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Gold am Gängelband der Devisenspekulanten

11.06.2010  |  Wolfgang Weber
Erneut testete Gold in US Dollar den Widerstandsbereich um 1.250 US-Dollar die Unze (1 Unze= 31,10348 Gramm) und scheiterte vorerst daran. Sollte diese Kursmarke nun nicht zeitnah nach oben durchbrochen werden, so könnten die von uns genannten Kauf-Limits gestaffelt 1.180, 1.160 und vor allem 1.100 US-Dollar die Unze relativ schnell greifen. Kurse unter 1.080 würden dann auch sogar Preise von 1.020 oder die glatte Marke von 1.000 US-Dollar die Unze möglich machen.

Die politische und finanzpolitische Großwetterlage in Europa und USA lassen allerdings einen "schwachen" Goldkurs dauerhaft nicht zu. So lange weitere mögliche Staatsbankrotte und auseinanderbrechende Leitwährungen diskutiert werden, bleibt als Fluchtwährung nur Gold. Dazu kommen sinkende Förderraten des gelben Metalls weltweit mit Ausnahme von China, dem mittlerweile größten Goldproduzenten.

Trotzdem ist im kurzfristigen (!) Betrachtungszeitraum Gold zum Spielball von Hedge-Fonds und Währungsspekulanten Euro gegen US Dollar geworden und auf diesen Spielwiesen können Kursexzesse in die eine oder andere Richtung schnell von statten gehen. Klassische Indikatoren für den Goldmarkt sind derzeit einfach außer Kraft gesetzt, also Zahlen zur Schmuckindustrie, Abnahmemengen von Indien, China sowie Türkei und Mittlerer Osten, Recyclingaufkommen, schwacher US-Dollar starkes Gold und umgekehrt, Verkäufe von Zentralbanken, Fördersituation der Minen um die wichtigsten zu nennen.

Zusammenfassend lässt es sich derzeit wohl am trefflichsten so formulieren: Fundamental und strategisch betrachtet (Verfügbarkeit des Stoffes und Nachfrage) ist ein weiterer Gold-Kursanstieg höchst wahrscheinlich, da im Prinzip das Nachfrageverhältnis zu Liefermöglichkeit einer Unze Gold auf der Welt in zehn Jahren bei ungefähr 200:1 stehen wird.

Goldpreise von unter 1.000 US-Dollar die Unze sind für viele Goldproduzenten (Minen) schon defizitär, da explodierende Energie- und Wasserkosten die Wirtschaftlichkeit stark beeinträchtigen. Technisch und operativ kurzfristig gesehen ist es durchaus möglich und auch "gesund", dass Gold korrigiert und die oben genannten Kauflimits auslösen könnte. Einen echten Stopp-Loss in bestehenden Gold Long-Positionen allerdings muss man sich erst setzen, wenn der Goldkurs nachhaltig unter 1.000 US-Dollar die Unze brechen sollte. Für viele derzeit unvorstellbar und gerade deswegen sollte man es gedanklich durchspielen.

In Euro gerechnet ist beim Goldkurs durch den "starken" US-Dollar derzeit alles möglich. Hier könnte man schon eher von einer echten Blase sprechen und auch hier sollte man durch Kauflimits zwischen 750 bis 880 Euro die Unze versuchen, das Edelmetall zu interessanten Kursen zu erwerben.

Dieses Szenario könnte eintreten, wenn der schon hysterische Abverkauf des Euro gegen US-Dollar wieder nachlässt und die Devisentrader ihre Positionen drehen und dann statt der "Lepra wieder Pest" vorziehen und Euro gegen US-Dollar long gehen. Sollten allerdings die Probleme der Euro-Zone kurzfristig nicht mehr bemäntelt werden können und der Euro weiter ab verkauft werden, so sind Kurse um 1.200 Euro und höher die Unze schon schnell Realität.

Die Liefersituation am physischen Goldmarkt (und nur dieser ist letztendlich real) ist nach wie vor angespannt. Äußerst schleppend kommen die Prägeanstalten langsam wieder mit der Herstellung der gängigsten Anlagemünzen wie Krügerrand, Maple Leaf, Wiener Philharmoniker und US Eagle in Gold und Silber nach. Hier werden derzeit erst einmal die 1 Unze Bullion Coins geprägt, während die Fractionals also ½, ¼ und 1/10 bis 1/20 Unze frühestens wieder im Herbst ausreichend verfügbar sein werden. Und das alles, weil ein paar hunderttausend von sechs Milliarden Erdenbürgern die Nachfrage spürbar erhöhten und die Münz-Hersteller innerhalb weniger Tage lahm legten.

Im Anlage-Barren-Bereich sind zumindest 250 bis 1.000 Gramm langsam wieder bestellbar und nach zehn Tagen auch lieferbar. Die wesentlich beliebteren 1 Unze bis 100 Gramm Barren sind ebenfalls noch mit Bestell- und Lieferproblemen behaftet, aber es gibt Licht am Horizont.

Wer unseren, etwas verfrühten, Empfehlungen vor circa sechs Wochen Folge leistete und Platin und Palladium mit satten Gewinnen verkaufte, ersparte sich das Blutbad was folgen musste und Palladium von 550 auf 430 US-Dollar die Unze zurechtstutzte. Diese Unterstützung könnte jetzt einen vorsichtigen Kauf ergeben der sofort glatt gestellt werden muss wenn Palladium nachhaltig unter 400 US-Dollar die Unze abtaucht. Dasselbe gilt analog für Platin wo der Ausstiegskurs eventueller Long-Positionen bei 1.480 US-Dollar die Unze liegen sollte.

Silber verursachte den Investoren in den letzten Wochen auch wieder die üblichen "Heiss-Kalt-Bäder" zwischen 19.81 und 17.43 US-Dollar die Unze und der Stopp-Kurs für Long-Positionen muss hier unbedingt bei Bruch der 17 US-Dollar liegen. Wobei fundamental betrachtet, Silber für die kommenden zehn Jahre noch eine höchst spannende Story haben sollte, nicht als mögliches Währungsmetall, aber als Industriemetall mit Edelmetalleigenschaften.

Hier dürften die Höchstkurse der 80er Jahre von 50 US-Dollar die Unze schneller möglich sein als gedacht und inflationsbereinigt bei 100 US-Dollar liegen. Somit hat der derzeitige Preis von rund 18 US-Dollar die Unze übergeordnet noch viel Luft nach oben. Von kurzfristigen Trades in diesem kleinen und hoch volatilen Markt sei an dieser Stelle dringend abgeraten.


© Wolfgang Weber
Taurus Investors (www.taurusinvestors.com)



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