosten verursachen. Die Drachme würde später unter anhaltender Entwertung zu leiden haben. Das würde die dosenweise Verabreichung von Stimuli erfordern. Das gemeinsame Übel der Preisinflation wäre die Folge.
Autonomie & Kontrolle:
Eine Rückkehr zur Drachmen-Währung würde eine nationale Bewegung des griechischen Volkes ermöglichen, um das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. Die griechische Bevölkerung sieht sich den Dikta und erzwungenen Lösungen ungefragt und ohne Gegenwehr ausgesetzt. Sie erkennen Zwiespältigkeiten, da andere europäische Nationen ebenfalls die Richtlinien verletzen. Egal, dass ungefähr 11% bis 12% aller griechischen Arbeitsplätze im öffentlichen Sektor sind. Auch bei der blühenden Steuerhinterziehung muss man wohl wegschauen wie auch bei der Korruption, die allerdings in Italien viel ausgeprägter sein könnte. Der psychologische Vorteil der Rückkehr zur Drachme liegt darin, dass man den Bankern ins Gesicht spuckt und die Kontrolle über die Nation zurückerhält. Jedoch für das Nationalgefühls und den Nationalstolz ist es wertvoll; und ironischerweise würde ein solche Entwicklung ebenso den größten Teil der internen Reformen verhindern.
Vorläufer des neuen NordEuro
Machen Sie sich bereit für eine Euro-Währung mit einem schnittigeren Aussehen, bei der das Fett der PIGS abgespeckt wurde. Die nächsten drei sehr, sehr großen Kandidaten werden bald am Boden sein - für Spanien, Portugal und Italien wird es zu viel schwereren Krisen kommen. Die Banken dieser Nationen werden Zusammenbrüche erleiden, der Umfang der Liquidierungen und Aktienmarktverluste wird steigen wie auch die Preise für CDSwap-Kontrakte, die Zahl der Rettungsanträge und verzweifelter Fusionen etc. Diese drei Nationen fehlen noch im berühmt gewordenen Kürzel "PIGS", denn Griechenland hatte bei Weitem zu viel Aufmerksamkeit und Presse bekommen. Als die Nachrichten über die griechischen Staatsschulden einschlugen und sich von Februar bis Mai anreicherten - war Spanien während dieser Zeit wirklich fest entschlossen, Reformen durchzusetzen? NEIN! Hat es in Spanien schwerwiegende Liquidierungen und Abschreibungen bei den Banken gegeben? NEIN! Sie haben es herausgezögert. Die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt auf die anderen notleidenden PIGS. Griechenland diente nicht nur dazu, die Aufmerksamkeit von den anderen PIGS-Nationen abzulenken sondern auch von den Vereinigten Staaten und Großbritannien. Die Episode ausfallender Staatsschulden wird so lange nicht vorüber sein, bis auch die US-Staatsanleihen und die UK-Gilts scheitern - auch wenn es dabei um technische Ausfälle geht. Alle vier PIGS-Nationen werden von der formalen Teilnahme am Euro-Währungssystem ausgeschlossen. Ökonomie und Nationalismus diktieren das.